„Wir wollen keine Ruine im Dorf“
Schon während der Planungsphase der Apartmentanlage im ehemaligen „Schnablwirt“ in Going hatte die Gemeinde wie berichtet mehr als nur „Bauchweh“. Nun steht dem Projektanten ein Insolvenzverfahren ins Haus.
Going | Mitten im Dorfzentrum von Going steht der ehemalige „Schnablwirt“, der 2017 den Besitzer wechselte. Die Bauträgergesellschaft „Blum und Eichelberg“ befindet sich in Liquidation und am Montag wurde nach Angaben des KSV 1870 ein Insolvenzverfahren eröffnet.
Die Pläne für das Gebäude waren hochfliegend: 19 Apartments hätten bis 2020 entstehen sollen. Da der ehemalige „Schnablwirt“ an exponierter Stelle steht, gab es von Seiten der Gemeinde einige Auflagen, was den Umbau betrifft. „Wir haben darauf bestanden, dass die Außenfassade so bleibt“, schildert Bürgermeister Alexander Hochfilzer. Das gesamte Inventar des Hauses wurde allerdings schon regelrecht „ausgeschlachtet“, wie zu hören ist. „Es gab viele Absichtserklärungen, aber nichts Konkretes. Seit Mitte letzten Jahres ist für uns Stillstand“, schildert der Goinger Bürgermeister. Die Gemeinde hatte gehofft, dass der neue Eigentümer einen Gastro- bzw. Hotelbetrieb im Ortszentrum aufrecht erhält. Nun sei man „an einem Punkt, wo man nicht hinwollte“, ergänzt Alexander Hochfilzer. Zu allem anderen kommt noch eine eifrig brodelnde Gerüchteküche hinzu, was die Besitzerfirma betrifft. Hochfilzer hält fest: „Wir haben es mit einem Konstrukt zu tun, bei dem wir als Gemeinde nicht mehr durchblicken.“
„Von mehreren Gläubigern verfolgt“
Der KSV 1870 informiert in seiner Meldung zur Eröffnung des Verfahrens: „Klar ist, dass die Schuldnerin bereits längere Zeit gerichtlich von einer Vielzahl von Gläubigern verfolgt wird.“ Bereits im Jahr 2020 gab es schon einen Insolvenzeröffnungsantrag gegen die Firma, mangels verwertbarem Vermögen führte er jedoch zu keinem Verfahren. Diesmal sei ein Gläubiger selbst für die Verfahrenskosten in Vorlage getreten, wie der in der Causa zuständige Insolvenzverwalter, Rechtsanwalt Emilio Stock aus Kitzbühel, gegenüber dem Anzeiger ausführt. „Zunächst ist abzuwarten, ob der Beschluss über das Eröffnen rechtskräftig wird. Dann ist es die Aufgabe des Insolvenzverwalters, die Liegenschaft Schnablwirt bestmöglich zu verwerten“, schildert Stock die weiteren Schritte. Ob durch den Verkauf genug Geld zusammen kommt, um alle Gläubiger zu bedienen, bleibt abzuwarten, zumal „ein hohes Pfandrecht auf der Liegenschaft lastet“, so Stock. Er will in enger Abstimmung mit der Gemeinde agieren, und auch Going hat ein hohes Interesse daran, die Geschicke des Hauses – so weit es eben möglich ist – zu steuern: „Wir wollen keine Ruine im Dorf“, so Hochfilzer. Elisabeth Galehr
Bild: Das Objekt in der Dorfstraße steuert in eine ungewisse Zukunft. Foto: Archiv/Galehr