Kitzbüheler Anzeiger

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Aktuell 27. Mai 2021 3 Frauenberatung wird aber immer noch gespart noch fehlt: Geld hat fast jeder Fall, den wir be- treuen, in irgendeiner Form mit Gewalt zu tun“, veranschaulicht Magerle. 50.000 € von Land und 20 Gemeinden gefordert Zurück zum G eld. Es geht um keine Millionenbeträge: Laut Kalkulation von Magerle müss- ten die Gemeinden im Be- zirk insgesamt . Euro auf- bringen. „Würden w ir vom Land Tirol . Euro pro Jahr be- kommen wären w ir ausfi nan- ziert und der Weg zur Frauen- servicestelle frei.“ Der Weg wäre damit auch frei zu den Förder- töpfen d es Bundes, denn das Mädchen- und Frauenbera- tungszentrum Bezirk Kitzbü- hel erfüllt zwar alle Kriterien einer Frauenservicestelle, wie Öff nungszeiten und Betreu- ungsangebot – nur erhält e s zu wenig Förderung v on den Ge- meinden und dem Land Tirol um laut Gesetz vom Bund als Frauenservicestelle offi ziell an- erkannt zu werden. Ein nicht nachvollziehbares Gesetz, über d as nicht nur Ma- gerle immer wieder den Kopf schütteln k ann. Die Kirchber- ger SPÖ-Landtagsabgeordnete Claudia Hagsteiner brachte im letzten Jahr einen Antrag ein, damit die Tiroler Landesregie- rung erreichen soll, dass der Bund das einzige Frauenbera- tungszentrum im Bezirk Kitzbü- hel gebührend anerkennt – und damit auch die dringend benö- tigten Fördergelder in den Be- zirk fl ießen. B islang ohne Erfolg. Noch merkt man nichts.. Von den politischen Ankün- digungen aufgrund der vielen Frauenmorde merkt man in St. Johann noch nichts: „Aussicht auf mehr Geld haben wir noch keine. Für haben wir vom Land Tirol zum Beispiel noch gar nichts bekommen.“ Das Beratungszentrum muss alles vorfi nanzieren. Kein Geld für P räventionsarbeit Was Magerle auch wurmt ist, dass kein Geld für P räventi- onsarbeit vorhanden ist. „Wir müssen a ll unser Kapital in die Beratungen und in die Notwoh- nungen stecken, dabei wäre die Arbeit mit jungen Mädchen s o wichtig, damit sie gar nicht erst in solche Situationen geraten“, sagt Magerle und ergänzt: „ man kann von niemandem erwarten, dass er alles immer ehrenamt- lich macht.“ Im Tiroler Landtag wurde letzte Woche der All-Partei- en-Antrag zum ema „Maß- nahmen für m ehr Gewaltschutz und - prävention“ e instimmig be- schlossen, darin wird auch mehr Geld für Frauenberatung gefor- dert. Wieder einmal. Johanna Monitzer Aus der Nähe Frau X hat Angst Bezirk | Frau X ist seit Jahren mit ihrem Mann verheiratet. Sie leben in einem gepfl egten Ein- familienhaus. Seit ihr Mann vor einigen Jahren in Pension ge- gangen ist, wurde das Zusam- menleben immer schwieriger. Frau X schildert einer Beraterin im Mädchen- und Frauenbera- tungszentrum ihre Lebensum- stände: M ein Mann war bei sei- ner Arbeit immer viel auf Reisen. Wenn er nach Hause gekommen ist, war er o müde. I ch musste ihm alles recht machen, das war gar nicht so einfach. Manch- mal war er mit dem Essen nicht zufrieden oder ich hatte nicht gut genug aufgeräumt. So ist es schon viele Jahre, eigentlich fast so lange wie wir verheira- tet sind – es kam immer wie- der zu Auseinandersetzungen. In den letzten Jahren wurde das immer mehr. Zuerst hat er mich nur angeschrien, dann hat er mich mit immer schlimme- ren Worten beschimp . Manch- mal auch geschlagen. Kinder und Nachbarn sollten nichts merken Ich habe das alles ausgehal- ten. Ich wollte nicht, dass die Kinder oder die Nachbarn et- was davon bemerken. Manch- mal musste ich langärmelige Kleidung anziehen wegen der blauen Flecken am Arm, wenn er mich festgehalten hat und ge- gen die Wand im Wohnzimmer gedrückt h at. „Ich möchte so nicht mehr weiterleben“ Vor einem Monat ist er dann total ausgerastet und hat mich geschlagen. Ich konnte mich kaum mehr auf den Beinen hal- ten, ich war fast bewusstlos. Ir- gendwie konnte ich ins Schlaf- zimmer fl üchten und m ich dort einsperren. Geschlafen habe ich die ganze Nacht nicht. Ich hatte starke Schmerzen. Und Angst. Seither denke ich nach, wie es weitergehen soll. Ich möchte so nicht mehr leben. Aber ich weiß n icht, was ich tun soll. „Was soll ich machen? Ich war immer Hausfrau“ Die jahrelange ständige A ngst, vor allem seit er in Pension ist, und dass ich immer genau über- legen muss, was ich sage und ob ich alles richtig mache, damit kein Streit au ommt, schaff e ich nicht mehr. Er hat mich kaputt gemacht. Aber in mei- nem Alter ist es nicht so ein- fach auseinander zu gehen. Ich war immer Hausfrau und bei den Kindern daheim, ich habe keine eigene Pension. Ich bin von meinem Mann abhängig. Was soll ich machen? Anonymisiertes Gesprächs-Pro- tokoll des Mädchen- u nd Frauen- beratungszentrum Bezirk Kitzbü- hel. Frau X ist ungefähr Jahre alt und lebt im Bezirk Kitzbühel. So viel zahlte die öff entliche Hand 2020 Land Tirol 16.848 Euro Gemeinden 14.280 Euro Frauenministerium 5.600 Euro Corona Hilfe 4.458 Euro Renate Magerle: „Im Grunde hat fast jeder Fall, den wir im Beratungs- zentrum betreuen in irgendeiner Form mit Gewalt zu tun. Gewalt hat viele Gesichter“ Foto: Archiv Bgm. Walter Astner: „Es bleibt zu hof- fen, dass auch an- dere Gemeinden im Bezirk ihren Beitrag leisten bzw. erhöhen.“ Foto: Archiv 8. 000 € 1. 300 € 700 € 600 € 580 € 500 € 500 € 400 € 360 € 8. 000 € 1. 300 € 700 € 600 € 1. 000 € 400 € ST. J O HA N N FI EB ERB RU N N K IRCHDORF OBERNDORF ST. U LRI CH K ÖSSEN K ITZB ÜHEL K IRCHB ERG AURACH
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