Kitzbüheler Anzeiger

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amstäg, 1. August 1951 titzbüheler Änzegek' Seite 1 Masse verläßt sich heute auf die durch erinnerungen an ben Uufrtieg Bäume oder Engpässe führende Rutsche (Piste), den roten Weglinien der Ski- on QB. 21icfmer 21idmerö Stit3büljek* 3um 2De(tffiat3 karte vergleichbar. Das mustergültige Sportparadies zeichnet sich aus durch Naturschön- heiten, lockende Kletterberge oder Ski- abfahrten, gute Unterkunft mit gutem Essen, Massenandrang und Ausländer gemischter Volksangehörigkeit. Ohne Landfremde keine Weltbekanntheit.. Das Reiseland schlechthin des vori- gen Jahrhunderts war die Schweiz, die Erfinderin der Hotel- und Fremdenver- kehrswissenschaft. Als Sehenswürdig- keitler und Sportler herrschte dort der Engländer, damals der sportlichste und zugleich reichste Mann. Den guten Amerikaner zog es nach Paris oder an die Riviera. Auch gab es nur wenige amerikanische Bergfreunde. Seitdem hat sich der Reichtum verschoben und der Sport alle Länder erobert, sogar Spa- nien und Bulgarien. Aber damals kann- ten aufstrebende Orte nur den Wahl- spruch: „Kein Sportplatz 'ohne Eng- länder", was auch für Kitzbühel galt und für seinen Aufstieg zum Winter- platz bestimmend wurde. - Nun sei wohl bemerkt, daß um die Jahrhundertwende kein Ort für den Winter baute, ausgenommen die Kur- orte für Schwindsüchtige. Aerzte hatten die Wohltat der winterlichen Alpenluft und Alpensonne entdeckt. Kranke gaben den frühesten Anlaß zum Winteraufent- halt im Hochgebirge. Später schlossen sich zwangsläufig die hochgelegenen Sommerfrischen mit Großgasthöfen an. Hier also entwickelte sich der Winter- betrieb mit Eislauf, Rodeln und Schlit- tenfahrt'en. Den Anfang machten die ganz hohen Plätze wie Davos (1674 m), Arosa (1800 m) und St. Moritz (1860 M'et'er). St. Moritz darf als Ableger von Davos gelten. Es hatte keine Heilansta- ten und verschwieg die Leichterkrank- ten. Kein Wunder, daß sich die Zwangs- vorstellung einnistete, nur sehr hohe Orte böten den .sportgerechten 'Winter. Man bildete sich sozusagen ein, in Höhen unter 1400 Metern herrsche an- dauernd Tauwetter. Das galt wenig- stens für die Herde gebirgsferner Men- schen, die keine Ahnung vom winterli- chen Gebirge hatten. Natürlich hakte die Reklame hinter diesem Aberglauben ein. Der berühmte Reiseunternehmer Sir H'enry Lunn sagte mir einmal, daß er nicht im Traum daran dächte, ein Hotel unter 1300 Metern zu mieten. Daher hatte ich kein Glück bei ihm, als es mir gelang, ihn 1906 nach Kitz- bühel zu lotsen. Wenn er die Zukunft geahnt hätte! Der erste Anblick von Kitzbühel wirkt freilich kaum ermuti- gend auf die Bewundrer fleckenloser Tafeltücher in großen Höhen. In der Schweiz vermehrte sich die Zahl der Winterplätze sehr schnell, erstens, weil es schon sehr viele Som- merhotelle gab; weitens, weil beim Ausländer der N,-ne „Schweiz" in fester Gedankenverbindung mit dem Be- griff „Wintersport' stand; drittens, weil Lunn überall Gasthöfe für seine Rei- s'egesellscljaften mietete. In Österreich begann das winterliche Gründungsfieber 'erst 'etwa 1905, als der Skilauf richtig in Schwung gekommen war und seine Anhänger zu Tausenden zählten. Das Arbeitsministerium wurde mit Gesuchen um staatliche Entwicklungsbeiträge überschwemmt. Jeder Ort mit einen Schneefleck hielt sich für berufen und glaubte oft an die wunderwirkende An- ziehungskraft einer langen Rodelbahn. Als sachverständiger Berater des Mini- steriums habe ich die merkwürdigsten Beispiele kindlicher Hoffnungsfreudig - keit erlebt. Drei Jahre hindurch be - suchte ich Dutzende von Tiroler und Vorarlberger Orten, die um Hilfsgelder eingereicht hatten. Auf einer dieser Kundfahrten begleitete mich der Graf von Meran, ein tüchtiger Skiläufer. Zu den wenigen Orten, die 'schon vom Sommer her ein „Grand Hotel" hatten, gehörte Kitzbühel. Es war eine nur den O'e'sterreichern, vor allem den Wienern, wohlvertraute Sommerfrische. Deutsche oder andre Ausländer, 'die im Schnellzug Wien—Basel vorbeifuhren, wunderten sich über den komischen Na- men auf dem Bahnhofsschild des welt- verlorenen Tiroler „Dorfes". Viele lasen ihn als „Kitzelbauch" und lachten, wenn man ihnen sagte, daß es eine Stadt ist. Man muß so mancherlei im Sinn be- halten, wenn man die Eignung und Wettbewerbsfähigkeit Kitbühels ver- stehen will. Wintersport ist heute so gut wie gleichbedeutend mit Skisport, so daß man den glücklichen Umstand nicht vergessen darf, daß der Beginn des Auf- 'sti'eges in die „Fülle der Zeit" des Ski- laufes fiel. Vorher hätte man keinen Hund hinterm Ofen hervorgelockt. Ro- deln und Eislauf sind heute nur kleine Nebenbelustigungen. Als einzigen Vor- teil genießen hohe Orte zuverlässiges Spiegeleis und haltbare Rodelbahnen. Häufiges Tauwetter schadet ihnen und macht Unkosten. Füreinen Skiplatz im Gbirge möchte ich als Regel aufstellen: j e t i e f e r, d e s t o b e s s e r, immer vorausgesetzt, daß im Winter (Jänner, Februar, erste Hälfte des 'März) dauerhafter Talschnee, vor der Herbergstür liegt. Denn je nied- riger der Einstieg, desto länger die Ab- fahrt ab Waldgrenze. In der Frühzeit, wo man noch etwas wacklig auf den Brettern stand, beeindruckten vor allem die freien Flächen, die Zuckerhügel und Sahnenschüsseln (z. B. St. Christoph). Der geübte Tourenfahrer braucht kein offenes Gelände mehr; und die große U'eber 1800 Meter hinaus wird ‚es erst schön, warm d Firnschnee des Frühlings (April, Mai) did Schnee- b'eschaffenheiten ausgeglichen hat. Der, Anblick endloser Weiße täuscht im Winter, weil die Hälfte der Hänge ver- weht oder verharscht ist. Bis dahin fin- den wir unter der Waldgrenze die zu- verlässigsten Schneeverhältnisse, wobei zu bedenken ist, daß die meisten Leute den Kalenderwinter zum Wintersport erwählen. Nur der Kenner gelangt übers Wörtliche hinaus zu den unter- schiedlichen „Schneewintern", die den Höhenlagen entsprechen. Fortsetzung folgt. t.cjöncc 2erinuf Öe3 Cflflit1-iiitefurnjerd Auf den Kapser Tennisplätzen wurde vom 13. bis 15. August ein vom Kitz- büh'el'er Eishockeyclub veranstaltetes Gäste-Tennisturnier durchgeführt. Es wurden über 50 Nennungen abgegeben. Die Spiele, die am ersten Tage etwas unter der Witterung litten, erreichten am Mittwoch Spannung und Klasse, so daß auch die Zuschauer begeistert wur- den. Dr. E. K o f 1 r war der Initiator dieses Turniers, und von Seiten der Gäste und Turnierteilnehmer kamen ihm aufrichtige Worte des Beifalls für die Ermöglichung dieses beliebten Sport. kampfes zu. Ansonsten bietet Kitzbühel seinen Gästen Sportkämpfe, in diesem Fall waren die Gäste Akteure. Und sie konnten sich sehen lassen. Den Pokal (Ehrenpreis des Grand Hotels) gewann Dr. Z o 1 g e r, Frankreich, im Finale ge- gen R i p p e r, England. Ergebnisse: Herreneinzel: 1. Dr. Zolger, Frankreich; 2. Ripper, England; 3a. Dr, Mayer, Ita- lien, 3b. Dr. Kumanudi-Oesterreich; Dameneinzel: 1. TFr.Fleischer, Deutsch land; 2. Frau Dr. Mayer, Italien; 3a. Fr. v. Seilern, England, 3b. Frau Ripper, England. Herren-Doppel: 1. Ripper—Dr.Maver 2. Dr. Zolger—Dr. Kumanudi; 3a. La- loux—Regout, Belgien, 3b. Jacquemoud Coll'et, Frankreich—Pravda, Österreich. Mixed-Doppel: 1. Frau Fleischer Herr Rimet (Frankr.); 2. Ripper—Rip- per; 3a. Frau Zwicknagl—Dr. Kumu- nudi, 3b. Dr. Mayer—Dr. Mayer. Jugendeinzel: 1. Moriorido, Italien; 2. Kofler Flori, Oesterreich, 3a. v. Auers- perg Alfi, Oesterreich, 3b. v. Seilern P Die Preisverteilung fand in einem ge- selligen Rahmen im Grand Hotel statt, wobei die Angehörigen von 10 Nationen die alle am Turnier teilgenommen hat- ten, sich aufs Beste unterhielten. Was alles der Sport fertig bringt.
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