
Hotelpläne lassen Wogen hoch gehen
Die Stimmung bei den Anrainern rund um den Astberglift ist am Nullpunkt. Grund dafür sind die Pläne der Bergbahnen Wilder Kaiser, die die Astbergbahn und das Skigebiet Going betreiben: Sie möchten an der Talstation der Sesselbahn ein Hotel errichten. Damit hoffen die Bergbahnen, das wirtschaftliche Überleben der Astbergbahn zu sichern.
„Es gibt ja schon länger Handlungsbedarf bei der Astbergbahn“, betont Goings Bürgermeister Alexander Hochfilzer, der als Befürworter des Projekts gilt. Fakt sei, dass in den vergangenen Jahren rund 200 Betten im Drei- und Vier-Sterne-Segment weggefallen seien. Er stellt klar: „Es handelt sich hierbei nicht um einen Feldversuch. Es gibt ein deckungsgleiches Hotel nur wenige Kilometer weiter, das gut funktioniert.“ Ähnlich wie die „Tirol Lodge“ in Ellmau soll der neue Beherbergungsbetrieb in Going aussehen – und im Übrigen auch so heißen.
Nicht nur die Anrainer hadern mit dem Projekt, auch bei der Liste Fritz rumort es. Sie kritisieren, dass für das Vorhaben eine rund 22.000 Quadratmeter große Wiese mit 288 Betten, 275 Autoabstellplätzen, Swimmingpool und Restaurant zugebaut werden soll. „Das ist überdimensioniert und nicht notwendig. Noch dazu ist diese grüne Wiese als hochwertige landwirtschaftliche Vorsorgefläche ausgewiesen und unter Schutz gestellt. Wie beim umstrittenen Gewerbegebiet Unterbürg in St. Johann soll die Unterschutzstellung aufgehoben und die Wiese zugebaut werden. Das ist der nächste Griff nach wertvollen landwirtschaftlichen Flächen, so gehen Bodenfraß und Bodenversiegelung ungezügelt weiter“, warnen Liste-Fritz-Klubobmann Markus Sint und Bezirkssprecher Sepp Niedermoser.
Bauern fordern ein Umdenken
Auch die Bauern haben keine Freude mit den Plänen der Bergbahnen: „Landwirtschaftliche Vorsorgeflächen wurden ausgewiesen, um wertvolle Produktionsflächen zu erhalten und vor Verbauung zu schützen. Das ist aufgrund des großen Drucks auf Grund und Boden in Tirol auch dringend notwendig. Unabhängig von diesem Projekt finde ich es falsch, zu leichtfertig mit der Aufhebung dieses Schutzes umzugehen. Aus meiner Sicht sind nämlich auch eine gesicherte Lebensmittelversorgung und der Erhalt unserer Kulturlandschaft von öffentlichem Interesse. Wir müssen daher dringend umdenken und dürfen beim Thema Weiterentwicklung nicht immer als erstes den Neubau auf der grünen Wiese ins Auge fassen“, betont Tirols Kammerobmann NR Josef Hechenberger.In dieselbe Kerbe schlägt Bezirksobmann Josef Fuchs: „Wir wissen, dass im Bezirk Kitzbühel der Druck auf die landwirtschaftlichen Flächen enorm ist. Wenn diese Hektar um Hektar verschwinden, fehlen uns langfristig auch die Rinder für die Almbewirtschaftung. Auch daran sollte man aus touristischer Sicht denken.“
„Wir sind uns sehr wohl über die Tragweite des Projekts bewusst und wissen, dass es sich wahrscheinlich um eine der größten und schwersten Entscheidungen handelt, die wir in den letzten Jahrzehnten zu treffen hatten“, stellt Goings Dorfchef klar.
Am Dienstagabend (Anm.: nach Redaktionsschluss) diskutierte der Goinger Gemeinderat über das Projekt. Hochfilzer betont, dass dieses nur dann funktioniert, wenn ein Großteil der Bevölkerung dahintersteht. Er steht daher einer Volksbefragung positiv gegenüber. Wie auch immer diese ausgehen werde, für ihn sei das Ergebnis bindend.
Tourismusverband befürwortet Hotel
Der Tourismusverband Wilder Kaiser befürwortet die Absicherung des Liftbetriebs am Astberg als wichtige Freizeitinfrastruktur. Ein bergbahneigenes Hotel an der Talstation, so Geschäftsführer Lukas Krösslhuber, das bei der Umsetzung Rücksicht auf ökologische und soziale Bedürfnisse des Ortes nehme, könne eine geeignete Maßnahme dafür sein. Zurückhaltend zeigen sich hingegen die Vertreter der Bergbahnen, allen voran Geschäftsführer Johannes Winkler. Man wolle zunächst die Entscheidung des Gemeinderats abwarten.
LA Sint (Liste Fritz) stellt klar: „Auch wenn dieses Großhotel aus unserer Sicht unsinnig ist, fürchten wir uns keinesfalls vor einer Volksbefragung in Going. Wir sind überzeugt, dass die Bevölkerung das nächste Zubetonieren landwirtschaftlich hochwertiger Flächen und die Schaffung weiterer Gästebetten ablehnen wird. Nicht zu vergessen ist die ungelöste Verkehrsfrage, denn es wären deutlich mehr Zu- und Abfahrten zum Großhotel zu erwarten. Klar muss sein: Wenn der Gemeinderat eine Volksbefragung beschließt, dann hat er sich auch an das Ergebnis zu halten.“