Corona-Verluste nicht aufgeholt
Im Bezirk Kitzbühel wirkt sich die Verknüpfung mit dem Tourismus auf viele Handelsbranchen aus. Laut Klaus Lackner war der Handel während der Pandemie eine der betroffensten Sparten.
Innsbruck, Kitzbühel | Vergangene Woche informierte der Obmann des Tiroler Handels in der Kammer, Dieter Unterberger, gemeinsam mit Peter Voit-
hofer (Economica Institut für Wirtschaftsforschung) über die Situation des Tiroler Handels während der Corona-Pandemie.
„Die Tiroler Händlerinnen und Händler haben während der gesamten Corona-Krise hervorragende Arbeit geleistet. Sie haben die ständig wechselnden Vorgaben professionell umgesetzt, die nötigen Maßnahmen mitgetragen und so trotz der schwierigen Situation stets für reibungslose Abläufe gesorgt“, erklärt Unterberger.
Er betont allerdings auch, dass die Corona-Pandemie viele Handelsbereiche in Tirol wesentlich härter getroffen hat als in anderen Bundesländern. „Das hängt vor allem mit der starken touristischen Ausrichtung zusammen, die wir hierzulande haben. Das Fehlen internationaler Gäste und die Lockdowns der Hotellerie und Gastronomie haben beispielsweise den Lebensmittelgroßhandel und den Sportartikelhandel in den heimischen Tourismusregionen extrem getroffen.“ Dem kann sich Klaus Lackner nur anschließen. Der Kitzbüheler ist stellvertretender Tiroler Gremialobmann für den Handel. „Im Laufe des Jahres haben sich die Zahlen inzwischen verbessert, im ersten Halbjahr schaute es noch viel schlechter aus“, klärt Lackner auf, der sich intensiv mit der Krise auseinandergesetzt hat.
Verluste zwischen 50 und 80 Prozent
Grundsätzlich sei der Handel im Bezirk ja sehr gut aufgestellt. Doch seit Beginn der Corona-Pandemie im März 2020 haben die Händler mit schweren Zeiten zu kämpfen. „Die betroffensten Sparten sind hier sicher der Mode-, Textil- und Sporthandel, auch die Schuhe gehören da mit dazu“, sagt der Unternehmer. Allein im Vorjahr hatten die Händler mit einem Minus von zwischen 50 und 80 Prozent im Vergleich zum Jahr 2019 gekämpft. Im ersten Halbjahr 2021 liegen die Verluste bei knapp unter 30 Prozent. „Der Sommer hat uns aber seit August ganz gute Umsätze beschert“, ist Lackner positiv eingestellt, „wir spüren natürlich, dass wir zu den starken Tourismusbezirken gehören.“ Vor allem die Sporthändler sind in Kitzbühel mehr betroffen als in anderen Bundesländern. An und für sich sei er optimistisch, aber „große Euphorie ist nicht angesagt.“ Hier denkt Lackner an die steigenden Infektionszahlen.
Auch er hadert mit dem Trend hin zum Onlinehandel. Hier sei der Anteil auf 25 Prozent gestiegen. Er könne damit leben, wenn es sich um heimische Unternehmen handle, doch meist seien die Nutznießer Internethändler, die hier auch keine Steuern zahlen. Und noch einen Wermutstropfen sieht der Kitzbüheler. „Der Arbeitsmarkt ist ein riesiges Thema. Wir leiden massiv an Fachkräftemangel.“
Preissteigerungen sind 2022 zu erwarten
Auch rechnet Lackner für 2022 mit spürbaren Preissteigerungen. Auf gewisse Waren werde man auch möglicherweise verzichten müssen, sprach Unterberger im Rahmen der Präsentation Lieferengpässe an. Dass die Nachfrage nach den Lockdowns so steigen würde, sei unterschätzt worden, erklärt Peter Voithofer. Hier und da sei die Produktion zu spät hochgefahren worden. Das werde sich aber wieder normalisieren, so der Experte. Margret Klausner
Bild: Klaus Lackner war nicht nur lange Jahre Wirtschaftskammerobmann, er ist nach wie vor stellvertretender Gremialobmann für den Handel. Foto: Lackner
Daten & Fakten - Bezirksweit 600 Handelsbetriebe
Bezirk | Mit rund 7.000 Unternehmen, ca. 49.000 Beschäftigten und einem Netto-Jahresumsatz in Höhe von rund 12,7 Milliarden Euro stellt der Handel einen zentralen Wirtschaftsfaktor für Tirol dar. Allein im Bezirk Kitzbühel gibt es 600 Unternehmen, die allgemeinen Handel betreiben, die über 4000 Menschen beschäftigen.
In den ersten acht Monaten wurde ein nominelles Umsatzplus von 10,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr und ein Plus von 2,6 Prozent gegenüber 2019 erwirtschaftet. Tirol liegt im Bundesländervergleich auf dem letzten Platz. Dazu kommt, dass das Tiroler Wachstum maßgeblich von hohen Zuwächsen im Onlinehandel getragen wird, während Bereiche wie der Sportartikelhandel, der Elektro- und Möbelhandel oder der Schuh- und Modehandel starke Rückgänge verzeichnen mussten.