Walzer und Klanginstallationen
Traditionelle Volks- und Blasmusik bilden seine musikalischen Wurzeln, als zeitgenössischer Tiroler Komponist ist Egid Jöchl aber dem Genre der Neuen Musik zugewandt. Für ihn kein Widerspruch.
Innsbruck, Reith | Seine Sinfonische Dichtung „Hannibal in den Alpen“ wurde 2011 vom Sächsischen Sinfonieorchester Chemnitz uraufgeführt; 2017 war er mit einem Werk bei den „Kiev Contemporary Music Days“ erfolgreich vertreten ebenso beim „Echofluxx Filmfestival“ 2018 in Prag oder bei „Zeitimpuls - Tiroler Tage für neue Musik“. Gastspiele in Tel-Aviv aber auch in Lissabon (Residencia Artistica 2018) und New York (2019) markieren bedeutende Stationen seines künstlerischen Werdegangs. Dann kam Corona, doch schon im April 2021 wurde der zeitgenössische Tiroler Komponist mit dem Hilde-Zach-Stipendium der Stadt Innsbruck ausgezeichnet. Seine Werke „Echo“ und „Nicht geworfen wollende Schatten“ haben die Fachjury überzeugt.
Profunde Ausbildung durch Musikstudium
Der Reither Egid Jöchl hat in der Welt der Neuen Musik erfolgreich Fuß gefasst, obwohl ihm in jungen Jahren der klassische, traditionelle Weg vorgezeichnet war: Zunächst erhielt er Ziehharmonika-Unterricht von Vater Egid sen. am elterlichen Bauernhof, dann folgten eine Ausbildung bei Kapellmeister Georg Jöchl sowie in der Musikschule (Trompete, Flügelhorn) und schließlich der Eintritt in die örtliche Bundesmusikkapelle. Es war weniger das Musizieren, als viel mehr das Komponieren, für das er ein Faible entwickelte: „Ich war lange Zeit Autodidakt, habe mir vieles selbst beigebracht. Gleichzeitig habe ich aber auch erkannt, dass ich eine profunde Ausbildung brauche, um vom Komponieren leben zu können“, schildert Jöchl.
So reifte mit den Jahren der Entschluss, sich ganz der Musik zuzuwenden und an der Kunsthochschule Graz Komposition und Musiktheorie zu studieren. Seine berufliche Tätigkeit bei den Kitzbüheler Horn-Bahnen hängte der Reither dafür an den Nagel. Damals sei das freilich ein Sprung ins kalte Wasser gewesen, schildert Egid Jöchl, doch bereut habe er diesen Schritt nie. Mittlerweile ist er als Komponist und Arrangeur tätig, die Arbeit in einem Musikverlag sichert ihm ein zweites berufliches Standbein.
Aus seiner Feder stammen Werke für verschiedene Besetzungen und in unterschiedlichen Stilrichtungen. Stücke für Blasmusik entstehen dabei ebenso wie für Streichorchester, der Schwerpunkt liegt aber auf Klanginstallationen und freitonaler zeitgenössischer Musik. „Ich habe nie daran gedacht, mich künstlerisch zu beschränken“, schildert Jöchl, „Volksmusik und Klanginstallationen bilden für mich daher keinen Widerspruch.“
Zwei Aufführungen stehen bevor
Die Breite seines musikalischen Schaffens präsentiert er schon in Kürze beim Preisträgerkonzert der Harmonia Classica im Wiener Palais Palffy am 9. Juni mit einem Werk für Saxophon solo und Klavier sowie im Juli in Esslingen mit der Uraufführung eines Stücks für Alphorn und Ensemble. Alexandra Fusser
Bild: Egid Jöchl: „Für mich ist jede gelungene Aufführung ein Erfolg“. Foto: Lucija Novak
Biografie
Egid Jöchl, geboren 1982 in Kitzbühel, aufgewachsen in Reith. Erster Musikunterricht von Vater Egid sen. auf der Ziehharmonika, dann beim damaligen Reither Kapellmeister Georg Jöchl auf der Trompete. Besuch der Landesmusikschule Kitzbühel (Trompete, Flügelhorn). Studium der Komposition und Musiktheorie an der Kunstuniversität Graz; Teilnahme an verschiedenen Meisterkursen.
Werke für verschiedene Besetzungen und in unterschiedlichen Stilrichtungen; der Schwerpunkt liegt auf Klanginstallationen und freitonaler zeitgenössischer Musik. Egid Jöchl lebt und arbeitet in Innsbruck.