Kitzbüheler Anzeiger
05.02.2021
News  
 

Skilehrer in den Schlagzeilen

Besonders hart erwischt hat der Lockdown die Skischulen im Bezirk. Derzeit darf nur Privatunterricht angeboten werden, außerdem nehmen die Schlagzeilen rund um den Beruf zu: Von britischen Skilehrern in Jochberg bis hin zum Skilehrer-Cluster in Flachau.

Kitzbühel | Normalerweise würde diese Woche ein wahres Gedränge in den Skischulen und auch auf den Pisten herrschen. Die erste Ferienwoche bringt unzählige Urlauber in die Gegend, die ihr Skikönnen verbessern wollen. Der heurige Winter ist anders: vor allem ruhig, denn es fehlen die Gäste.
Die Ruhe ist auch im Büro von Manfred Hofer, Chef der Skischule element 3 in Kitzbühel, spürbar. Bereits im Sommer starteten die ersten Planungen für den „Corona-Winter“ mit der Erhebung des Skilehrerbedarfs. „Normalerweise haben wir in der Hauptsaison rund 150 Skilehrer angestellt, derzeit ist es nur ein Bruchteil“, erklärt Manfred Hofer, man hat frühzeitig reagiert, da die Kernländer Reisewarnungen ausgesprochen haben.
Außerdem machen der Branche die Negativschlagzeilen zu schaffen: Vor allem die Ereignisse in Jochberg (britische Skifahrer, die in All-Inclusive-Kursen zu Skilehrern ausgebildet werden) und derzeit auch in Flachau (90 Corona-Infizierten nach einer Skilehrerausbildung) werfen ein schlechtes Licht auf den Beruf.

Kitzbühel hat viele internationale Gäste
Ein „Riesenimageverlust“ ist dies für Hofer, der in Kitzbühel auf ein breites Skipublikum aus 40 Nationen setzt. Unterstützung holt man sich da aus dem Ausland: „Ein Vorteil dieser All-inclusive-Ausbildung ist, dass motivierte Interessenten zur Kursvorbereitung und anschließend zur Ausbildung in die Region kommen“,  sagt Hofer, der ein vergleichbares Ausbildungssystem wie jenes in Jochberg hat. Neue Skilehreranwärter kommen im Oktober und werden dann ausgebildet.
Auf internationale Skilehrer wird ebenso in St. Johann gesetzt, jedoch im kleinen Rahmen. „Wir haben zu 80 Prozent einheimische Lehrer, da wir durch die Einwohnerzahl von St. Johann profitieren und unser Skigebiet kleiner als jenes in Kitzbühel ist“, sagt Isabella Leitner von der Schneesportschule Eichenhof und ergänzt, dass den internationalen Skilehrern bereits im Herbst abgesagt wurde.

Skischule in Familienhand
Zu beneiden sind die Skischulen heuer nicht. „Anfang Dezember haben wir auf 30 Prozent Umsatz gehofft, derzeit stehen wir fast komplett ohne da“, sagt Isabella Leitner, die gemeinsam mit ihren Mann Hermann die Skischule seit 30 Jahren führt. Als einen Drahtseilakt ohne Netz beschreibt Hofer die Situation: „Wirtschaftlich hat man keine Aussicht auf Gewinn“, sagt Hofer. Und obwohl die Branche derzeit schon zu kämpfen hat, gibt es dann noch eine große Gegnerschaft zum Skifahren. „Der Neid ist da“, erklären die Leitner. Die (freie) Zeit wird derzeit genutzt, um neue Produkte zu entwickeln und selbst Skifahren zu gehen.
Seit Jahren einen anderen Weg geht Josef Dagn von der Skischule Reith. Er setzt auf Einheimische und Skilehrer, die Deutsch sprechen. „Briten oder Holländer hab‘ ich nie gehabt“, sagt Dagn. Zu Weihnachten war er mit rund 80 Personen im Einsatz: „Diese Linie ist nicht immer die billigste Variante, aber die Kursteilnehmer wissen dies zu schätzen“, sagt er. Die Reither Skischule profitiert neben den Einheimischen vor allem von den Zweitwohnsitzen.
Geärgert hat ihn vor allem die Berichterstattung auf Puls 4 über Jochberg und jetzt auch St. Anton: Im Fernsehen war immer seine Skischule zu sehen. Dagn rechnet damit, dass er die heurige Saison mit einem blauen Auge abschließt.

Hohe Hürden für Skisaison
Bereits im Vorfeld der Saison haben alle Skischulen Sicherheitskonzepte erarbeitet. Derzeit dürfen nur Personen aus dem gleichen Haushalt unterrichtet werden. Regelmäßige Tests sind für Skilehrer Voraussetzung, ebenso das Tragen von FFP2-Masken. „Wir haben eine Vorbildfunktion“, sagt Leitner. Verena Mühlbacher

Bild: Nur vereinzelt sind derzeit Skilehrer mit ihren Gästen auf den Pisten zu sehen. Foto-Archiv: element3

Kurz notiert - Gefahr für Infektion gering
Wien | Die gute Nachricht für alle Schneesportfans: Die Gefahr, sich beim Skifahren mit dem Coronavirus anzustecken, ist offenbar geringer als in der Diskussion oft dargestellt. Laut AGES-Infektionsepidemiologin Daniela Schmid gibt es keine überzeugenden Hinweise für ein erhöhtes Risiko: „Die Clusteranalysen zeigen so gut wie keine Fälle, wo die Ansteckung während der Aktivität des Skifahrens passiert ist“ Es gibt den AGES-Daten zufolge einen einzigen Fall, der womöglich im Rahmen de Hobbyskilaufs die Infektion erworben hat. veh

 
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