Stadtbad: betagt, aber charmant
Das Gebäude der städtischen Badeanstalt am Schwarzsee ist unverkennbar in die Jahre gekommen und bedarf dringend einer Sanierung. Der Austausch der Holzpfähle macht das Vorhaben zu einem echten Großprojekt.
Kitzbühel | Nostalgisch, außergewöhnlich und ein richtiges Kitzbüheler Wahrzeichen: Die städtische Badeanstalt am südlichen Schwarzseeufer versprüht den Charme aus einer anderen, längst vergangenen Zeit. Das in den 1950er-Jahren durch die Stadtgemeinde Kitzbühel errichtete Holzgebäude steht daher schon immer unter Denkmalschutz. „Es ist etwas ganz Besonderes und ein seltenes Beispiel für Badekultur und Sommerfrische in Tirol“, befindet Renate Krupka, zuständige Gebietsleiterin des Bundesdenkmalamtes in Tirol.
Das markante, langgestreckte Gebäude, in dem sich die Badekabinen und Lagerräume, aber auch die sanitären Anlagen der Badeanstalt sowie die von Außen zugänglichen Toiletten befinden sowie der Eingangs – und Kassenbereich, sind jedoch längst in die Jahre gekommen, auch das Gebäude selbst ist sanierungsbedürftig.
Tirols einziger Pfahlbau steht am Schwarzsee
Aus der Sicht der Denkmalpfleger stellen die Zimmererarbeiten der mehr als 60 Jahre alten Holzkonstruktion eine „erhaltenswerte Besonderheit“ dar. Das Gebäude selbst sei in sich stabil, schildert Schwarzseereferent Rudi Widmoser (Die Grünen). Schlechter bestellt sei es allerdings um den Unterbau: Das Gebäude steht nämlich zu zwei Dritteln auf Pfählen im Moorwasser. Die Piloten müssten in absehbarer Zeit ausgetauscht werden, wie Krupka und Widmoser auf Anfrage bestätigen, das sei mit Hilfe von Tauchern bereits festgestellt worden. Einzelne Pfähle habe man immer wieder erneuert.
„Abriss und Neubau kommen nicht in Frage“
Insgesamt sei die Sanierung aber ein alles andere als einfaches Vorhaben. Weil das Gebäude unter Denkmalschutz steht und überdies in seinem Bestand authentisch geblieben ist, komme ein Abriss samt Neubau, der dem bestehenden Gebäude nachempfunden ist, nicht in Frage, erläutert Krupka. Die einzig mögliche Variante aus ihrer Sicht sei, die Pfähle auszutauschen. Wie diese baulich und finanziell sehr aufwändige Umsetzung aber zu bewerkstelligen ist, müsse erst mit Hilfe von Fachleuten eruiert werden. Krupka: „Wir müssen auch in Betracht ziehen, dass der Wasserspiegel bis zur Straße reicht.“
Geht es nach den Wünschen der Landeskonservatoren, aber auch des Schwarzsee-Referenten Widmoser sowie seiner Stellvertreterin, Ersatzgemeinderätin Traudi Nothegger (UK), soll zunächst in Phase 1 ein sogenannter „Zweckbau“ zwischen dem bestehenden Holzgebäude und dem Café Luca am Parkplatz entstehen. In dem neuen Trakt sollen zeitgemäße Sanitäranlagen sowie Lagerräume untergebracht werden, aber auch der neue Eingangs- bzw. Kassenbereich. Erwünschter Baubeginn, so Widmoser und Nothegger, sei im Februar kommenden Jahres.
Der Antrag für einen Grundsatzbeschluss wurde bereits in der vergangenen Gemeinderatssitzung eingebracht, von Stadtchef Klaus Winkler aber wieder zurück in den Schwarzsee-Ausschuss beordert. Es müsste zunächst ein schlüssiges Konzept über Planung samt Finanzierung erarbeitet und vorgelegt werden, erst dann könne der Gemeinderat darüber entscheiden, begründete der Bürgermeister, der einen Architektenwettbewerb ins Auge fassen möchte.
Für Renate Krupka vom Bundesdenkmalamt ist jedenfalls klar, dass die Errichtung des Zubaues als ein erster Schritt der notwendigen und umfassenden Sanierung des Stadtbades zu sehen ist, die möglichst „zeitnah“ erfolgen soll. Alexandra Fusser, Visualisierung: Mitterer