Kitzbüheler Anzeiger
21.05.2023
News  
 

Stadtwerke senken die Preise

Ende April flatterten den Kunden der Kitzbüheler Stadtwerke die Jahresabrechnungen ins Haus. Für den Energieversorger ein Anlass, um Bilanz zu ziehen – mit einem lachenden, aber auch einem weinenden Auge.
 
Kitzbühel | Die gute Nachricht: 59 Prozent der Kitzbüheler Haushalte verbrauchen im Jahr  weniger als 2.900 Kilowattstunden Strom. Für sie wurde die vom Bund eingeführte Strompreisbremse zu 100 Prozent wirksam: Seit Dezember 2022 zahlten sie nur 10 Cent vom tatsächlichen Tarif (38 Cent), die Differenz übernahm bekanntlich der Staat. Überstieg der Verbrauch jedoch das Limit von 2.900 kWh, griff der Marktpreis: „Jede weitere Kilowattstunde kostete dann 38 Cent netto“, erklärt Jörg Kickenweitz. Dies hatte zur Folge, dass auf Haushalte mit hohem Energieverbrauch – darunter sogar Spitzen von 100.000 kWh und mehr – saftige Nachzahlungen warteten.  
Der Stadtwerke-Chef dankt allen Kitzbühelern, die gewillt waren, ihren Stromverbrauch einzudämmen. „10 Prozent an Energie wurde über den Winter in Summe eingespart, dem österreichischen Ziel von 11 Prozent Einsparungsvolumen kommen wir damit schon sehr nahe.“  
20 Cent netto bis 100.000 kWh Verbrauch
Für den neuen Abrechnungszeitraum hat der städtische Energieversorger einen neuen Tarif für Haushalts- und Kleingewerbekunden (inklusive Landwirtschaft) festgelegt. Bis zu einem Jahresverbrauch von 100.000 kWh werden ab 1. Juli pro Kilowattstunde 20 Cent netto eingehoben, zuzüglich Mehrwertsteuer und der gesetzlich vorgeschriebenen Netzgebühren sowie Steuern und Abgaben. Für jene 59 Prozent, die schon bisher nur bis zu 2.900 kWh Jahresverbrauch hatten, ändert sich bis Juli 2024 aber nichts, betonen Kickenweitz sowie SP-Stadträtin Margit Luxner, die dem Stadtwerke-Ausschuss  in der Gemeinde vorsteht. Ein entsprechendes Informationsblatt werde an alle Kitzbüheler  schon in den kommenden Tagen verschickt. Der Tarif muss aktiv abgeschlossen werden: Es werden Neuverträge zugesendet.

Hohen Einkaufspreis nicht weitergegeben
Jörg Kickenweitz blickt dennoch, wie er sagt, mit großen Sorgenfalten in die Zukunft, zumal Kitzbühel massiv von den internationalen Strombörsen abhängig ist. 91 Prozent des Energiebedarfs müssen bekanntlich zugekauft werden, nur 9 Prozent stammen aus Eigenproduktion. Die seit September 2021 explodierenden Einkaufspreise an den Börsen wurden an die Endkunden in der Gamsstadt jedoch nicht sofort beim Entstehen weitergegeben. „Wir haben den Stromtarif bisher nicht erhöht, weil wir es gesetzlich und vertraglich nicht durften, aber auch unseren Kunden nicht zumuten wollten“, begründet Kickenweitz.

Hohe Verluste eingefahren
Die unausweichliche Konsequenz: „Die Stadtwerke Kitzbühel haben im Zeitraum von September 2021 bis Oktober 2022 Verluste in Millionenhöhe geschrieben“, erklären Kickenweitz und Luxner.
Aktuell kämpfen die Stadtwerke in ihrem Jubiläumsjahr – am 20. Juni begehen sie den 130. Jahrestag ihres Bestehens – gegen ein weiteres massives  Problem an: Sie verlieren zunehmend Kunden. Es sind vorwiegend Haushalte mit hohen Nachzahlungen, die nun den Anbieter wechseln. Das aber bringt die Stadtwerke in Bedrängnis, zumal der neue Energiepreis knapp kalkuliert ist und unter dem Einkaufspreis liegt, hält Kickenweitz fest. „Wir brauchen jeden Kunden, sonst geht sich der neue  Tarif nicht mehr aus.“

SP-Stadträtin Luxner sieht sich aufgrund der aktuellen Situation veranlasst, an die Loyalität der Kitzbüheler zu appellieren: „Die Stadtwerke gehören den Kitzbühelern, deshalb haben sie die Bevölkerung immer unterstützt. Jetzt ist ein Zeitpunkt, an dem die Kitzbüheler ihrem Betrieb die Treue halten sollten.“ Kickenweitz erinnert an die Corona-Soforthilfen (gratis Internet und Kabel-TV von April bis Dezember 2020).  
Bürgermeister Klaus Winkler stellt unmissverständlich klar:   „Die Stadtwerke sind nicht auf Gewinnmaximierung ausgerichtet, sondern sehen sich der Bevölkerung gegenüber verpflichtet. Aber es ist auch klar, dass all diese Anstrengungen auch wirtschaftlich vertretbar sein müssen.“
Auf die Stadtwerke wartet neben der Sicherstellung der Energieversorgung im nächsten Jahr noch eine weitere Mammutaufgabe: Das Umspannwerk, in dem der Strom von der TINETZ an die Stadtwerke übergeben wird, muss dringend erneuert werden. 1,4 Millionen Euro soll die notwendige Modernisierung ersten Schätzungen zufolge kosten. Alexandra Fusser

Bild: Explodierende Strompreise am internationalen Markt stellen die Stadtwerke Kitzbühel vor große Herausforderungen. Stadtwerke-Chef Jörg Kickenweitz und Stadträtin Margit Luxner appellieren an die Loyalität der Bevölkerung. Foto: Fusser

 
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