Kitzbüheler Anzeiger
04.07.2021
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„Empfehlung an das Kunstgesindel“

„ Eine Empfehlung an das undankbare Wiener Kunstgesindel …“ Die Bilder von Alfons Walde erfreuten sich schon immer großer Beliebtheit. Wer hätte aber jemals gedacht, dass seine Werke derartig den heimischen Kunstmarkt dominieren und bei Auktionen astronomische Preise erzielen. Der jüngste Beweis: vergangene Woche erzielte ein Walde im Dorotheum eine Rekordsumme.

Kitzbühel, Wien | Die Kunstwelt steht aktuell Kopf. Das Vertrauen der Menschen in den Kunstmarkt ist weiter gestiegen. Neben Immobilien als Investition in bleibende Werte folgt bald schon der Kauf von Kunst. Dabei wird vor allem auf arrivierte und bekannte Namen gesetzt - Name-Dropping ist das Stichwort. Auch die Investition in junge und aufstrebende Künstler ist für so Manchen ein Thema.

In der Tiroler Kunstwelt aus dem Bereich der „Klassischen Moderne“ gibt es zwei sehr klingende Namen: Albin Egger-Lienz und Alfons Walde erobern seit Jahren den Kunstmarkt. Landsleute und Zeitgenossen, die in der Wahl ihrer Motive nicht unterschiedlicher sein könnten: Egger-Lienz mit seinen sehr kantigen Tiroler Charakteren und bäuerlichen Motiven, Walde mit einem breiten Spektrum an gefälligen Landschaften und Dorfszenen.
Wie keinem anderen gelingt es Alfons Walde, die Kitzbüheler Berglandschaft so in Szene zu setzen, dass einen die Sehnsucht packt, den Trubel des Tals zu verlassen und in die idyllische Bergwelt zu entfliehen. Verschneite Berge, sanfte Hügel, Sonnenlicht, und lange Schatten im Schnee und das leuchtende Blau des Himmels begeben sich in ein Wetteifern mit der glitzernden Schneedecke.

Walde ist ein Meister der Inszenierung des ländlichen und landschaftlichen Idylls und letztlich war auch darin sein Erfolg als Künstler begründet. Der österreichische Bildhauer und Lyriker Gustinus Ambrosi schreibt 1926 in einem Brief an Alfons Walde: „[...] Mein lieber Walde, ich war hier auch im Künstlerhaus. Deine Bilder haben mich erfreut. Da hast Du mir wirklich Ehre gemacht, denn ich habe Dich empfohlen dem lausigen undankbaren Wiener Künstlergesindel. Einzeln habe ich Dich dem und jenem ans Herz gelegt und dann aus Innsbruck und Kitzbühel gedrahtet und nun habe ich meine Freude, denn Deine Bilder erschlagen alle Anderen. [..] Du bist am besten Weg. Du bist groß, mein Lieber.“

Walde traf einen zeitlosen Geschmack
Waldes Bilder kennzeichnen sich durch eine summarische Auffassung der Fläche, die mit einer gezielten und lebendigen Pinselführung und mit einem starken Hell-Dunkelkontrast zu beleben weiß. Er bleibt stets in der gegenständlichen Malerei verhaftet und versteht Farbkombinationen als rhythmisches Spiel. Dass Walde einen zeitlosen Geschmack seiner Käuferschicht getroffen hat, drückt sich aktuell in den Preisen aus, die für Waldes Bilder jüngst am Kunstmarkt gezahlt werden. In den letzten Jahren sind immer wieder Bilder des Künstlers unter den Hammer gekommen, in der Regel wurden sie meist mit Preisaufschlag verkauft. Interessant ist auch, dass der geschäftstüchtige Künstler zu Lebzeiten von den sehr gefragten Motiven mehrere Versionen anfertigte sowie den „Kunstverlag Alfons Walde“ gründete, wo er auch seine Postkarten und Kunstdrucke vertrieb.

Rekord jagt Rekord
Erst vor knapp fünf Jahren, im Jahr 2016, wurde der berühmte „Aufstieg“ von Walde um beachtliche 760.000 Euro verkauft. Vergangene Woche wurde dieser im Dorotheum von einem neuerlichen Rekord abgelöst. Der „Aufstieg der Schifahrer“ aus dem Jahr 1927 (Öl auf Karton, 41 x 66, gerahmt) war mit einem Schätzwert von 320.000 bis 500.000 Euro in die Auktion gegangen. Das Gemälde mit der gelungenen Komposition von Tourengehern hat nun für beachtliche 965.000 Euro den Besitzer gewechselt. Waldes Winterbilder gelten als die beliebtesten. Der Künstler, nebenbei selbst auch als Bergführer in den Kitzbüheler Alpen aktiv, konnte seine Inspiration direkt aus seiner Tätigkeit schöpfen.

Steigen Preise weiter?
Prinzipiell hatte die Österreichische Kunst der Zwischenkriegszeit lange Zeit eine schwierige Situation: Zu viele Stile, Vertreibungen der Künstler oder durch Kriegsdienst unterbrochene Karrieren. Das bescherte der Kunst eine eigene Position.
Ob die Preise weiter steigen werden, ist schwer zu sagen: Beachtet man aktuell aber die Entwicklungen am Kunstmarkt, so iwird man sich vielleicht noch auf Überraschungen gefasst machen können. Für Waldes Bilder gilt nach wie vor: Große Wirkung und mittlerweile stark gefragt.

Bild: „Aufstieg der Schifahrer“, 1927 (Öl auf Karton, 41 x 66, gerahmt) wurde für  965.000 Euro in Wien versteigert.

 
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