Kitzbüheler Anzeiger
27.08.2022
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Anker für Glauben und Hoffnung

Gipfelkreuze wurden und werden aus unterschiedlichen Motiven errichtet. Deswegen hat jedes Gipfelkreuz eine Geschichte. Leider gibt es dazu wenig Aufzeichnungen.

Im Bezirk Kitzbühel stoßen schroffe Kletterberge – Kaisergebirge, Loferer und Leoganger Steinberge - und einzelne Inselberge – Großer Rettenstein, Kitzbüheler Horn – und die Grasberge der Kitzbüheler Alpen zusammen. Deshalb sind manche Gipfel den Kletterern vorbehalten, viele aber  von Wanderern leicht zu erreichen. Eine ungewöhnlich große Anzahl von Gipfelkreuzen gibt es da wie dort. Nach der Vorstellung einiger Gipfelkreuze im Wilden Kaiser -Kitzbüheler Heimatblätter 6/2022 (247) – werden weitere Beispiele aus dem Bezirk gezeigt.

Wallfahrt, Rangglerfeste und ein Bergkreuz
Am Gipfel der Hohen Salve (1.729 m), steht schon seit Jahrhunderten eine Wallfahrtskirche, auch ein Kreuz unterhalb des Gipfels soll es früh gegeben haben. Die Kuppe war häufig Schauplatz von Rangglerfesten der Brixentaler und der Söllandler, die gelegentlich in Raufereien ausarteten. In der Napoleonischen Zeit verboten die Bayern Gottesdienste und  Ausschank an den Hauptfeiertagen Bartholomä und Johannes Enthauptung im August. Weil sich auf den Almen heimliche Zechstuben bildeten, erlaubte danach die österreichische Regierung die Feste wieder. Schon vor Beginn der Bergsteigerei war die Hohe Salve das Ziel von interessierten Personen. 1823 ließ sich Maria Louise von Parma, die Gattin von Kaiser Napoleon, auf einem Reittier auf die Salve tragen. Der erste, noch private Christbaum wurde 1861 auf der Hohen Salve aufgestellt.

Im Jahr 1900 schleppten 34 Männer ein acht Meter hohes Kreuz auf die Westseite der Salve. Rund 300 Personen sollen von Hopfgarten aus aufgestiegen sein, Pfarrer Peter Vordermayr las die Heilige Messe im Kirchlein, das die Besucher nicht fassen konnte. Auch die Musikkapelle Hopfgarten gestaltete das Fest mit.
Witterungseinflüsse erforderten dreißig Jahre später ein neues Bergkreuz, das den Zweiten Weltkrieg überlebte. Im Jahr 1946 wurde ein vier Meter hohes Lärchenkreuz von Dekan Johann Feyrsinger aus Brixen gesegnet.  
Im Gemeindegebiet Hopfgarten im Brixental errichtete die Freiwillige Feuerwehr auf der Steinhüttefrau (1.936 m), das neueste Gipfelkreuz in den Kitzbüheler Alpen. Der wenig bekannte Berggipfel liegt zwischen Ramkarkopf und Lodron.

Hobbyfußballer stellten Gipfelkreuz auf
Das Gipfelkreuz auf dem Lodron (1.925 m) gilt als eines der schönsten Bergkreuze. Es stellt eine Besonderheit dar: Geschaffen und aufgestellt hat es ein Sportverein, der Westendorfer Hobbyfußballverein Moskitos.
Im Gemeindegebiet Westendorf wurden einige Gipfelkreuze von örtlichen Vereinigungen errichtet: Die Bergrettung nahm den zehnjährigen Bestand der Ortsstelle zum Anlass, das morsch gewordene Kreuz auf dem Fleiding(1.896 m) zu erneuern. Die Musikkapelle gab auf der Choralpe ein Konzert. Die damals noch nach Andreas-Hofer bezeichnete Schützenkompanie errichtete 1988 auf dem Floch ein Gipfelkreuz, das Dekan Gustav Leitner segnete. In Westendorf wurden mit der Errichtung der Gipfelkreuze Wegpatenschaften übernommen, auch die Erhaltung des Kreuzes gehört dazu.

Auf der Karspitze (1.860 m) steht neben der Karkapelle ein ansehnliches Kreuz, das im Jahr 1951 von den Almbauern von der Talkaser und vom Nachtsöllberg errichtet wurde. Sie wollten damit vom Himmel einen dauerhaften Frieden erflehen. Dekan Johann Feyersinger vollzog unter zahlreicher Beteiligung die Kreuzweihe. Für die Heimkehrer sprach Oberlehrer Friedrich Mühlbacher. Zur Gipfelkreuzweihe auf dem Gampenkogel luden im Sommer 1961 die Wirtsleute des Brechhornhauses ein.

Ein Kreuz für „Adam und Eva“
Auf der Brixener Seite des Gaisbergs steht eine Felsformation, der der Volksmund die Bezeichnung „Adam und Eva“ gab. Man hat das Kreuzproblem dadurch gelöst, dass man weder Adam noch Eva damit bekrönt hat, sondern es neben die Steinfiguren stellte.
Noch im Gründungsjahr hat die Alpenvereinssektion Kirchberg unter Obmann Herbert Wimmer 1961 auf dem Großen Rettenstein ein Gipfelkreuz aufgestellt, das die Angestellten der Skilift AG. Kirchberg in freien Arbeitsstunden gestaltet hatten, die es auch am Gipfel montierten, und am Kirchweihsonntag gesegnet wurde. Das Drei Meter hohe Kreuz wurde in fünf Teilen transportiert. In der Mitte wurde eine vom akademischen Maler Josef Obermoser gestaltetes Edelweiß – Durchmesser 50 cm – angebracht. Kirchberger Gewerbetreibende unterstützten durch Spenden das Vorhaben. Am Weihetag fanden sich rund 800 Personen ein.

Das Kreuz am Kleinen Rettenstein (2.217 m) wurde 1954 in der Pfarrkirche Jochberg gesegnet und am Schutzengelsonntag übergeben. Gestiftet haben es Jochberger Bergfreunde. Mehr dazu in der aktuellen Ausgabe KW32-2022 in der Printaushgabe Kitzbüheler Anzeiger. Von Hans Wirtenberger

Bild: Eine ungewöhnliche Felsgruppe am Gaisberg im Brixental nennt der Volksmund „Adam und Eva“. Foto: Hans Laiminger, Brixen

 
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