Kitzbüheler Anzeiger
04.11.2023
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Skilegende mit 92 Jahren verstorben

Vergangene Woche schloss Anderl Molterer, der „Weiße Blitz von Kitz“, für immer seine Augen. Seine Erfolge mit dem Kitzbüheler Wunderteam bleiben unvergessen.

Kitzbühel | Fahren auf „Teufel komm raus“ – so lautete stets das Motto von Andreas „Anderl“ Molterer. In der Nacht zum 25. Oktober starb die Skilegende in seiner Heimatstadt Kitzbühel im Alter von 92 Jahren. Seine Erfolgsgeschichte ist bis heute beeindruckend: Insgesamt neun Mal (viermal die Kombination, dreimal den Slalom und zweimal die Abfahrt) gewann der „Weiße Blitz von Kitz“ am Hahnenkamm. Ein Rekord, den ihm bis heute keiner nehmen konnte.

Am 8. Oktober 1931 wurde Anderl Molterer in Kitzbühel geboren. Nach der Schule absolvierte der Kitzbüheler eine Zimmermannslehre. Mit 17 Jahren kam Molterer zum Kitzbüheler Ski Club und wurde bereits zwei Jahre später ins Nationalteam aufgenommen. Neben Fritz Huber, Hias Leitner, Ernst Hinterseer, Christian Pravda und Toni Sailer war er Mitglied des Kitzbüheler Wunderteams, das in diesen Jahren den Skisport weltweit dominierte. Während Toni Sailer aufgrund seiner dunklen Haare als „Schwarzer Blitz von Kitz“ tituliert wurde, ging Molterer mit seinem Blondschopf als „Weißer Blitz von Kitz“ in die Analen ein.

„Haderling“ fuhr gleich ganz vorne mit
Es war dem Drängen der Kitzbühelerin Grete Fuchs (verheiratete Langer) zu verdanken, dass der Tiroler Skiverband den damals 19-jährigen „Haderling“ mit zu einem Skirennen nach Sestriere mitnahm. Der „Einfang-Anderl“ sei ein „b’sonders guat’s Mandl“, preiste sie ihren Schützling an – und sie sollte recht behalten. Denn Molterer gewann auf Anhieb alles, was es zu gewinnen gab.

Skifahrer sei er immer schon ein ganz ein guter gewesen, Rennen sei er da aber noch keine gefahren, erzählte er später. Die Zeit dazu hatte dem Halbwaisen gefehlt, der nach dem Tod des Vaters der im Krieg geblieben war, am heimatlichen Hof anpacken musste.

Nach den Siegen in Italien  machte der „Anderl“ jedoch eine Karriere, die ihresglei­chen sucht. Molterer wurde zu einem „Shooting-Star“, auch wenn es damals diesen Begriff noch nicht gegeben hat.

Nach der Aufnahme in die österreichische Nationalmannschaft feierte er seinen ersten großen Triumph: Bei einem Rennen, wiederum in Sestriere, wurde er hinter Christian Pravda Zweiter – allerdings konnte er sein großes Vorbild, Zeno Colò, auf den dritten Platz verweisen. Keiner hätte glauben wollen, dass er „das Lausmandl“, den großen Colò schlagen könnte, erinnerte er sich später gerne an Sestriere zurück.

Olympiagold blieb Seriensieger verwehrt
Eine unglaubliche Siegesserie sollte folgen: Jedes Rennen gewann Molterer mehrmals. Hahnenkamm, Lauberhorn, Kandahar, Megève, Chamonix – auf jedem Hang dominierte Molterer. Mit vier Kombinationssiegen ist er Rekordhalter auf seinem Hausberg, dem Hah­nenkamm in Kitzbühel. Zuletzt war er 1959 erfolgreich: Anderl Molterer ist somit der letzte Kitzbüheler, der die Hahnenkamm-Kombination für sich entscheiden konnte – und das vor mehr als 50 Jahren. Dass eine Kabine der Hahnenkammbahn seinen Namen trägt, freute Molterer besonders. Hätte es übrigens in seiner Ära schon den Weltcup gegeben, er hätte die Gesamtwertung vier Mal gewonnen. Ein Erfolg blieb ihm allerdings versagt – eine Olympische Goldmedaille. Seine Amateurlaufbahn beendete er 1960 nach einem Rennen in Squaw Valley.

Nach seiner aktiven Karriere wanderte Molterer nach Aspen (Colorado, USA) aus, eröffnete ein Sportgeschäft und baute sich als Zimmermann zusammen mit einem weiteren Kitzbüheler ein Tirolerhaus. Wie als Amateur war Anderl Molterer auch als Profi-Läufer außergewöhnlich erfolgreich: Bis 1970 gewann er ein Profi-Rennen um das andere. Im Jahr 2002 wurde Molterer in den USA in die „Colorado Ski Hall of Fame“ aufgenommen.

Nach dem Verkauf des Sportgeschäftes und des Tirolerhauses übersiedelte er über den Umweg Florida nach Nashville (Tennessee). Über 60 Jahre lang lebte er mit seiner Partnerin Kay in den USA und entdeckte den Golfsport für sich. Bei seinen Besuchen in der Heimat hatte er immer den Golfschläger mit dabei, um mit seinen Freunden die eine oder andere Runde zu drehen. Seine zweite sportliche Liebe gehörte dem Tennis. Und natürlich weiterhin dem Skifahren.

Nach dem Tod seiner Lebenspartnerin Kay im Herbst vor einem Jahr, entschied sich Molterer, wieder in seine Heimatstadt zurückzukehren.Heuer im Juli übersiedelte der „Anderl“ wieder nach Kitzbühel und lebte in seiner Wohnung im Zentrum der Stadt, fürsorglich betreut von der Familie Brix. Anfang Oktober wechselte er in das Altenwohnheim Kitzbühel, wo er in der Vorwoche starb. Seinem Wunsch entsprechend wird er am Kitzbüheler Friedhof beigesetzt. mak, Foto: privat

 
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