Kitzbüheler Anzeiger

Archiv Viewer

Ausgabe im Vollbild öffnen
Zurück zur Übersicht
fltarLvcie burcb Ieiljbi Wie bereits berichtet., findet am 22. und 23. Oktober 1955 in Fieber- br cnn die. Renovierungsfeier der Pfarrkirche statt.. Zu dieser Feier kommt Weihbischof Dr. Johannes F' ii- z e r nach Fieberbrunn. Das. Programm: Samstag, 14,30 Empfang Sr. Exzellenz 16,30 Uhr Alta.rweihe 19: Musikstän,dch. am Pfarrhof Sonntag, 23.: 9 Uhr Einzug in die Kirche. und Pontifikalamt. Prof. Dr. Dr. Matthias Mayer, Pfarrer in Going, der bekannte Hei- matforscher u. Kunstkritiker, schreibt zum Umbau und zur Renovierung der Fie.be.rbr unner Pfarrkirche: Nicht das 0 b, sondern das W i e stand zur Debatte, als man sich über die Re- staurierung der Kirche in F'ieberbrunn die ersten Gedanken machte. Sie hatte nach verschiedenen Umbauten 1854 die jetzige Gestalt erhalten, also in einer Zeit, da man möglichst nüchtern arbei- tete. Dabei ist das Gotteshaus für eine La.ndkirehe an sich geräumig: 40 Meter lang, die Apsis halbrund, das Schiff, eine Tonne, durch aufsteigende Wand- pilaster und Gurten unterteilt, die Fen- ster rundbogig, mit oberhalb befindli- chen Ochsenaugen. 1889 hatte V i r g ii G r 'o d e r aus Kals iml Pustert.aI, der in Mittersill begraben liegt. Deckenbilder gemalt, und, eben aus. Rom zurückge- kommen, mit einem Kollegen aus. der Schweiz, und einem Dekora.t.ions maler aus Thierb.ach in der Wildsehönau die Ausmlung geleitet und durchgeführt. Die Kosten sollen 4000 il betragen ha.- ben. Die Gemälde waren an sieh aka- demisch-gerecht, n achnazareniseh, in den Farben einschmeichelnd-naturver- bunden. Die neuroma.nis'ehe Dek'orations- malerei war vielfärbig, im Grundton aber eher düster und schmutzig - ver- blaßt. Die Kirche war uninteressant, sie enthielt kein einziges Stück, das histo- risch oder künstlerisch eine stärkere Be- a.ehtun.g verdient hätte. Man tat also wohl am besten, wenn man ihr das 1889 übergeworfene Kleid nahm und sie ent- weder in einen barocken Zustand rück- versetzte 'oder ihr ein ganz neues und dem 'heutigen Zeitalter entsprechendes Gewand anzog. Das erstere plante Ar- chitekt W u r z e r aus W i lt e n, der aber nach den ersten Besprechungen durch einen Autounfall leider verun- glückte, zu letzterem entschloß, sich sein Nachfolger Architekt Josef L a e k - ner a.us M.atrei. Veranlassung dazu war die Tatsache, daß sich bei Beginn der Arbeiten die tragenden Querbäume der Emporen faul zeigten, wodurch sich die Notwendigkeit ergab, dieselben neu zu konst.ruieien. Die. beiden Emporen sollten, uni mehr Lieht in die Räume unter ihnen fallen zu lassen, von, der rcof Dr. 3obanneö eif3er Kirchenmauer weggerückt werden und mußten also eine ganz. neue Form er- halten. Das beeinflußte merklich den Innenraum und so entschloß man sich, auch diesen mitsamt der ganzen Aus- stattung neu zu gestalten. Was ist nun geschaffen worden und wie ist es gelungen? Den geweihten Kirchenraum trennt von der Welt des Außen die Kirchentür. Sie hat da.- her eigentlich eine viel wichtigere Auf- gabe, als bloß ein sichernder Abschluß und eine Trennungswand zu sefn. Sie sollte den Besucher zur Bedachtsamkeit zwingen und auf eine ganz andere. Welt, die des Jenseitigen und Ewigen, hin- lenken. Das, hat man in früheren Stil- epochen begriffen und das geschieht hier wieder. Die beiden Flügel sind in- nen und außen in der ganzen Fläche mit einer Kupferplatte überzogen. Quer- geteilte senkrechte Linien bilden mit goldenen Fäden schmale Felder. Links unten figuriert ein kleiner Engelskopf, in der Mitte rechts ist der Engel am Grabe des. Auferstandenen, links oben dieser selbst mit dem Kreuz. als Sieges- zeichen - modern gezeichnet, ab-er ver- ständlich. Ein 'ohne tragende Pfeiler freischwebendes Vordach schützt vor Regen. In der Untersicht des. Daches zeigt ein kleines, goldene Strahlen aus- sendendes Dreieck als Auge Gottes in der Mitte ein opales Glühbirnehen - das ganze eine künstlerische Delikatesse. Der K i r e h e n r a u in selbst ist eine ungeteilte, e.ins'chiffige Tonne mit einem durch zwei, ein wenig vorspringenden Quermauern von etwa 2 Meter Breite abgetrennten Presbyterium, das seiner- seits einer- s'eits im Halbrund abschließt.. Die seit der letzten Renovierung orhandenen Ka.thedralgl.a.sfenster mit färbigen Or- namenten und Medaillons wurden ent- fernt und durch solche aus gewöhnli- chem Fensterglas, dessen ganze Fläche nur einmal horizontal duröh eine schma.- le Messinglinie unterteilt, wurde, er- setzt. r- setzt. Unleugbar kommt nun sozusagen Lieht und Luft erst richtig in die Kir- che, sie hat an Raum gewonnen, ob' an sakraler Stimmung, bleibe dahingestellt. Die rein technisch gestaltete Lösung er- scheint r- scheint nüchtern, ebenso wie die grau gestrichenen Jalousien aus quergestell- ten H'olziarettehen, welche die Sieht durch die Fenster hinter dem Altar auf die außerhalb der Kirche zunächstste- h'end.en Häuser verhindern müssen. Die- so Verg'la.sung war freilich auch durch finanzielle Erwägungen bedingt. Ob sie für immer bleiben wird, darf man füg- lich schon heute bezweifeln. Die F r b e 1 u n g des Innern ist ein- heitlich 'und warm. 'Die Flächen zeigen sich in einem bräunlich-gelben Ocker- ton, dunkler in den die Ennporen stüt- zenden, zwei Betonpfeilern, heller an den Seitenwänden desi Schiffes und an den Samstag, 22. Oktober 1955 Gurten im Altarraum, während diese' im Schiff ein ganz zartes Bläulich aufwei- sen, das auch an der Untersicht der Emporen wie. des Voi'daehes außerhalb der, Kirche und an den Wänden des Presbyteriums sieh findet. Weiße 'Fa.t- sehen umschließen die Wandpfeiler und leiten hinauf zum Weiß der Deckenfel- der. Dort zeigt sieh nun kein Gemälde mehr. Es kommt in der Kirche nur noch die architektonische Wirkung zur Gel- tung. Die gleiche We'ißfä.rbelung zeigen auch die zwei einspringenden Wandfih- ehen seitlich der Kommunionbank, die als Hintergrund für die Seitenaltäre dienen. Die im Schiff und im Altarrarm in wechselnder Art verxvendeten Töne zeigen beide Baukörper als verschiedene Teile, binden sie aber doch wieder zu- sammen. Als 'Ausstattungsstücke treten im Kir- cheninnern die Kommunionbank und der Altar, also Opfer'mahlstätte und Opfertisch, hervor. Beide sind aus edlem weißem Carraramarmor, der von fei- nen, dem zarten Blauton der Ausmalung in der Farbe ähnelnden Adern durchzo- gen ist. Die zwei Teile des Speisgitte.rs liegen auf rechteckigen Marm'orstüt.zen auf, die an der Vorderfläche der Reihe nach 'stilisiert eine Weintraube, das Lamm Gottes, einen Kelch mit drei Nä- geln darüber und einen niederfallenden Blutstropfen sowie den eucharistischen Fisch mit dem Brotkorb, zeigen. Als Füllungen der Zwischenfelder dienen ge- sehm je cl.ete Eisenstäbe. Der gemauerte Körper des A 1 t a r e 5 ist mit dem gleichen Marmor wie die Kommunionbank umkleidet. Auf der Vorderplatte sind mit goldenen Linien die Umrisse eines großen Engels ein- gegraben: Gesicht und Körper 'in der Senkrechten, halb knieend und halb auf- springend, der rechte Flügel mit drei betont naeli vorn zulaufenden spitzen Schwingen in der Horizontalen, die Be- wegung des Armes aber, der auf ein in der linken Plattenhälfte schlicht ge- zeichnetes. Kreuz weist, gänzlich in die Diagonale verlagert. So symbolisiert er den gedanklichen Begriff des Engels; ein blitzschneller Bote des Höchsten zu sein, voll Wissen und Willen. Sein wei- sender Finger soll .uns klar machen, daß auf dem Opfertisch nur wiederholt wird, was einst am Kreuze geschah und daß wir des gnad.envollen, göttlichen Lebens nur 'teilhaftig werden durch Ihn, der zuerst für uns am Schandpfahl des Kreuzes gestorben ist. Die moderne Zeichnung macht auch dem, der alte Kunstformen gewohnt ist, keine Schwie- rigkeit. Ueber dem Carraramarmor der Umhüllung liegt quer eine mehr als handbreite 1000 kg schwere Tischplatte aus gelb-rötlichemn Trient.in.er Marmor. Sie wurde von der Firma. Holzer in Sehwaz bezogen, während der Carrara- marmor samt Gravierung vom 5 t e i n- mc tzmeister Alois Exenberger in St. Johann geliefert wurde. Auf dem Alta.rtis'ch steht ein kleiner, Seite 2 Ae ie SitcEjenenobier ung in ffieberbrunn
< Page 1 | Page 3 >
 
Kontakt
Tel.: +43 (0) 5356 6976
Fax: +43 (0) 5356 6976 22
E-Mail: info@kitzanzeiger.at
Virtuelle Tour
Rundblick - Virtual Reality
Werbung
 
Zurück Aktuelle Gemeinde Archiv Suchen