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Kitzbüheler Anzeiger
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19.05.2022
News  
 

Protest mit schrillem Punkrock

Das einzige Österreich-Konzert der Kreml-kritischen, russischen Punkband „Pussy Riot“ in St. Johann sorgte im ganzen Land für Schlagzeilen. Die Alte Gerberei war Sonntagabend restlos ausverkauft.

St. Johann | „Mit einem derartigen Ansturm an Publikum, aber auch an Medienleuten und sogar Kamerateams mehrerer TV-Stationen hat selbst ein erfahrener Veranstaltungsprofi wie Hans Oberlechner, Chef der Musik Kultur, nicht gerechnet. „Wir haben Pussy Riot schon vor eineinhalb Jahren gebucht. Vergangenes Jahr ist der Auftritt wegen Corona geplatzt, dann wurde Masha neuerlich verhaftet und inhaftiert. Es war lange Zeit gar nicht sicher, ob das Konzert überhaupt stattfinden kann.“
Bei „Masha“ handelt es sich um Maria Aljochina, Frontfrau von Pussy Riot, die erst vor gut einer Woche als Essenslieferantin verkleidet aus Moskau geflohen ist. Gegenüber der APA erklärte sie, dass sie auf der Europa-Tour „ihre Meinung zur Ukraine-Situation möglichst laut sagen will“.

Kompromisslose Inszenierung
Das habe sie mit ihrer Band - drei weiteren Künstlerinnen sowie dem Saxophonisten Anton Ponomarev - in St. Johann getan, bestätigt Hans Oberlechner. Schriller Punk, knallharte Beats und teilweise markerschütternde Schreie der Bühnen-Akteurinnen wechselten sich ab mit leisen Tönen, hochpolitischen Videoeinspielungen und persönlichen Schilderungen der Frontfrau, die das Publikum bewegten: Ein multimediales Spekakel und eine kompromisslos inszenierte Performance als lautstarker Ausdruck des Protests gegen das Putin-Regime bei gleichzeitiger Bekundung der Solidarität mit der Ukraine.

Haftstrafen, Straflager, Hausarrest, Flucht
Pussy Riot, ein Kollektiv von elf russischen Künstlerinnen, wurde vor zehn Jahren durch ein Konzert in einer Moskauer Kirche gegen Machthaber Wladimir Putin schlagartig weltweit bekannt. Aljochina wurde deswegen 2012 mit ihrer Bandkollegin Nadeschda Tolokonnikowa zu zwei Jahren Straflager verurteilt. Ende 2013 wurden sie begnadigt und kamen frei.

Aljochina geriet aber immer wieder ins Visier der russischen Strafverfolgungsbehörden. Bis vor gut einer Woche stand sie unter Hausarrest. In St. Johann stellten sich Aljochina und Bandkollegin Olga Borisova trotz deutlich verspäteter Ankunft den Fragen der Presse und posierten für Fotografen, sodass der Soundcheck kurz vor dem Konzert im Schnelldurchlauf durchgezogen werden musste.
Ungebrochens Interesse an der systemkritischen Punkband manifestierte sich tags darauf bei einer „Gesprächsrunde“ mit Jugendlichen.

Gymnasiasten stellten viele Fragen
An die 160 Schüler des St. Johanner Gymnasiums stellten Montag Vormittag jede Menge Fragen, die von Masha Aljochina geduldig beantwortet wurden - ganze eineinhalb Stunden lang. „Mit diesem Konzert wurde ein Stück Kulturgeschichte mitgeschrieben“, sagt Hans Oberlechner, auch einen Tag nach dem beeindruckenden Gastspiel noch höchst bewegt. „Es war ein einzigartiges Erlebnis.“ Alexandra Fusser

Bilder: Spektakuläre Performance von Diana KOT Burkot, „Masha“ Aljochina, Olga Borisova (von links). Foto: KCetriolo
Pussy Riot beantwortete ausführlich alle Fragen der Schüler über die Situation in Russland und zum Ukraine-Krieg. Bild rechts: Vor der Abfahrt am Montag noch ein Kurzbesuch in der Homebase St. Johann. Foto: Neubauer, Homebase

 
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