Es hakt am Optionsvertrag
Seit Jahrzehnten wird in Westendorf mit der Sanierung des Schwimmbades bzw. mit dem Bau eines Sees geliebäugelt. Nach dem Ja für die Projektierung des Projekts „Seensucht“ im Dezember wurde dies nun mit einem Dringlichkeitsantrag gestoppt.
Westendorf | Wenn es einen Orden für die fleißigsten Besucher bei den Gemeinderatssitzungen geben würde, dann müsste dieser nachWestendorf gehen. Ein Garant dafür ist der Punkt Schwimmbad bzw. See auf der Tagesordnung. Dieses Mal stand die weitere Vorgehensweise beim Optionsvertrag Freizeitanlage zur Diskussion. Rund 70 Besucher kamen in den Alpenrosensaal und lauschten der weiteren Vorgehensweise beim langjährigen Gemeindeprojekt.
An drei Punkten stoßen sich die Mitglieder des Freizeitanlage-Ausschusses, an dessen Spitze Bürgermeister Rene Schwaiger steht. Unter anderem an der Pacht in Höhe von 80.000 Euro, die an den Index angepasst werden muss.Weiters ist eine Tourismusleistung in den Sommermonaten vorgeschrieben und außerdem muss das Areal nach 80 Jahren wieder in den Ursprungszustand versetzt werden. „Der Vertrag ist für mich nicht optimal. Ich muss aber davon ausgehen, dass der Vertrag bestmöglich verhandelt wurde“, sagt der neue Bürgermeister. Insgesamt müssen für das Baurecht-Grundstück in 80 Jahren rund 25,7 Mio. Euro bezahlt werden.
Grundstück im Fokus
Für Bürgermeister Schwaiger geht es an erster Stelle um das Grundstück, die Folgen betreffen aber das See-Projekt. „Ich war damals schon gegen den Optionsvertrag“, sagt Schwaiger und muss den Beschluss vom vorigen Gemeinderat für die Detailplanung nun umsetzen. Für Josef Lenk (Für Rene) ist die einzige Option, um diese Phase zu stoppen, ein Dringlichkeitsantrag. „Denn 350.000 Euro in den Sand zu setzen ist für mich zuviel Geld“, erklärt Lenk.
Michael Grafl von der Liste Miteiand, stört vor allem, dass nur über die Kosten gesprochen wird und nicht über den Nutzen des Seeprojekts für den Tourismusort. „Die Wertschöpfung liegt bei rund 78 Millionen Euro.“ Er hält es für verfrüht, den Optionsvertrag schon jetzt über Bord zu werfen. Außerdem erinnert er an die Zusage der Partner Bergbahn und Tourismusverband. „Alle drei sind nur zusammen erfolgreich.“
Diskrepanz bei Baurechtsschlüssel
Erfahrung mit dem Baurechtsschlüssel hat man in Westendorf schon, wie Ortsbauernobmann Peter Pirchl (Aufwind) erklärt: „Dort wird berechnet, welchen Wert das Hoamat hat. Landwirtschaftlich berechnet liegt das Grundstück zwischen zwei und drei Mio. Euro“, sagt Pirchl, findet die Gesamtkosten mit 25,7 Mio. Euro viel zu hoch und spricht von einer falschen Kosten-Nutzen-Rechnung.
Er sieht die touristischen Aufgaben in der Gemeinde anderswo: „Wir brauchen das Geld für die Infrastruktur, denn die Touristen kommen nicht wegen des Bades zu uns.“ Er spricht sich für einen Fortbestand des Schwimmbades aus. „Das werden wir uns leisten müssen“, sagt Pirchl.
Im Gegensatz dazu sagt Alt-Bürgermeisterin Annamarie Plieseis: „Alle Gemeinden würden sich die Finger bei 10 Hektar Grund abschlecken.“ Plieseis ist vom Optionsvertrag überzeugt und appelliert, die Zeit bis Ende des Jahres noch zu nutzen.
350.000 Euro für Projektierung eingeplant
Kurzer Rückblick: Einstimmig hat man sich im Dezember für die genauere Ausarbeitung des Projekts „Seensucht“ ausgesprochen. Dafür hat man 350.000 Euro budgetiert, die auf die Projektträger Gemeinde Westendorf, Tourismusverband und Bergbahn aufgeteilt werden. Im Dezember sind verschiedenste Förderungen in den Raum gestellt worden. Die Rede war teilweise bis zu 70 Prozent für die einzelnen Projekte. „Schade, dass wir viel Geld wegfließen lassen“, sagt Altbürgermeisterin Annamarie Plieseis und stellt provokant die Frage, ob man zum Abholen von Förderungen zu blöd ist?
Kompromiss bei Abstimmung
Eine Einigung konnte schlussendlich doch noch erzielt werden. Die Ausarbeitung des Seeprojekts wird vorerst gestoppt. Dem Dringlichkeitsantrag wurde einstimmig entsprochen.
Eine weitere Entscheidung muss spätestens im Herbst getroffen werden, wenn der Optionsvertrag mit der Stadt Innsbruck für das Grundstück endet. Verena Mühlbacher
Bild: Die Phase zwei beim Projekt „Seensucht“ hat der Westendorfer Gemeinderat gestoppt. Nun soll eine Kosten-Nutzen-Rechnung für die Sanierung des bestehenden Schwimmbades erstellt werden. Foto: Oberer Consulting