Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 22. Oktober 1955 niedriger T a b e r n a k e 1, dessen'Eisen- kassette von dunkel geheiztem Holz Um- schlossen wird. Nur die Türflügel zei- gen das vergoldete Metall. Aus ihm leuchten in den Glasflüssen des Zellen- emails die Bilder des Gekreuzigten auf dem linken und des siegreich Auferstan- denen Christkönigs auf dem rechten Flü- gel. Grundverschieden sind em Thema gemäß in beiden Darstellungen auch die Farben des Schmelzes: Der Körper des Gekreuzigten glänzt dunkel im Violett des quälenden Schmerzes, im Rot des Blutes und im Todesgrün des erblassen- den Leibes. Dagegen strahlt der Christ- könig im leuchtenden Weiß seines Klei- des und im Rosa des freudigen Sonntags Lätare. Die fünf Blutwunden sind dun- kelrote Linsen. Man ist auf den ersten Blick hin versucht, die moderne Zeich- nung der Gestalten als kunstlos und kin- dertümlieh abzulehnen. Erst eine genau- ere Betrachtung zeigt, wieviel Ueber - legung und Können darin stecken. Dem Altar fehlt ein eigentlicher A u s s e t - z u n g s t lire n. Wie hätte man auch die betonte Waagrechte des Opfertisches mit der Senkrechten eines geschlossenen Aufbaues, wie ihn die naehnazareni- sehen Tabernakel meist aufweisen, zel- stören können? Und doch sollte die aus- gesetzte Monstranz einen bergenden Raum um sich haben. Den schaffen zur Genüge fünf dünne, vergoldete Messing- stäbe, die um und hinter dem Taberna- kel sich erheben und nach oben in ei- nein Halbkreis sieh zusammenfinden, wobei sie zihöchst eine kleine Krone tragen. Eine auf der Oberseite des Ta bernakels eingebaute indirekte Beleuch- tung strahlt sowohl die Monstranz wie die umhüllenden Stäbe an und verstärkt die Wirkung. Die technische Ausführung des Tabernakels wie: auch der Kirchen- tür besorgten die Brüder K a r 1 und Walter Grjeßer in Innsbruck. Bei- des wie auch die ganze Idee darf man wohl als restlos gelungen bezeichnen. Vom Altartisch wie von der rück- wärtigen Kirchenmauer in gleicher Wei- se durch einen Zwischenraum getrennt, zieht in einem Bogen eine etwa einein- halb Meter hohe Mauer, die in einem tiefen Ultramarinblau geförbelt wurde. Sie ist als Gegengewicht gegen das Weiß des Marmors und das Dunkelrot der F'ußhodenplatten unbedingt notwendig. Eineigentlicher Aufbau fehlt dem Altar. U'eber ihm, an der Rückwand der Kir- die, ist nun eine neue M u t t e r g o t - t e s s k u 1 p t u r des akademischen B i d- h a u e r s Müller aus Pfaffensehwendt befestigt. Von einem weiten Mantel um- geben, steht sie auf der Weltkugel, die Hände segnend ausgebreitet. Das Innere des Mantels und das Kleid sind in einem dunklen Ockerton lasiert. die Außenseite bläulich, beide Töne sind ungefähr den in 'der Kirche verwendeten angepaßt. Auf dem Haupte trägt die Figur eine Krone. Sie scheint aber zu naturalistisch und zu schwach im Ausdruck. Jedenfalls fehlt ihr die Bewegung, wie sie Z. B. Kitzbüheler Anzeiger der Engel an der Altarmensa, so pracht- voll zeigt. Irgendwie ist man nichtganz befriedigt.. Ein heiliger Primus und Fe- lizian, die zwei Schutzpatrone der Kir- che, sollen vom gleichen Bildhauer noch nachgeliefert werden. Zum Schluß noch ein paar andere Einzelheiten: Die Seitenaltäre haben den gleichen Aufbau mit der Marmorumhül- lung wie der Hochaltar. Vorläufig muß man für sie noch die 1889 geschaffenen Altarblätter verwenden. Es wird unbe- dingt nötig sein, auch hier etwas Neues zu schaffen. Ob Skulpturen, Freskos oder eine Umrißmalerei eines Sgraffito, steht noch dahin. Als Kanzel dient nun ein schlichter Ausbau in der mittleren Hö- he der linken Kirchenwand. Die Färbe- lung paßt sieh den gewohnten bläulich- gelben Tönen an. Die neuen Bänke sind heilfärbig und praktisch. Nicht überse- hen werden dürfen noch die neuen,schön gearbeiteten. bequemen Eeiehtstühle, die nach Angabe des Architekten von der Tischlerei P u t z in F'ieberbiunn ange- fertigt wurden. Ebenso wie diese Pläne stammen auch die Gedanken für die ganze Um- und Ausgestaltung sowie die Entwürfe für das Speisgitter, den Altar- tisch und Sonstiges vom Architekten Josef Lackner, Mati'ei, der damit zum erstenmal Gelegenheit hatte, in der Hei- mat einen schönen Beweis seines künst- lerischen Empfindens abzulegen. Die zeichnerische Wiedergabe mancher Ideen lieferte der schwer invalide Künstler Fritz Berger in Innsbruck. Alle übrigen Arbeiten konnten ortsansässigen Geschäften übergeben worden, wor- in wir den erfreulichen Beweis hand- werklichen Könnens am Lande sehen dürfen. Der Entschluß zu einer solchen Kir- chenrenovierung ir- e'h'enrenovierung war hier en doppeltes Wagnis, ein künstleri- sches und ein finanzielles. Daß die: Mit- tel für all diese Arbeiten im großen be- reits gesichert aind, stellt der Pfarrge- meinde das Zeugnis aus, daß sie Sinn und Empfinden für ideale Werte hat, die man nur durch Opfer erhalten kann. Es war aber durchaus nicht selbstver- ständlich, daß die Leute mit den Ueber- legungen des Pfarrers Josef Paulmiehl mitgehen und das viele: Neue und Un- gewohnte annehmen würden. In der Mehrzahl ist das aber bereits geschehen und wird wohl in kurzem noch mehr der Fall sein. Selbst, wer nur drei Vier- tel des Geschaffenen für gut brachten würde, muß doch zufrieden sein, denn wo ist menschliches Empfinden zu hun- dert Prozent erfolgreich? Wir können nicht saben, ob der künstlerische: Ge- schmack irr 50 Jahren noch der glei- che sein wird wie ihn die ältere Gen,- -- ration ene ration der Gegenwart 'oder gar die' An- hänger der modernen Richtung heute hat. Mag sich das entwickeln wie im- mer, die Hauptelemente, die in der ge- genwärtigen e genwärtigen Restaurierung neu geschaf- fen wurden, also Kirchentür, Speisgit- ter, Altartisch und Tabernakel werden Seite 3 sowohl wegen der Qualität des Materials wie auch wegen der von ihnen ausge- henden Wirkung auch vor kritischen Augen der Zukunft bestehen können und 'erhalten bleiben. Damit allein schon wäre die Renovierung von Fie- berbrunn gerechtfertigt. Sie' zeigt auf alle Fälle einen neuen Weg, der freilich nicht überall gangbar ist, in besonderen Verhältnisse und nach reiflicher Ueb'er- legung aber berechtigt 5:d:jfl und Erfolg haben dürfte. Dr. Matth. M a y e r I3irtetjafiSbunÖ 6,recfjabenb Am 19. Oktober 1955 fand im Restau- rant C ii i z z 'o ein Sprechabend desWirt- sehait.sbundes statt, den Stadtobmann Gemeinderat Toni Kalilhacher leitete und bei dem Bezirksobmann Hermann G a i s b i e ii 1 e r ein interessantes Refe- rat über die: politische und wirtschaft- lieh'e. Lage in Oesterreich hielt. Gais- biehler, dci' heuer zum Bezirksste11en:ob inann der Tiroler Ha ndeiskanner er- nannt wurde, sprach über das Deutsche Eigentum nach dem Staatsvertrag', über den Streik bei Gräf und Stift in Wien, über das Erdöl, den 'Benzinpreis, das Bundesheer, den Milchpreis, die Arbeits- zeitverordnung', die Sc:lbständige.nv:ersh eherung, den A,ei'z te.str'eik und über Neu- w ahlen. An der Versammlung nahmen Bürger - meister Dr. C. v Busehman, die Kam- merräte A.ltb'ärgernieister Walter Hirns- berger, August Höbart, der neugewählte Sta,dtobiy:airn des Arbeiter- und 'Ange- s tehltenbuncies Direktor Karl Grißrnann, der Sta:dtob,m:ann der OeVP Toni Pich- ler, Gemeinderat Fritz Schweinester So- wie eine Anzahl Ge'werbetreibe.nd.e und Angehörige freier Berufe der Stadt Kitz- bühel teil. Obmann Ka.?rlbaehei' verlas ein Proto- koll des Bezirksobmannes der Sektion Fremdenverkehr Karl R a i n e r, St.. Ja- hann, wonach die Frem'denverkehrshc- triebe in St. Johann 4,5 Millionen Schij- hing Besatz.ungssehäden erlitten. Von dieser Summe wurden bisher erst 14 0/0 vergütet. Stadtobmann To'ni Pichler be:- kritelte die: Lage. im Eisensektor' 'und kam Zur Feststellung, daß das eisenver- arbeitende Kleingewerbe jetzt sehleich- ter dran ist wie: in den Jahren 1944-451 ubafl in ibüe1 Am Sonntag, 23 Oktober Meister- schaftsspiel eister- scha.ftsspiel gegen den SV Je:n b a. e h, Anstoß: 15 Uhr. Die Reserven spielen um 13,15 Uhr. Filmtheater KUzbWieI 22. u. 23. Okt.: Ball in Savoy Okt.: Herzen im Fieber u. 26: Verdächtiger Eheurlaub 27. X.: Magdalena -- Tagebuch einer Verlorenen Fllmtheater St. Johann L T. 22. u. 23 Okt.: Straßenserenade, Okt.: Feind im' Dunkel u. 26.: D. Geheimnis v. Schloß. Orth
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