Kitzbüheler Anzeiger

Westendorf

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Mai 2020 5 Thema be bieten die Veränderun- gen, die wahrscheinlich auf uns zukommen, durchaus Chancen. Man wird wahr- scheinlich wieder mehr hei- misches Personal brauchen. Produktionszweige werden aus Billiglohnländern zu- rückgeholt usw. Ein Beispiel dazu: Wirtschaftsministerin Schramböck hat bereits an- gekündigt, die Herstellung wichtiger Medikamente wieder nach Österreich zu holen - eine große Chan- ce etwa für die Standorte Kundl und Schaftenau! Ob es in Zukunft noch ei- nen Tourismus in der zuletzt gekannten Intensität geben wird, scheint fraglich. Das Immer-noch-Mehr bei den Nächtigungen scheint be- endet. Vermehrte Klagen der Bevölkerung über das Zuviel haben diese Trend- wende allerdings bereits an- gekündigt, und zwar auch in Tirol. Weltweit hat es in den Tourismuszentren in den vergangenen Jahren Proteste gegen „Overtourism“ gege- ben. Möglicherweise tritt auch bei den Gästen ein Umden- ken ein. Vielleicht geht der Trend wieder in Richtung „Weniger ist mehr“. Vor al- lem der Party- und Sauftou- rismus in den Wintermona- ten steht hinsichtlich Corona bekanntlich schwer in der Kritik. Auch die heimische Land- wirtschaft ist gefordert. Die Bevölkerung hat die Be- deutung der Nahversorgung wohl erkannt, nun müssen sich die Landwirte danach richten. Statt der großen Milch-Überproduktion, die man vielleicht in Zukunft nicht mehr mit stattlichen Förderungen weltweit ver- markten kann, braucht es auch andere Standbeine. Mehr dazu im Juni und Juli! Das Reisen Gewaltige Veränderungen wird es wohl in der Reise- branche geben. Auch nach dem Lockern der Reisebe- schränkungen werden es manche vorziehen, öfter zuhause zu bleiben und die Zahl der Urlaubsfahrten ein- zuschränken. Viele werden wohl wieder bewusster rei- sen. Auch das hat sich in der letzten Zeit bereits abge- zeichnet: Der Flugverkehr ist schon seit Jahren an der Grenze, die Umweltver- schmutzung sorgt für im- mer größere Probleme (z.B. bei Kreuzfahrtschiffen), die Mitarbeiter sind teilweise an der Grenze ihrer Belast- barkeit, der Preiskampf bei der Beherbergung führt im- mer öfter zu Betriebsschlie- ßungen. Und ein Ende der Steigerungsraten war nicht in Sicht. Das Reisen wird sich viel- leicht entschleunigen. Für zwei Tage nach Paris zum Einkaufen zu fliegen, wird kaum noch möglich sein. Wertschätzung Deutlich spürbar war in den letzten Wochen, dass vie- le Initiativen zum Helfen entstanden. Vom Einkaufen für Senioren bis zu Gratis- Fitness-Kursen via Internet reichten die Angebote. Viele ehemalige Zivildiener tra- ten freiwillig noch einmal in den Dienst, zahlreiche Menschen halfen den Han- delsketten beim Verladen der Waren. Viele Bürger bemühten sich ehrlich um ihre Mitmen- schen. Und dieses Bemühen wurde sehr geschätzt. Auch Berufe, die üblicher- weise nicht im Rampenlicht stehen, stiegen in der Wert- schätzung. Man dankte dem Busfahrer, dem Mitarbeiter der Müllabfuhr, der V erkäu- ferin usw. Erste Forderun- gen nach Lohnerhöhungen für diese „Systemerhalter“ bestätigen diese neue Sicht- weise. Wir erkennen also, was und wer für unsere Gemein- schaft wichtig ist. Zusammenleben Wie oft schon in den Medien festgestellt wurde, scheint sich der Zusammenhalt un- ter den Menschen verbessert zu haben. Man besinnt sich manchmal wieder darauf, dass das eigene Heim, die Familie, der Bekannten- kreis und die Nachbarschaft wichtiger sind als ständiges Wirtschaftswachstum und Streben nach Gewinn. Was ist für unser Leben wichtig? Diese Frage steht wohl im Mittelpunkt der Gedanken vieler Menschen. Alte Menschen erzählen, dass ihnen bewusst gewor- den ist, in welch glücklichen Zeiten Mitteleuropa seit dem Wiederaufbau nach Zweiten Weltkrieg gelebt hat - und wie wenig wir das mittler- weile geschätzt haben. Ein bisschen weniger Tempo im Leben wird uns gut tun. Das ständige „Vollgas“ kann nicht sinnvoll sein. Wie bedeutend in der Krise die neuen Medien waren, ist auch eine wichtige Erfah- rung. Durch das Handy war ein Kontakt mit Familienan- gehörigen auch in Quaran- tänezeiten möglich, durch den Computer und das In- ternet konnten viele zuhau- se im „Home Office“ ihre Arbeit verrichten. Selbst ein eingeschränkter Schulunter- richt war machbar. Deutlich wurde aber auch, dass die technischen Mög- lichkeiten noch ausgebaut werden müssen. V iele Fahr- ten ließen sich z.B. durch Videokonferenzen vermei- den, und auch die Schule kann (zum Teil) auf „Home Office“ ausweichen, wenn die Grundlagen dafür ge- schaffen sind. Das digitale Lernen wird zweifellos an Bedeutung gewinnen. Bei uns fehlt es aber dabei in erster Linie noch an leis- tungsfähigen Leitungen. Klima Und dann bleibt auch der Klimawandel. Die Klima- katastrophe bedroht uns nicht so plötzlich und un- vorbereitet wie jene durch das Corona-Virus, sondern schleichend. Aber das macht sie noch gefährlicher. Vielleicht helfen uns die Er- fahrungen der letzten Wo- chen: Es ist möglich, ein- schneidende Veränderungen anzugehen. Die Natur muss wieder mehr in unseren Planungen be- rücksichtigt werden (siehe auch Seite 6). Krisenplan Deutlich zutage getreten ist auch das Fehlen eines bun- desweiten Epidemieplans. So mussten viele Entschei- dungen spontan gefällt wer- den, manches kam auch zu spät, wie z.B. das Bestellen von Atemmasken, Schutz- kleidung etc. Aber vielleicht ist alles ganz anders? Vielleicht lernen wir gar nichts aus der Krise und machen weiter wie bisher ... Quellen: TT, profil, Die Furche, Der Standard
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