Kitzbüheler Anzeiger
04.12.2023
News  
 

Wir werden Skifahren, aber anders

Das fünfte Businessfrühstück von Sparkasse, WIRtschaft Kitzbühel und Start.N. drehte sich gleichsam um die Mutter aller Fragen zur Wintersaison: Die Zukunft des Skitourismus.

Kitzbühel  | Referent Günther Aigner – bekanntlich selbst in der Region zu Hause – hatte dabei einige gute Nachrichten im Gepäck. Was allerdings nicht bedeutet, dass sich die Branche nicht verändern wird. Aber zunächst reicht schon der Blick aus dem Fenster, um zu sehen, dass heuer – im Gegensatz zu früheren Saisonen – der Schnee schon zu einem recht frühen Zeitpunkt Einzug gehalten hat. Das ist immer auch ein Zeichen für Skifans aus dem näheren und etwas weiteren Umkreis, an den Winterurlaub zu denken.

Die Hauptaktivität dabei ist weiterhin das Skifahren. Und, so Aigner: „Noch nie gab es so viele Skifahrer weltweit, auf dem Globus gibt es derzeit 135 Millionen.“ Die verteilen sich aber natürlich nicht nur auf Österreichs Nachbarländer, sondern „sie sind für uns zum Teil touristisch nicht greifbar“, ergänzt der Skitourismusforscher. Wichtigste Brettl-Nationen sind die USA, Deutschland, China, Japan und Frankreich. „Wir sind direkt neben dem größten Quellmarkt Europas“, unterstreicht Aigner. Das ist umso bedeutsamer, weil Skitourismus zumeist auf dem gleichen Kontinent stattfindet.

Trend: „Skifahren wird Premium“
Nicht erst die jüngsten Diskussionen um die aktuellen Liftkartenpreise auf österreichischen Pisten zeigen auf, dass das Preisetikett in der öffentlichen Wahrnehmung an Bedeutung gewinnt. In der Alpenrepublik ist die Tageskarte am Arlberg am teuersten. Doch selbst dort liegt man noch günstiger als bei den Nachbarn in Italien oder gar der Schweiz. Völlig „premium“ sind die Tagespreise übrigens in den USA.

Fazit Aigners: „Durch eine internationale Brille betrachtet ist Skifahren in Österreich immer noch günstig mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis.“ Aufgrund der Preislage wird Skifahren vermutlich den Status eines Breitensports, wie wir ihn hierzulande kennen, verlieren. Stattdessen verlagert sich die Sportart auf neue Zielgruppen. Skigebiete, die vor 100 Jahren schon international ausgerichtet waren, können mit dieser Entwicklung gut schritthalten, wie der Experte festhält.

Schwieriger wird es für die kleineren Destinationen – doch auch die können sich spezialisieren, und damit Nischenmärkte besetzen. Übrigens „glaubt die Wissenschaft an Skifahren im Jahr 2050“, skizziert Günther Aigner.

„Im Worst Case der Österreichischen Klimaszenarien – der ÖKS15 – erwärmen sich die Wintertemperaturen bis 2050 um 1,4 Grad Celsius.“ Das würde im schlimmsten Fall bedeuten, dass die Schneefallgrenze um 200 Meter ansteigt. Und das wiederum heißt, so Aigner, „dass 80 Prozent der heutigen Skigebiete in Österreich schneesicher sein werden.“

Skisport kämpft mit schlechtem Image
Diese Erkenntnisse nutzen allerdings wenig, denn der Skisport bekommt aufgrund der Klimadiskussion ein schlechtes Image. Junge Menschen glauben wegen des Klimawandels nicht mehr, dass Wintersport bis 2050 überhaupt möglich sein wird. Darüber hinaus haben Skigebiete aufgrund der technischen Beschneiung in der öffentlichen Debatte den schwarzen Peter.

Dieser Diskurs wird sehr emotional geführt – wie übrigens auch im Rahmen des Businessfrühstücks ersichtlich wurde. Unter den Gästen befand sich der Kitzbüheler Bergbahn-Vorstand Anton Bodner. Er verwies auf die zahlreichen Maßnahmen, die exemplarisch bei KitzSki in Sachen Nachhaltigkeit gesetzt werden. Die Botschaft komme allerdings nicht an, denn im öffentlichen Diskurs dominieren die Bilder vom Bagger, bzw. dem weißen Skiband in der grünen Wiese.

Auch von Tourismusforscher Günther Aigner wurde mit zahlreichen Kennzahlen bestätigt, dass der Ressourceneinsatz bei der künstlichen Beschneiung vergleichsweise gering ist – und, das ist der Knackpunkt, viel geringer als gedacht. Darüberhinaus sei gerade die deutschsprachige Branche führend auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit. Hier sind aber auch die Kritiker am lautesten, denn: „Das Skibashing ist ein deutschsprachiges Phänomen“, merkt Aigner an. Im Anschluss an den Vortrag gab es für die Anwesenden noch reichlich Zeit zum Netzwerken im Sparkassensaal. Elisabeth Galehr

Bild: Alexander Etz, Obmann der WIRtschaft Kitzbühel (l.) und Sparkassenvorstand Thomas Hechenberger (r.) folgten interessiert den Ausführungen des Skitourismusforschers Günther Aigner. Foto: Galehr

 
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