Fachkräfte suchen, finden und halten
Der Tourismus in der Region bemüht sich intensiv um eigene Lösungskonzepte für den Fachkräftemangel. Der Tourismusverband Wilder Kaiser startete mit dem „Club der attraktivsten Arbeitgeber“ wie berichtet ein Pilotprojekt. Es gibt aber noch weitere Zugänge zu diesem Thema.
Bezirk | Am Wilden Kaiser setzt man mit dem aktuellen Projekt darauf, mit konsequenten Aktionen das Arbeiten im Tourismus ansprechender zu gestalten. Dazu zählen einerseits ein Benefits-Programm für die Mitarbeiter, aber auch umfangreiche Schulungen der Arbeitgeber sowie eine jüngst unterzeichnete Charta, die Mitarbeiter und Chefs auf Augenhöhe stellt. Die theoretische Unterlage zum Projekt liefert seit Neuestem die Universität Innsbruck. Tanja Petry untersuchte in ihrer Studie „Ausstieg aus der Tourismusbranche“ die Gründe, warum junge Menschen der Hotellerie und Gastronomie den Rücken kehren. Die Erkenntnis: Junge Menschen schätzen besonders Arbeitsplätze, in denen sie Wertschätzung erfahren. Das Gehalt ist weniger ausschlaggebend. Zu den negativen Faktoren, die Praktikanten davon abhalten, fix in einem Tourismusunternehmen anzufangen, zählen schlechte Erfahrungen während der Probezeit (rauer Umgangston, negative Vorbilder ...). Positiv angenommen werden dagegen Dinge wie ein fixer freier Tag in der Woche, hochwertige Dienstkleidung und ähnliche Mitarbeiter-Benefits.
Das Werben um die Arbeitskräfte soll in der gesamten Region einen positiven Schub bringen, wie auch Verbands-GF Lukas Krösslhuber erläutert: „Da der Tourismusverband einen ‚Kümmerer‘ für die Gruppe stellt, konnten zusätzliche Projekte gestartet werden.“
In Bezug auf die jüngste Studie will die Region verstärkt auf die Jugend schauen – beispielsweise über eine Lernvereinbarung, die das Ausbildungsniveau für die Praktikanten auf die bestmögliche Stufe hebt.
Aber auch einzelne Betriebe nehmen die Sache in die Hand: Wie berichtet lud beispielsweise die Kitzintensiv-Gruppe zu einer großen Gala für ihre Mitarbeiter, die übrigens wiederholt werden wird.
Riedel: Kein „Wettstreit“ der Regionen
Einen anderen Ansatz verfolgt der Geschäftsführer des Tourismusverbandes St. Johann, Gernot Riedel. In einem Blog sprach er sich gegen einen „Wettstreit“ in dieser Frage aus. „Wenn jede Region das für sich alleine macht, ist das der falsche Ansatz“, so Riedel gegenüber dem Kitzbüheler Anzeiger. Er plädiert vielmehr für konzentrierte Aktionen in den Bundesländern. Die jüngsten Maßnahmen, wie etwa Regionalisierung der Mangelberufsliste und Öffnung der Arbeitsmärkte, sieht Riedel ebenfalls als wichtigen Schritt.
„Aber dass das Mitarbeiter-Marketing aufwändiger wird als das Gästemarketing, sehe ich als problematisch an.“ Die Lösungsansätze können ohnehin überall nur dieselben sein, „warum machen wir dann nicht einen tirolweiten Beschäftigungsgipfel?“ Die Erkenntnisse und Instrumente daraus sollten dann allen Tourismusverbänden gleichermaßen zur Verfügung stehen. So geht die Branche in Tirol miteinander Hand in Hand in dieser Frage. Die Projektverantwortliche am Wilden Kaiser, Katie Tropper, sieht derartige Aktionen vielmehr als Pilotprojekt, das Aussagewirkung für die gesamte Branche hat: „Wir müssen klein anfangen und können dann unser Wissen weitergeben.“ In der Region wird verstärkt der Fokus darauf gelegt, die Chefs zu schulen, um das Arbeiten im Tourismus wieder in der Außenwahrnehmung attraktiver zu machen. Es gehe dabei keinesfalls darum, dass sich die Regionen gegenseitig ausstechen, sondern um ein nachhaltiges Konzept, das den Tourismus wieder nach vorne bringt. „Wir versprechen uns davon, dass vor allem die jungen Mitarbeiter die positive Energie nach draußen tragen“, so Tropper.
Wie auch immer man das Problem sehen will, das Patentrezept hat jedenfalls noch keiner gefunden. Dennoch wird der Fachkräftemangel den Tourismus – wie auch die anderen Branchen – auch die nächste Zeit noch begleiten. Elisabeth Galehr, Symbolfoto: pexels.com