Kitzbüheler Anzeiger
28.01.2021
News  
 

Drohende Schuldenfalle für Betriebe

Die Zahlen der Tiroler Wirtschaftskammer bezüglich eines Ausfalls des touristischen Winters in Tirol sorgten bereits vor den neuerlichen Corona-Verschärfungen für Aufsehen. Welche Prognosen bestehen, hängt ganz wesentlich davon ab, wie bald wieder grünes Licht für das Aufsperren kommt.

Bezirk, Tirol | Bereits vor dem neuerlich verlängerten Lockdown zeigte sich der Tiroler Wirtschaftskammerpräsident Christoph Walser mehr als nur ernüchtert, was den Ausblick auf die Wintersaison betrifft. „Dass wir heuer noch eine wirtschaftlich tragbare Wintersaison zustande bringen, ist unrealistisch“, hielt Walser vor Kurzem wie berichtet fest.

Für die Wintersaison 2020/2021 rechnet die WK Tirol mit einem Nächtigungsrückgang von 70 Prozent – falls die Pandemie nennenswerte Nächtigungen aus dem Ausland Anfang März zulässt. Bei diesem Szenario würde sich im gesamten Bundesland ein Wertschöpfungsverlust von rund vier Milliarden Euro ergeben. Insgesamt würden damit über 37.000 Vollzeit-Arbeitsplätze in Tirol verloren gehen. Für den Fall, dass die Reisebeschränkungen bis Ende März 2021 andauern werden, ist ein Nächtigungsrückgang von 90 Prozent für die gesamte Wintersaison zu erwarten, was einem Totalausfall gleichkommt. Das würde einen Wertschöpfungsverlust von rund 5,2 Milliarden Euro bzw. 48.000 Vollzeit-Arbeitsplätzen bedeuten – davon alleine im Sektor Beherbergung und Gastronomie von über 21.000 Vollzeit-Arbeitsplätzen.
Die Tourismusberatung Prodinger legte im Herbst ein Papier zur heurigen Wintersaison vor. Das schlimmste Szenario, der „Worst Case“, wurde von der Realität allerdings noch übertroffen, wie GF Thomas Reisenzahn dem Anzeiger schildert: „Unser Winter Worst-Case vom Herbst mit 50 Prozent Ausfall  wurde Anfang Jänner auf minus 85 Prozent revidiert.“

Eigenkapital der Unternehmen stärken
Zwar wurde wiederholt ein Aufsperren für Ende Februar von der Regierung angekündigt, dieser Termin sei aber auch nicht in Stein gemeißelt, die unsichere Lage verschärft den Druck auf die Betriebe noch weiter. „Die Covid-19-Krise hat die betriebswirtschaftliche Basis der Hotellerie schon jetzt völlig durcheinandergebracht, auch bei den heimischen Betrieben in Kitzbühel. Das dicke Ende kommt aber noch: So richtig wird die Krise erst nach Auslaufen der Hilfsmaßnahmen 2021 bzw. 2022 auf die Betriebe durchschlagen. Niemand weiß, wie lange es dauern wird, bis wieder Planungs- und Betriebsführungssicherheit gegeben sind“, so Reisenzahn.
So lobenswert die diversen Staatshilfen auch sein mögen, mit diesen habe man sich erst einmal nur Zeit erkauft, ist sich der Branchenexperte sicher. Denn: „Die Maßnahmen sind so ausgerichtet, dass Hotelbetriebe auf ihr Eigenkapital gezwungenermaßen zurückgreifen müssen. Die Hotels werden nach der Krise somit noch mehr Schulden haben als zuvor.“
Genau vor dieser Schuldenfalle warnt Reisenzahn eindringlich.

Neben der bewussten Konsumentenentscheidung für einen Urlaub in der Region hilft nur eines: das Eigenkapital der touristischen Betriebe zu stärken.
Denn ohne eine solide finanzielle Basis ergeben sich naturgemäß diverse Probleme, Reisenzahn nennt ein Beispiel: „Aus dieser Bilanzsituation heraus gab es bereits in den letzten sechs Monaten Schwierigkeiten bei der Erlangung von Überbrückungsfinanzierungen.“
Auch die Frage nach der Übergabe von touristischen Betrieben an etwaige Nachfolger wird aufgrund der Situation deutlich schwieriger – darin sind sich Thomas Reisenzahn und die Experten der Wirtschaftskammer Tirol einig. Elisabeth Galehr

Bild: Die Wirtschaftskammer präsentierte Szenarien für die Saison.

 
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