Kitzbüheler Anzeiger
29.04.2021
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Auf neuen politischen Wegen

Der Jochberger Bürgermeister Günter Resch schlägt politisch neue Wege ein. Er tritt nach 35 Jahren aus der FPÖ aus. Bei den Gemeinderatswahlen wird er mit einer parteiübergreifenden Liste antreten.

Jochberg | Die Landes-FPÖ ist informiert. Nun machte es Bürgermeister Günter Resch offiziell. Er tritt nach 35 Jahren aus der FPÖ aus. Den Austritts-Gedanken hegte Resch schon länger, wie er dem Kitzbüheler Anzeiger erzählt.  Der Ibiza-Skandal, die handelnden Personen in der Bundes-FPÖ, die aggressive Oppositionspolitik – es sind viele kleine Mosaiksteine, die ihn schlussendlich zu dieser Entscheidung veranlasst haben. „Ich kann mich mit vielem was da abläuft, nicht mehr identifizieren“, sagt Resch.

Mehrheit und Bürgermeister
2016 erzielte Resch mit seiner Liste „Freiheitliche und parteifreie Jochberger Gemeindeliste“ die absolute Mehrheit im Gemeinderat und wurde zum Bürgermeister gewählt. „Kleine Gemeinden wie Jochberg tun sich schwerer, da geht vieles nur mit Hilfe von engagierten Bürgern und durch Zusammenhalten“, sagt Resch.  
Zusammenhalten – seit Anbeginn das Motto von Resch. Sein Wahlslogan „Zsammhoitn in Jochberg“ wurde in seiner ersten Amtsperiode zum Programm. So ist es nicht verwunderlich, dass auch seine neue Liste, mit der er an den
Wahlerfolg von 2016 anknüpfen will „Zsammhoitn für Jochberg  - Günter Resch“ heißen wird.
 
“Für Jochberg ist es egal, ob man schwarz, blau, grün oder rot ist.“
Zusammenhalten sollen dabei fähige Köpfe, egal aus welchem Lager. „Wir haben in der letzten Periode einiges gelernt. Für Jochberg ist es egal, ob man schwarz, blau, grün oder rot ist. Wir versuchen auf unserer Liste die fähigsten und fleißigsten zu vereinen“, sagt Resch. Auf seine Stammmannschaft von den letzten Gemeinderatswahlen kann Resch großteils zählen. „Wir wollen in der nächsten Periode auch Nicht-Gemeinderatsmitglieder in Ausschüssen mitarbeiten lassen“, erklärt Resch.

FPÖ Ortsgruppe bleibt bestehen
Die FPÖ Ortsgruppe Jochberg bleibt ohne Resch, der Ortsgruppenobmann war, weiterhin bestehen. „Wir haben uns zusammengesetzt. Es ist nicht meine Art, irgendwo böses Blut zu hinterlassen, aber die Wege trennen sich nun mal. Der ursprüngliche freiheitliche Grundgedanken ist noch immer der meine, aber die Art, wie sich die FPÖ politisch entwickelt hat, kann ich nicht mehr mittragen.“
Durch seine nunmehrige Parteilosigkeit fühlt sich Resch nicht benachteiligt: „Ich hatte auch als FPÖ-Bürgermeister nie das Gefühl, dass ich von der Landesregierung schlechter behandelt werde, als die anderen - anders wird es als Parteifreier nicht sein.“

FPÖ verliert einen von zwei Bürgermeistern
Neben Bernhard Freiberger (Rattenberg) war Günter Resch der zweite FPÖ-Bürgermeister in Tirol. Die Landespartei nimmt zum Abgang von Resch wie folgt Stellung: „Günter Resch hat uns mitgeteilt, dass er bei der kommenden Gemeinderatswahl als Parteifreier kandidieren möchte, was wir natürlich zur Kenntnis genommen haben. Sicher ist, dass Bürgermeister Resch und seine Fraktion auch weiterhin freiheitliche Politik machen werden, was für uns das Wichtigste ist. Wir werden entsprechend auch in Zukunft gut zusammenarbeiten.“ Böses Blut gibt es somit wohl auch von Seiten der Landespartei nicht. Johanna Monitzer

Bild: Der Jochberger Bürgermeister Günter Resch verlässt die FPÖ. Foto: Monitzer

Aus meiner Sicht - Der atypische Verbinder
Günter Resch ist ein Mann aus der Bauwirtschaft. Er krempelt die Ärmel hoch und packt an. Nach 18 Jahren im Gemeinderat wurde er beim ersten Antreten mit 53,24 Prozent 2016  zum Bürgermeister gewählt. Dabei verfolgte er schon immer eine für die FPÖ eher ungewöhnliche Linie. Für Partei-Geplänkel hatte er stets wenig übrig. So sagt er ganz unverblümt: „Eigentlich interessiert mich nur Jochberg, sonst gar nichts“.

Nicht das Trennende, sondern das Verbindende stellte man in Jochberg in den Mittelpunkt. Das Motto  „Zsammhoitn in Jochberg“ ist nicht nur ein etwas kitschiger Satz. Beeindruckendes Beispiel in diesem Winter: als ein Corona-Cluster entdeckt wurde, gingen 1.058 von rund 1.500 Jochbergern sofort zum Testen – für Jochberg.
Für den Politik-Beobachter sind Gemeinderatssitzungen eher fad – große Diskussionen oder gar Streit bleiben aus bzw. werden nicht medienwirksam ausgerollt.

Jetzt trennt sich Resch von der FPÖ. Wieder zu einer Partei zu gehen, schließt er aus. Er wolle eine Liste mit den besten Köpfen, am besten aus allen politischen Lagern. „Im Grunde bin ich kein Politiker“, sagt Resch. Da liegt er falsch. Einen besseren Schachzug hätte er nicht machen können. Johanna Monitzer, monitzer@kitzanzeiger.at

 
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