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Kitzbüheler Anzeiger
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08.03.2021
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Heimatblätter - Blitzschläge und neckisches Echo

Georg Lettenbichler, Vikar in Bruck am Ziller, Geschichts- und Altertumsforscher, lieferte die historisch topographischen Daten.
Anno domini 1618 wurde bei der Kirche ein neues Häuschen um 70 fl. gebaut, und im nämlichen Jahr brannte das Kirchlein abermals nieder. Es wurde wiederaufgebaut, aber sowohl Kirche als auch Mesnerhaus wurden durch einen Blitzstrahl im Jahre 1640 in Asche gelegt. Der Wiederaufbau des Kirchleins in den Jahren 1642 und 1643 kostete 100 Fl. Die Einweihung erfolgte am 24. August durch den Grafen von Spaur, Fürstbischof von Chiemsee. Im Jahr 1648 befleckte eine gräßliche Mordtat die erhabene Stätte, indem der dortmalige Salvenhüter Matthias Steindl nächtlicher Weile von Räubern überfallen und in seiner Gaststube ermordet wurde.

Immer wieder Blitzschäden
In der Zwischenzeit von 1618 bis 1767 wurde das Kirchlein 17 Male durch Blitz mehr oder weniger beschädigt, und im letzten Jahr brannte auch der obere Teil des Herrenhäuschens nieder. Im Sommer 1784 errichtete der Dekan Matthias Wieshofer von St. Johann einen Blitzableiter, der bis zum Jahre 1807 seine vortreffliche Wirkung erwies, am 19. Mai desselben Jahres aber durch böswillige Torheit zerstört wurde, worauf am 10. August der Kirche und dem Turme durch einschlagenden Wetterstrahl neuerdings großer Schaden zugefügt wurde. Das gleiche geschah am 5. Juli 1817 und am 18. August 1818.

Am 3. September 1819 wurde abermals ein Blitzableiter durch den Uhrmacher Joseph Pirchl aus Kitzbühel aufgestellt, dessen Wohltätigkeit seither alljährlich sich wiederholt als vorzüglich erwiesen hat, indem nunmehr die Blitze unschädlich zur Erde fahren. Der Zorn Kronions scheint es ganz besonders auf diesen sonst so bevorzugten Höhenpunkt abgesehen zu haben, weshalb der Dichter in seiner Beschreibung der Hohen Salve die Wohltat des Blitzableiters mit Recht besonders hervorhebt. Im Turm befinden sich drei Glocken, worunter die größte 1 ½ Ztr. Im Jahre 1752, die mittlere im Gewicht von 1 Ztr. 1681 und die kleinste, Loretto-Glöcklein genannt, 1751 gegossen wurde.

Raufereien an Feiertagen
In jenen Zeiten waren auf der Hohen Salve mit den Kirchenfesten, besonders aber am Tage Bartlmä – 24. August – und Johannes Enthauptung – 29. August –häufig Raufereien im Scherze und Ernste zwischen den Brixentalern einerseits und den Tirolern aus dem Sölllande und Inntale andererseits in Übung. Dieses geschah namentlich am 24. August 1806, an welchem Tag zwischen 40 jungen Männern so arg gerauft wurde, dass sehr bedeutende Verletzungen und Verwundungen vorfielen. In Folge dessen wurde sowohl der feiertägliche Gottesdienst als auch der Ausschank verboten, und sieben Jahre das Verbot aufrechterhalten, im Jahr 1813 aber der Ausschank wieder gestattet, weil mittlerweile heimliche Zechstuben in den Alphütten des Berges sich gebildet hatten.

Im darauffolgenden Jahr ward über Ansuchen der Gemeinde Brixen auch der folgende Gottesdienst wiedereingeführt. Bei der Besteigung der Hohen Salve durch Erzherzogin Maria Louise von Parma, Witwe von Kaiser Napoleon, am 6. September 1823 waren 22 Träger, die tragbare Ruhebänke, Tragsessel und Steigeisen bei sich hatten, eingesetzt.

Präranggeln
Gegenwärtig sind diese Nachspiele der Faustzeiten völlig verbannt, wohl aber ist das sogenannte Hosenrecken noch hie und da in Übung, was ein Dichter so beschreibt:
Einer fasst den andern an der Hose, macht sich dann gewaltig schwer, als wenn er von Blei und Eisen wär. Nun wird beiderseits gehoben, und mit Riesenkraft geschoben, bis der Schwächere hingestreckt Händ und Füß aufwärts reckt. Laut dann Felsenwand und Wald vom Geschrei der Gaffer widerhallt „Prämensch“ heißt, wer immer wirft und steht, alle nach und nach zu Boden dreht. Auf der Brixneralpe, die Filz genannt, sowie auf der Höhe selbst zwischen dem Kreuz und der Kirche gibt ein neckisches Echo mit lauter Stimme fünf bis sechsmal dem Rufenden Antwort.

Josef Vogl, gewesener k. k. Gerichtsadjunkt in Hopfgarten, schrieb 1863 den ersten „Führer“ für die Hohe Salve in Tirol mit einer Bergsilhouette in Farbendruck. Von Josef Vogl

Bilder: Die Kuppe der Hohen Salve (Buchschmuck des Büchleins von Josef Vogl, 1863).

 
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