Kitzbüheler Anzeiger
03.06.2022
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Fünf-Milliarden-Grenze geknackt

Vergangene Woche präsentierten Philipp Reisinger und Arno Wimmer den Immobilienpreisspiegel 2022. Zukunftsprognosen sind u.a. aufgrund von Resourcenknappheit, Teuerungen und Lieferproblemen schwierig.

Kitzbühel, Innsbruck | Im Vorjahr wurden allein in Tirol 13.758 Immobilien mit einem Verkaufsvolumen von rund 5,088 Milliarden Euro verkauft, die grundbücherlich eingetragen wurden. „Damit verzeichnen wir einen Zuwachs von 7,1 Prozent bei der Anzahl der Verkäufe sowie einen Zuwachs von 23,8 Prozent beim Verkaufsvolumen“ – es sind beeindruckende Zahlen, die Philipp Reisinger, der Obmann der Fachgruppe Immobilien- und Vermögenstreuhänder in der Wirtschaftskammer Tirol, gemeinsam mit dem Bundessprecher der Immobilienmakler Österreichs, Arno Wimmer, präsentierte. Die Bilanz zeigt es deutlich – der Hype rund um Immobilien ist vor allem in Tirol ungebrochen, wenn gleich die beiden Experten von einer Immobilienblase nichts wissen wollen.
Allerdings seien die Prognosen heuer doch schwieriger, so die beiden Experten. Reisinger, selber Immobilienmakler in Kitzbühel, kennt die Branche seit Jahrzehnten.

Keine signifikanten Mieterhöhungen
Der Wohnungsmarkt in Tirol habe sich durchaus ambivalent entwickelt, so Reisinger „Der Mietwohnungsmarkt zeigt, außer der Indexanpassung, zu unserer Überraschung, keine signifikanten Mieterhöhungen. Die Mieten der Geschäftsräume sind lokal sogar gesunken“, erklärt Reisinger. Speziell B-Lagen und Nebenlagen haben prozentual nachgegeben. Insbesondere auch in Kitzbühel.
„Freilich müssen wir die speziell im gewerblichen Mietsektor dem Lockdown geschuldeten Verwerfungen berücksichtigen“, betont der Kitzbüheler. Bereits vor zwei Jahren orteten die Kammerexperten vor allem in Kitzbühel einen Überhang an Büroflächen. Dieser Trend habe sich bewahrheitet. Die Büromieten haben im Schnitt um 4,79 Prozent nachgegeben

Betriebsgrundstücke deutlich teurer
Gerade auch im Bereich der Betriebsgrundstücke seien die Kosten deutlich in die Höhe geklettert. Allein in Kitzbühel liegt die Teuerung bei über 13 Prozent. „Grund und Boden ist ein knappes Gut. Insbesondere bei Betriebserweiterungen, geplanten Neuansiedlungen und bei Start-ups stehen die Wirtschafstreibenden oft vor einer schier unlösbaren Herausforderung, bei der Verfügbarkeit und dem Preis von Gewerbegrundstücken. Vor allem Lagen mit guter Nutzbarkeit sind überproportional im Wert und Preis gestiegen“, erklärt der Fachgruppenobmann.

Neue Eigentumswohnungen wurden im Tirol-Schnitt um 8,41 Prozent teurer. „Wegen des beschränkten Angebots und der höheren Nachfrage nach einem Haus im Grünen sind die Preise in allen Lagen und bei allen Wohnwerten im Durchschnitt um 8,21 Prozent gestiegen, zum Teil sogar überproportional“, berichten die Experten.

Einfamilienhäuser: Nachfrage ist größer
„Auch bei den Baugrundstücken für Einfamilienhäuser hatten wir steigende Preise, zum Teil jenseits von zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr.“ Die Nachfrage sei erheblich größer als das Angebot. „Es wäre ausreichend gewidmetes Bauland vorhanden, die Eigentümer sind auf Grund der allgemeinen Markt- und Zinslage aber kaum bereit, die Grundstücke zu verkaufen“, erklärt Wimmer.

Eine drohende Immobilienblase, wie es Europäische Zentralbank und Oesterreichische Notenbank (OeNB) andeuten, sehen Wimmer und Reisinger nicht. Allerdings seien auf Grund der geringen Renditen bei Immobilien und der steigenden Zinsen Investoren immer weniger bereit zu investieren. „Die möglichen Restriktionen bei der Immobilienfinanzierung ab Mitte dieses Jahres erschweren bzw. verhindern den Kauf von Eigentum bei bestimmten Bevölkerungsgruppen“, betont Wimmer. Beide Effekte würden dazu führen, dass die Nachfrage geringer werde, wobei zu erwarten sei, dass weiterhin eine bestimmte Nachfrage gegeben ist.

Es brauche, so Reisinger, etwa ein „Eigenmittel-Ersatzdarlehen“, wie es schon einmal gab. Diese Subjektförderung muss deutlich forciert und ausgebaut werden, hier ist das Land Tirol gefragt“, sind sich die beiden Experten einig. Margret Klausner

Bild: Präsentierten den Immobilienpreisspiegel 2022:  Philipp Reisinger (Obmann der Fachgruppe Immobilien- und Vermögenstreuhänder) und Arno Wimmer (Bundessprecher der Immobilienmakler Österreich; v.l.). Foto: WK Tirol

 
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