Kitzbüheler Anzeiger
09.04.2022
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Der Herr über Flüsse und Straßen

Straßenbauer und Katastrophenmanager – fast 20 Jahre lang leitete Erwin Obermaier das Baubezirksamt in Kufstein. Zahlreiche große Bauvorhaben hat er aktiv mitgestaltet. Doch auch bei Hochwasserkatastrophen war er gefordert.

Kufstein, Kitzbühel | „Mich gibt es sicher nicht als pfuschenden Senioren“ – nach 20 Jahren als Leiter des Baubezirksamtes Kufstein verabschiedet Erwin Obermaier in ein paar Wochen in den Ruhestand. „Mit viel Dankbarkeit“ wie er betont. So sei es glücklicherweise in den vergangenen zwei Jahrzehnten trotz der vielen Baustellen und den zahlreichen Katastropheneinsätzen, für die er verantwortlich war, nie zu einem tödlichen Unfall gekommen.Jetzt jedenfalls sei für ihn die Zeit für Neues gekommen“, betont der bisher längstdienende Amtsleiter.

Der gebürtige Kufsteiner, der heute mit seiner Familie in Schwoich daheim ist, hat in Innsbruck Bauingenieurswesen studiert und danach rund zehn Jahre in einem Zivilingenieurbüro gearbeitet. Das Baubezirksamt war ihm nicht fremd, hatte er dort auch schon Ferialjobs gemacht.
Als dann ein Angebot kam, griff Obermaier zu. Einen Schritt, den er nie bereut hat. 1993 übernahm er die Leitung im Bereich Wasserbau, kurz danach kam der Bereich Straßenbau hinzu. Im Jahr 2003 übernahm er dann die gesamte Amtsleitung.

Fingerspitzengefühl und viel Diplomatie
Die Arbeit ist vielfältig, erfordert viel Fingerspitzengefühl und Diplomatie. Da galt es Bürgermeister genau so zufrieden zustellen, wie tausende von Anrainern. Und doch mussten er und sein Team dann doch immer wieder bis hin zur Grundenteignung gehen, um für die gesamte Bevölkerung das Beste herauszuholen.
Auch als Katastrophenmanager war Obermaier immer wieder gefragt - ob die Hochwasserkatastrophe in Kössen 2013, als es dann auch noch in anderen Gemeinden 40 Katastrophenfälle gab, oder die schweren Straßenschäden nach der Unwetternacht im vorigen Sommer in der Kelchsau.

Loferer Bundesstraße größtes Bauvorhaben
In Obermaiers Amtszeit fielen die größten Bauvorhaben in den vergangenen Jahrzehnten. So etwa der umweltgerechte Umbau der Loferer Bundesstraße mit Großbaustellen wie Söll und Ellmau. „Die Loferer Bundesstraße ist die meist befahrene Ost-West-Verbindung. Das ist natürlich eine Herausforderung. Wir asphaltieren inzwischen ja auch schon in der Nacht“, so Obermaier, und erinnert in diesem Zusammenhang an die Sanierung der Pass-Thurn-Bundesstraße in Kitzbühel.
„Die Koordination ist ein wesentlicher Teil unserer Arbeit“, betont Obermaier. Ob Triathlon,  Almabtrieb oder die Österreich-Rundfahrt, all das gelte es bei Planung einer Baustelle zu bedenken.

Doch es seien oft gerade die kleineren Projekte, die besonders herausfordernd sind. Der Bau der Kohlhoferbrücke in Reith, sei so ein Beispiel, wo eine Enteignung notwendig war. Eine weitere Baustelle, die schlussendlich ein gelungenes Projekt wurde, war der Ausbau der Landesstraße und der Entschärfung des Nadelöhrs im Schwendter Zentrum. Auch hier galt es mit Anrainerprotesten umzugehen.
Der neue Bürgermeister der Gemeinde, Jürgen  Kendlinger, und damals betroffener Grundbesitzer sprach sich gegen das Projekt aus und wurde enteignet.

„Unser Ziel ist die Beseitigung von Unfallhäufungspunkten, auch gegen die Widerstände einzelner Lokalpolitiker“, bringt es Obermaier auf den Punkt.Das wird zukünftig die Aufgabe von Obermaiers Nachfolger Jürgen Wegscheider sein, der bereits seit langem den Bereich Straßenbau leitet. Erwin Obermaier hingegen freut sich jetzt auf seinen Ruhestand. Margret Klausner

Bild: Nach fast 20 Jahren an der Spitze des Baubezirksamtes verabschiedet sich Erwin Obermaier mit Ende April in die Pension. Mit „großer Dankbarkeit“ wie er betont. Foto: Klausner

Daten & Fakten - Baubezirksamt in Zahlen
Das Baubezirksamt (BBA) für die Bezirke Kufstein und Kitzbühel hat seinen Sitz in den Räumlichkeiten der Bezirkshauptmannschaft in Kufstein, ist aber eine völlig eigenständige Behörde. Überdies gehören die Straßenmeistereien in St. Johann, Wörgl und Kufstein dazu. 130 Mitarbeiter sind im BBA beschäftigt. Die Bereiche sind in Wasserwirtschaft und Straßenbau aufgeteilt.

Bis zum Jahr 2002 gehörten auch die Autobahnen zu den Aufgabengebieten, heute sind die Mitarbeiter für die Erhaltung bzw. den Neubau von rund 500 Kilometern Bundes-und Landesstraßen verantwortlich. Im Bereich Wasserwirtschaft dehnt sich der Bereich auf rund 500 Kilometer Talschaftsgewässer, z.B. die Achen oder den Inn, aus.

 
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