Kitzbüheler Anzeiger
29.07.2022
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Ruf nach Ambulatorium wird lauter

28 Wahl- und nur zehn Kassen-Zahnärzte ordinieren derzeit im Bezirk Kitzbühel, weitere zehn Kassenstellen sind vakant. „Es könnte noch schlimmer kommen“, warnt der Chef der Tiroler Zahnärztekammer, Paul Hougnon.

Kitzbühel | Überlaufene Kassen-Ordinationen und unendlich lange Wartezeiten auf Behandlungstermine. Neupatienten finden keinen Vertragszahnarzt und Schmerzpatienten bleibt an den Wochenenden oftmals nur der weite Weg in den Nachbarbezirk Kufstein: Das ist der Alltag in der zahnärztlichen Versorgung im Bezirk Kitzbühel. Die Hälfte der 20 Kassenstellen ist hier seit geraumer Zeit unbesetzt, im Gegensatz dazu boomen die Praxen der Wahl-Zahnärzte.

Für den Chef der Tiroler Zahnärztekammer, Paul Hougnon, ein untragbarer Zustand. „Wir können den Versorgungsauftrag an den Wochenenden durch Zusammenlegung der Bezirke Kitzbühel und Kufstein aufrechterhalten, weil Not- und Bereitschaftsdienste nur von den Kassen-Zahnärzten ausgeführt werden.“
Als große Schwierigkeit bei der Besetzung der offenen Kassenstellen macht der Chef der Tiroler Zahnärztekammer die geringen Honorare aufgrund veralteter Kassenverträge verantwortlich.

Tarif reicht für den Zahntechniker nicht aus
„Bei Reparaturen von Prothesen oder Teilprothesen sind diese alten Tarife bei weitem nicht mehr kostendeckend. Kassen-Zahnärzte könnten so nicht einmal mehr die gestellten Rechnungen für den Zahntechniker mit diesem Tarif bezahlen.“

Pensionierungswelle steht bevor
Er pocht daher umso mehr auf die Wiedereinführung der Zahnmediziner-Quote, die eine Vergabe von Plätzen für einheimische Studierende regelt, von der EU aber abgeschafft wurde. Diese Quote sei umso dringlicher, zumal in den nächsten Jahren mit einer Pensionierungswelle zu rechnen sei, erläutert Hougnon. „Rund ein Drittel der praktizierenden Kassen-Zahnärzte ist bereits älter als 60 Jahre. In wenigen Jahren wird sich die Lage richtig zuspitzen.“

Hagsteiner unterstützt Hougnons Forderungen
Schützenhilfe bekommt der Zahnärztekammer-Chef von der SPÖ Tirol. „Schon heute müssen im Bezirk Kitzbühel viele Menschen, die sich keine privatärztliche Versorgung leisten können oder wollen, für die Behandlung bis in die Zahnklinik nach Innsbruck. Das ist unzumutbar“, erklärt die Kirchberger SP-Landtagsabgeordnete Claudia Hagsteiner. Um die Situation zu entschärfen, unterstützt sie daher Hougnons dringende Forderung nach Schaffung eines Zahnambulatoriums in Kitzbühel. Hagsteiner: „Jede Verbesserung der Gesundheitsversorgung in meinem Bezirk ist zu begrüßen.“

Obwohl in Tirol bereits ausverhandelt, sei das Vorhaben durch die Zusammenlegung der ÖGK aber ins Stocken geraten, sagt Hougnon: „Jetzt ist Wien am Zug.“ A. Fusser

Bild: Der Bezirk Kitzbühel ist zahnärztlich unterversorgt. Die bestehenden Kassen-Praxen sind am Limit, sagt Paul Hougnon. Foto: Adobe Stock

 
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