
Plöckenpass: Neue Pläne, alte Ängste - Klares Nein des Kitzbüheler Gemeinderates
In der jüngsten Sitzung des Kitzbüheler Gemeinderates stand auch das Thema "Plöckentunnel" auf der Tagesordnung. Bürgermeister Klaus Winkler informierte über die letzten Entwicklungen in der Causa – zum einen gibt es einen engen Austausch mit dem Büro des Tiroler Landeshauptmannes Anton Mattle, zum anderen hat Winkler in seiner Funktion als Aufsichtsrat an einer Sitzung der Felbertauern AG teilgenommen. Auch hier war der Tunnel ein Thema. Es gäbe derzeit viele Spekulationen über die Auswirkungen eines möglichen Plöckentunnels, so der Stadtchef. Aus Sicht der Stadtgemeinde sollte eine klare Botschaft formuliert werden, war sich der Gemeinderat einig. Man spricht sich gegen den Plöckentunnel aus, da aktuell Gefährdungen und ein stärkeres Verkehrsaufkommen zu erwarten sind. "Meines Wissens sind wir die erste Bezirkshauptstadt, die einen solchen Beschluss fasst", betonte Winkler. Auch Gespräche mit dem Planungsverband sollen angepeilt werden. Der Beschluss gegen den Plöckentunnel fiel naturgemäß einstimmig.
In Sachen Plöckenpass gibt es wie berichtet neue Entwicklungen: Nach einem Felssturz vor rund zwei Jahren wurde die aktuelle Verbindungsstraße einigermaßen hergestellt und diesen Frühling – nach 500 Tagen – wieder geöffnet.
Die bestehende Straße sei jedoch keine dauerhafte Lösung, wie es schon bei diesem Festakt hieß. Mittlerweile kristallisierte sich die Variante „Scheiteltunnel“ – rund vier Kilometer lang – als Favorit für eine entsprechende neue Verbindung heraus. Wie Medienberichten aus Kärnten und Osttirol zu entnehmen ist, wird das Ziel im Rahmen verschiedenster Arbeits- und Vernetzungstreffen konkreter. Das wiederum sorgt nicht nur im Bezirk Kitzbühel für Unruhe.
„Die Bemühungen von damals waren richtig und wichtig.“
Alexander Gamper, Landtagsabgeordneter (FP)
Eine neue Transitroute wird befürchtet, die die verkehrsgeplagte Region endgültig zum Erlahmen bringt. Sowohl jene, die sich vor 40 Jahren gegen einen Plöckentunnel verwehrt haben, als auch neue Gruppierungen bringen sich in Stellung. Wie berichtet forderte kürzlich die Liste Unabhängige Kitzbüheler zudem einen Schulterschluss der Stadtgemeinde für ein Nein.
„Schwerverkehr abhaken“
Einer, der sich intensiv mit den bisher bekannten Plänen befasst hat, ist LA Alexander Gamper aus Kitzbühel. Für ihn deutet der derzeitige Projektstand jedoch nicht auf freie Fahrt für alle hin, wie er sagt. Deswegen gibt er gegenüber dem Kitzbüheler Anzeiger in einem Statement Entwarnung – vor allem in Hinblick auf den großen Knackpunkt der Causa: „Das Thema Schwerverkehr können wir diesbezüglich abhaken.“
„Das neue Projekt mit dem Scheiteltunnel hat mit dem alten überhaupt nichts zu tun.“
Alexander Gamper
In dasselbe Horn stößt auch Koordinator Ingo Ortner vom Gemeindeverband Hermagor auf Nachfrage des Kitzbüheler Anzeigers: „Schwerverkehr ist vollkommen ausgeschlossen, auch von den Friaulanern.“ Denn das sei von beiden Seiten gar nicht gewünscht. Viel mehr gehe es um eine sichere, stabile Verbindung über den Plöckenpass, die auch der Wirtschaft bzw. der gesamten Region nütze. Als übernationales Projekt rechnet man sich übrigens gute Chancen einer Co-Finanzierung im europäischen Rahmen aus. Für den Bau werden Investitionssummen zwischen 350 und 500 Millionen Euro kolportiert.
LA Gamper ergänzt, dass eine Lösung, die das gesamte Gebiet im Blick hat, sogar der Infrastruktur im Bezirk über Umwege zugute kommen könnte. Der Scheiteltunnel würde – das legt eine Plöcken-Studie des Landes Kärnten von 2019 nahe – nur eine marginale Mehrbelastung von ca. 100 Fahrzeugen pro Tag bedeuten, zitiert der Landtags-
abgeordnete aus den ihm vorliegenden Daten.
Er hegt Verständnis für die bestehenden Ängste, und lobt die Bürgerinitiative von vor 40 Jahren: „Die Bemühungen von damals waren richtig und wichtig. Das Projekt heute mit diesem Scheiteltunnel hat mit jenem von früher allerdings überhaupt nichts zu tun. Das ist eigentlich die Kernaussage.“
Tirol habe in der Causa ohnehin nichts mitzureden, schildert Gamper: „Wenn die das wollen, und die finanziellen Mittel freigemacht werden, werden sie das bauen“, ist er überzeugt. Er sehe jedoch die Lage entspannt, weil das aktuelle Projekt keinerlei Ähnlichkeiten mit dem früheren habe.
Und dennoch würde Gamper bei allfälligen Abstimmungen dem Tunnel nicht das Ja-Wort geben, wie er gegenüber dem Anzeiger sagt, „es bricht jedoch keine Welt zusammen, falls er in der Form, wie er jetzt präsentiert wird, doch kommt.“

