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Kitzbüheler Anzeiger
13.07.2023
News  
 

Windkraft-Debatte in Turbulenzen

Windräder am Steinbergkogel, auf der Ehrenbachhöhe oder im Bereich Giggling? Ein Tabu für die Kitzbüheler Stadtführung, aber nicht für UK-Stadtrat Andreas Fuchs-Martschitz. Er ließ mögliche Standorte begutachten. Dafür erntet er starken Gegenwind.  

Kitzbühel | Er sehe es als seine Aufgabe, die Energiewende in Kitzbühel zu thematisieren und der Frage nach möglichen erneuerbaren Energien nachzugehen, erklärt Fuchs-Martschitz, Ausschussobmann für Umwelt und Zukunft in Kitzbühel, auf Anfrage. Vor einigen Wochen habe er deshalb einen Repräsentanten der Südtiroler Firma Leitwind – sie ist eine Marke der Leitner AG mit Sitz in Sterzing und gehört zur Unternehmensgruppe HTI (High Technology Industries) – nach Kitzbühel geladen. Um Informationen einzuholen, wie Fuchs-Martschitz berichtet.

Keine Windmessungen durchgeführt
Bei einem Lokalaugenschein wurden also zunächst mögliche Standorte für Windräder im Kitzbüheler Skigebiet ausgelotet. Aber nur auf Grundlage des österreichischen Windatlas, wie Ivan Planatscher, Sales Manager der Firma Leitwind, gegenüber dem Kitzbüheler Anzeiger bestätigt. Der Steinbergkogel und die Ehrenbachhöhe sowie die Bereiche Giggling, Brunnalmsee/Hieslegg würden ersten Erkenntnissen zufolge als mögliche Standorte für Windkraftanlagen in Frage kommen, so der Experte, der gleichzeitig ausdrücklich festhält: „Aktuell handelt es sich lediglich um ein erstes Feedback. Konkrete Aussagen sind nur nach professionellen Windmessungen möglich.“

Was ist damit gemeint? Professionelle Windmessungen erstrecken sich über den Zeitraum von einem Jahr. Aufgezeichnet werden nicht nur das Windaufkommen und die durchschnittlichen Geschwindigkeiten, sondern auch die Extremwinde und Turbulenzen an den jeweiligen Standorten.

Leitwind ist laut eigenen Angaben spezialisiert auf die Entwicklung von Windkraftanlagen im Alpenraum – durchwegs kleine Windräder mit einer Gesamthöhe von 50 Metern, gemessen vom Boden bis zur Blattspitze, sowie mittelgroße Windräder mit einer Gesamthöhe von 110 Metern, beschreibt Planatscher. Entwickelt würden nicht riesige Windparks wie man sie aus dem Burgenland kennt, sondern vereinzelte Windräder für Bergkämme und Gipfel, wie etwa im steirischen Skigebiet Salzstiegl sowie kleine Windparks. Skigebiete seien ideale Standorte, zumal die notwendige Infrastruktur (verkehrstechnische Erschließung, Netzanschlüsse) schon vorhanden ist. Ein weiterer Vorteil: Dort wo die Energie produziert wird, ist auch gleich der Abnehmer – also die Seilbahnen, so Planatscher.

Klaus Winkler, Bürgermeister und Bergbahn-Aufsichtsrat-Vorsitzender, will von Windkraft im Kitzbüheler Skigebiet jedoch überhaupt nichts wissen.

Klare Absage von Bürgermeister Winkler
„Windräder auf den Bergen lehne ich mit aller Vehemenz ab“, erklärt er und begründet: „Wo fängt die Windkraft an und wo hört sie auf? Irgendwann haben wir auf jedem zweiten Gipfel ein Windrad stehen – das kann nicht sein.“  

Auch im Stadtrat, den Fuchs-Martschitz über Planatschers Besuch im Umweltausschuss informierte, erfuhr der UK-Listenchef breite Ablehnung, wie er resignierend beschreibt. „Wenn für die Errichtung von Windkraft eine neue Straße gebaut werden muss, bin ich persönlich dagegen. Denkverbote lehne ich jedoch ab. Dass eine Diskussion schon im Vornhinein abgewürgt wird, ohne sich näher informieren zu wollen, stimmt mich traurig.“

Stadtchef Winkler bleibt jedenfalls dabei: „Windräder sind mit Skigebieten nicht kompatibel.“ Das Steinbergkogelgrat und jeder andere genannte Standort auf den Bergen seien, so Winkler empört, aus landschaftlicher und touristischer Sicht, ohnedies nicht geeignet.

Die Firma Leitwind stehe auch nicht in Kontakt mit der Bergbahn AG Kitzbühel, hält er unmissverständlich fest. Nachsatz: „Windmessungen sind weder in Auftrag gegeben, noch sind sie geplant.“ Von dem Lokalaugenschein durch die Firma Leitwind sei auch die Bergbahnführung nicht in Kenntnis gesetzt worden. Es handle sich dabei um einen Vorstoß von Fuchs-Martschitz, sagt Bürgermeister Winkler. „Die Bergbahn AG Kitzbühel wird auch in Zukunft verstärkt auf Photovoltaik-Ausbau setzen.“ Alexandra Fusser

Bild: Die Diskussion über die Errichtung von Windrädern in Skigebieten polarisiert die Öffentlichkeit. In Kitzbühel will man von Windenergie nichts wissen und stattdessen im Skigebiet vermehrt auf Photovoltaik setzen. Foto: stock.adobe.com

 
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