Kitzbüheler Anzeiger
26.02.2023
News  
 

„Reich und Schön“ in Kitzbühel (1938)

Kitzbühel gilt heute, vor allem während des Szenetreffs um die Hahnenkammrennen, als Tummelplatz von „Reich und Schön“. Eine abgehobene Gästeschicht hat es schon vor dem Zweiten  Weltkrieg gegeben, für die die heute vorrangige PR-Maschinerie  allerdings noch nicht geboten werden konnte.

Mit der Wintersaison 1937/38 endete ein besonderer Abschnitt der Tourismusentwicklung in Kitzbühel. Die Gästefrequenz, die wöchentlich in den Kitzbüheler Nachrichten mit der Gästeliste verlautbart wurde, war im Jänner und Februar zwar etwas niedriger als im Vergleichszeitraum 1937, aber man konnte mit prominenten Namen aufwarten.
Im Februar 1938 weilten Herzogspaare aus London, Paris und Rom, Prinzessinnen aus Rom, Paris und Dänemark, ein Prinz aus Bukarest, ein Fürst aus Paris, ein Earl und der Adjutant des Herzogs von Windsor,  Baron Louis Rothschild aus Wien, Grafen, Barone, Bankiers und Fabrikanten, u. a. aus New York, London, Rio des Janeiro, Brüssel und Bukarest in Kitzbühel. Die Zahl der gemeldeten Gäste überschritt nur an einigen Tagen die Tausendergrenze. Kaum eingetragen wurden Gäste aus Deutschland.

Pilotprojekt
Hahnenkammbahn
Der Tourismus der Zwischenkriegszeit war keine Massenbewegung, weil der Skisport sich erst entwickeln musste. Aber dort, wo die zaghafte Entwicklung vor dem Weltkrieg begonnen hatte, konnte fortgesetzt werden. Dafür ist Kitzbühel ein Beispiel, wurde doch schon 1924 eine Sportbahn auf den Hahnenkamm propagiert und als eines der ersten Vorhaben in Österreich auch gebaut.
Nach der Katastrophe des Ersten Weltkriegs erholte sich der Tourismus zwar, die Weltwirtschaftskrise ab 1929 führte  wieder zum einem Einbruch der Gästezahlen. Zur „Sommerfrische“ boten sich auch Dörfer an. Nennenswerte Zahlen im Winter gab es nur in Kitzbühel. „Reich und Schön“, Adelige und Wirtschaftsbosse mit ihren Familien, kamen und feierten meist durch mehrere Wochen.

1000-Mark-Sperre ab dem Jahr 1933
Im  Jahr 1933 drohte die von Hitler im Kampf gegen Österreich verfügte „1000 Mark- Sperre“ den heimischen Fremdenverkehr zu vernichten.
Jeder Deutsche musste 1.000 Mark – nach heutigem Wert etwa 5.000 Euro – zahlen, wenn er die Grenze nach Österreich übertreten wollte. Die Gesamtzahl der Nächtigungen deutscher Gäste hatte vorher etwa 40 Prozent betragen, in den Tiroler Dörfern war sie nach dem Anlaufen der Privatzimmervermietung oft sogar doppelt so hoch. Die Tagesausflügler in den Grenzorten und am Kaisergebirge fielen  nun total aus. In Kufstein sanken die Nächtigungszahlen sofort auf ein Sechstel – das war der Stand von 1900. Die faktische Grenzsperre fiel 1936.
Die Österreichwerbung bemühte sich intensiv um Gäste aus anderen europäischen Ländern, etwa in Großbritannien, aber auch um die Steigerung des Inlandsurlaubs... von Hans Wirtenberger

Mehr dazu lesen Sie in der aktuellen Printausgabe Kitzbüheler Anzeiger, Ausgabe 23. Februar 2023.

Bild: In einem „Skibuch“ zeigte der Südtiroler Dichter und Maler Hubert Mumelter (1896 bis 1981) das mondäne Treiben in den Dolomiten und in Kitzbühel.

 
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