Kitzbüheler Anzeiger
12.10.2023
News  
 

Leserbrief Zum Thema „Unterbürg“

Will man das Thema „Bodenschutz“ mit Füßen treten? In den letzten Wochen hat man immer wieder von der möglichen Umwidmung des landwirtschaftlich genutzten Areals rund um den Hof „Unterbürg“ in St. Johann zu einem Gewerbegebiet gelesen.

St. Johann | Als praktizierender Feldbodenkundler, der diese Gegend genau kennt, darf ich nun einmal ganz neutral zu diesem Thema Stellung beziehen.

Es geht in diesem Fall nicht um Wirtschaftspolitik und auch nur ansatzweise um Raumordnung. Es geht hauptsächlich um Klimapolitik und um den Schutz von Grund und Boden.

In den letzten Jahrzehnten haben wir in Österreich viel zu viel Boden versiegelt und speziell im alpinen Raum damit große Probleme geschaffen. Durch die Schaffung von Wohnraum, Infrastruktur, Straßen und Parkplätzen wurde sehr viel Bodenfläche verbaut und damit der natürliche Wasserabfluss und der Co2-Haushalt stark beeinflusst.

Wir wissen, dass wir die verbliebene Bodenfläche schützen müssen, damit wir für uns und vor allem für unsere Nachkommen eine halbwegs intakte, funktionierende natürliche Umwelt erhalten können. Das bedeutet teilweisen Schutz bei Starkregen vor allzu großen Überschwemmungen, das beeinflusst aber auch den Co2-Kreislauf positiv. Und wir brauchen vor allem auch die verbliebenen hochwertigen landwirtschaftlichen Flächen für die Produktion von Futter, Getreide, Gemüse, Kartoffel, etc. Die Covid-Pandemie hat uns ja gezeigt, wie wichtig regionale Produktion und Vermarktung sind. Und auf Grund des Klimawandels wird sich in den nächsten Jahrzehnten auch die landwirtschaftliche Produktion in unserer Region stark verändern. Neben Grünlandwirtschaft wird großflächiger Gemüse- und Salatanbau sowie die Produktion von Hopfen und Weinbau  möglich sein.  

Aus diesen obengenannten Gründen arbeitet man seit Jahren auf den verschiedenen Ebenen Bund, Land und Gemeinden an „Bodenschutzrichtlinien und Bodenschutzmaßnahmen“.

Das landwirtschaftliche Areal „Unterbürg“ besteht aus landwirtschaftlich hochwertigen Grünlandböden und hat wichtige Funktionen in der Wasserspeicherung und im natürlichen Co2-Kreislauf. Solche Böden sind daher für den Erhalt natürlicher Kreisläufe und für unsere zukünftige eigenständige Versorgung sehr, sehr wichtig.

Eine Umwidmung der landwirtschaftlichen Flächen rund um den Hof „Unterbürg“ würde bedeuten, dass man den „Bodenschutz“ mit Füßen tritt.

Warum der Bodenfonds Tirol überhaupt solche sogenannte „landwirtschaftliche Vorsorgeflächen“ kaufen kann, das ist auch sehr fragwürdig. Wenn er landwirtschaftliche Tauschflächen braucht, so sollte er dies vor dem Kauf belegen müssen. Für Wohnbau oder die Ansiedelung von Gewerbe dürfen solche Flächen in Zukunft nicht mehr zur Verfügung stehen.
Christian-Georg Hopfensperger, Hopfgarten

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