Kampf gegen Leerstand gestartet
Gemeinsam leistbar Wohnen von der Wiege bis zur Bahre – dieses Ziel haben sich Gunnar Fussenegger, Marcel Freytag und der St. Johanner Vizebürgermeister Peter Wallner auf die Fahnen geheftet. Möglich werden soll das mit Hilfe einer Stiftung.
St. Johann | Junge Leute, die eine günstige Wohnung suchen mit betagten Menschen, die alleine sind, Unterstützung im Alltag benötigen und über eine eigene Immobilie verfügen, zusammen zu bringen – das ist eines der Ziele einer neuen Stiftung, die jetzt aus der Taufe gehoben werden soll. Dieser Tage präsentierte der Ideengeber Gunnar Fussenegger gemeinsam mit seinen Mitstreitern, Vize-Bürgermeister Peter Wallner und Berater Markus Freytag, das neue parteiübergreifende Projekt.
Der gebürtige Vorarlberger Gunnar Fussenegger lebt seit Jahren in St. Johann und ortet ein massives Ungleichgewicht, wenn es um leistbaren Wohnraum geht. Immerhin, so Fussenegger, stünden 23 Prozent der Wohnungen in St. Johann leer. Hier will er gegensteuern.
Mit im Boot sitzt Vize-Bürgermeister Peter Wallner. Der Kampf um leistbares Wohnen gehört für den SPÖ-Politiker zum täglichen Geschäft. Dritter im Bunde ist Markus Freytag, der einen Beraterstatus einnimmt.
„Es gibt in St. Johann viele ältere Menschen, die Unterstützung im Alltag brauchen. Vom Rasenmähen bis zum Kochen sind es oft Kleinigkeiten, bei denen Hilfe benötigt wird“, sagt Fussenegger. Oft wohnen diese Menschen im Eigenheim und hätten noch genügend Platz, um Mitbewohner aufzunehmen. „Durch Umschichtung der Belastung der Senioren auf jüngere Mitbewohner entsteht eine einmalige Win-Win-Situation für beide Parteien und das ohne großen Kapitaleinsatz für beide Seiten“, klärt Fussenegger auf.
Eine Idee, der auch Peter Wallner viel abgewinnen kann. Das Trio will noch einen Schritt weitergehen. Sie wollen Besitzern von leerstehenden Immobilien bei der Vermietung ihrer Wohnungen helfen. Denn, so weiß Wallner, aus eigener leidvoller Erfahrung, werden viele Vermieter abgeschreckt. Die Angst, dass die Miete nicht bezahlt oder die Wohnung nicht ordnungsgemäß behandelt wird, ist bei vielen Eigentümern groß. Sie lassen daher die Wohnungen lieber leerstehen.
„Wenn gewisse Objekte vom freien Markt verschwinden, wird der Spekulation Paroli geboten und es kann wieder wirklich leistbarer Wohnraum geschaffen werden“, ist Fussenegger überzeugt.
Auch das Thema „Betreutes Wohnen“ ist ein großes Thema. „Hier richten wir uns grundsätzlich nach den Landesvorgaben, vier zusammenhängende Wohneinheiten sind hier notwendig. Wir wollen den Nutzern die Betreuung im eigenen Lebensumfeld im Ort ermöglichen und so bestehende Pflegeeinrichtungen entlasten, um mehr Zeit mit Lebensqualität für alle Beteiligten zu gewinnen“, so Fusssenegger.
Die Vorarbeiten für die Stiftung, die nach dem Tiroler Stiftungs- und Fondsgesetz gegründet wird, sind schon weit gediehen. Geplant ist die Gründung einer GmbH, die sich um den bürokratischen Teil kümmert. So soll etwa, wenn ein junger Mensch bei einem Senioren einzieht, der Mietvertrag nicht direkt abgeschlossen werden, sondern über die Stiftung laufen. So soll möglicher Missbrauch verhindert werden. Zur Sicherstellung erfolgt ein Probebetrieb nach Vereinbarung. Völlig neu ist die Verbindung von Wohnen und realer Betreuung mit der Möglichkeit zur Ausbildung im Pflegebereich.
Wie Peter Wallner, der als Stiftungsgründer fungiert, betont, „engagiere ich mich hier als Privatperson. Mit Parteipolitik hat das nichts zu tun.“
150.000 Euro als Startkapital notwendig
Vorerst ist ein Stiftungsanwalt am Zug, der die Einzelheiten ausarbeitet. Wallner, Fussenegger und Freytag ist überdies völlig bewusst, dass es für die Gründung Kapital benötigt. Rund 150.000 Euro erhoffen sie sich als Startkapital vom Land Tirol, 20.000 Euro sollen aus dem St. Johanner Gemeindebudget fließen. Vorerst läuft auch die Suche nach Sponsoren für „Wohnen Dahoam“.
„Wir sehen in diesem Projekt eine große Chance, endlich wirkungsvoll auf den Wohnungsmarkt Einfluss zu nehmen“, ist das Trio überzeugt. Als Leuchtturmprojekt, das in ganz Tirol Schule machen könnte, sehen sie ihr Vorhaben an.
Im Frühling wollen die Initiatoren im Rahmen einer Informationsveranstaltung ihr Vorhaben der Bevölkerung präsentieren. Margret Klausner
Marcel Freytag, Gunnar Fussenegger und Vize-Bürgermeister Peter Wallner
(von links) präsentierten das Projekt „Wohn Dahoam“. Foto: Klausner