Kitzbüheler Anzeiger
05.05.2022
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Gegen qualvolle Tiertransporte

Seit Montag läuft  die Eintragungswoche für ein überparteiliches Tierschutz-Volksbegehren. Es richtet sich gegen die bis zu 30 Stunden dauernden Tiertransporte.

Kitzbühel | „Allein aus Tirol werden alljährlich 18.000 Kälber exportiert, auch an Drittstaaten. Und im Gegenzug werden 18.000 Kälber aus anderen Ländern, großteils aus den Niederlanden, nach Tirol gebracht“, schildert der freiheitliche Landtagsabgeordnete und FP-Tierschutzsprecher, Alexander Gamper aus Kitzbühel, der das Volksbegehren mitinitiiert hat.

2,4 Milliarden Tiere quer durch Europa
Innerhalb der EU werden täglich 3,8 Millionen Schlachttiere  kreuz und quer durch Europa gekarrt - das sind 2,4 Milliarden pro Jahr, so die Ausführungen Gampers.  „Auf tagelangen und wochenlangen Fahrten leiden die Tiere unerträgliche Qualen, sind extremer Hitze und Kälte ausgesetzt und haben meist keinen Zugang zu Trinkwasser. Die Transporter sind überladen und der Platzmangel führt sehr häufig zu Verletzungen - eingeklemmte Körperteile, Beinbrüche, Quetschungen - bis hin zum qualvollen Tod“.  

Ein Zustand, der für den Freiheitlichen untragbar ist.  Gemeinsam mit dem niederösterreichischen Tierschutz-Landesrat Gottfried Waldhäusl (FPÖ) hat der Kitzbüheler daher das überparteiliche Volksbegehren „Stoppt die Lebendtier-Transportqual“ ins Leben gerufen. Damit will man erreichen, dass Schlachttiere vom Bauernhof nur noch bis zu den nächstgelegenen, geeigneten Schlachthöfen transportiert werden dürfen. Gamper: „Von dort aus soll das Fleisch nur noch gekühlt oder gefroren Verwendung finden.“ Unterstützt wird das Volksbegehren von der Tierschutz-Austria-Präsidentin und ehemaligen Grünen-Parteichefin Madeleine Petrovic.
Die Ursachen für Lebend-Tiertransporte durch Europa sehen die Initiatoren bei der EU, die diesbezüglich keine zeitlichen Beschränkungen kenne: 30 Stunden ohne Ruhepausen dürfen demnach Rinder, Schafe und Ziegen auf den Transportern verbringen, Schweine bis zu 24 Stunden. Gewinner dieser unerträglichen Tierquälerei seien einige wenige Großbetriebe, eindeutige Verlierer hingegen die Konsumenten und die Umwelt, erklärt Gamper.

Preispolitik und Wunsch der Konsumenten
Warum Tiroler Kalbfleisch nicht auf den heimischen Tellern lande, begründetet er mit vorherrschender Preispolitik, aber auch mit den Entscheidungen der Konsumenten: „Bei uns wird das helle Fleisch der holländischen Tiere bevorzugt, während das rosa Fleisch von Tiroler Kälbern in anderen Ländern Absatz findet.“
In der Tiroler Landwirtschaftskammer ist man sich dieser Problematik sehr wohl bewusst und versucht seit Jahren mit zahlreichen, gezielten  Maßnahmen gegenzusteuern. In der heimischen Landwirtschaft habe schon vor Jahren ein Umdenken eingesetzt und man sei auch sehr bemüht, einen anderen Weg zu gehen. Doch vielfach entscheide nicht die Herkunft, sondern der Preis über das, was gekauft wird, erklärt dazu LK-Präsident Josef Hechenberger. „Gerade beim Kalbfleisch zeigt sich dieses Dilemma: In den letzten zehn Jahren hat sich der Anteil des importierten Kalbfleisches mehr als verdoppelt. Nur noch 30 Prozent des in Österreich verzehrten Kalbfleisches stammt auch aus Österreich.“ Die von Gamper angeführten Zahlen relativiert der Tiroler LK-Präsident: „Im Vorjahr wurden rund 14.000 Kälber exportiert. 2018 waren es noch über 17.000.“

Wie viele Kälber aus dem Bezirk Kitzbühel ins Ausland verkauft werden, kann auf Anfrage bei der Bezirkslandwirtschaftskammer nicht ausgehoben werden. Allerdings, so betont Hechenberger, wirken schon jetzt die Qualitätsfleischprogramme, etwa der Jahrling oder das Tiroler Almrind, sowie die Unterstützungen des Landes. Hechenberger: „Das ist für die Landwirtschaft und die Konsumenten erfreulich.“ Alexandra Fusser

Bild: Aus Gründen des Tierschutzes soll Schlachtvieh nur noch bis zum nächstgelegenen Schlachthof transportiert werden dürfen. Mit dem Volksbegehren will man ein Verbot von Tiertransporten quer durch Europa erreichen. Foto: AdobeStock

Daten & Fakten - Volksbegehren läuft bis 9. Mai
Bis zum 9. Mai kann auf jedem Gemeindeamt bzw. online mittels Handysignatur für das Volksbegehren „Stoppt Lebendtier-Transportqual“ unterschrieben werden. Ziel ist, dass Schlachttiere künftig nur noch bis zu den nächstgelegenen, geeigneten Schlachthöfen transportiert und Lebend-Tiertransporte quer durch Europa verboten werden.
Mit Erreichung von 100.000 Unterschriften muss in Österreich jedes Volksbegehren im Nationalrat behandelt werden. 275.000 Menschen haben das aktuelle Tierschutz-Volksbegehren schon vor der offiziellen Eintragungswoche unterzeichnet.

 
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