Kitzbüheler Anzeiger
16.03.2021
News  
 

2.490 Nächte in Notwohnungen

Kurz vor dem Weltfrauentag erschien der Tätigkeitsbericht des Mädchen- und Frauenberatungszentrums Bezirk Kitzbühel. In den Übergangswohnungen fanden insgesamt zwölf Frauen eine sichere Zuflucht. Immer mehr Frauen nehmen das Beratungsangebot in Anspruch.

St. Johann | Am Montag, 8. März, war internationaler Frauentag. Frauen werden weltweit noch immer unterdrückt, von gleichem Lohn für gleiche Arbeit sind wir auch in unseren Breiten noch weit entfernt. Psychische und physische Gewalt gegen Frauen wird als Beziehungskonflikt oder Eifersuchtsdrama verharmlost und ist noch immer ein Tabu-Thema.   

Kostenlos und anonym
Eine Anlaufstelle in herausfordernden Zeiten für Mädchen und Frauen ist das Beratungszentrum in St. Johann. Es werden kostenlose Beratungen bei sozialen, psychischen, rechtlichen und ökonomischen Problemen angeboten. Übergangswohnungen und Wohngemeinschaften werden bereitgestellt, um Frauen eine sichere Zuflucht auf Zeit zu bieten.

Die Not-Nächtigungen sind gestiegen
Nicht nur die Beratungen stiegen im Jahr 2020 weiter an, auch die Belegung der Übergangswohnungen. Insgesamt zwölf  Frauen mit neun Kindern wussten nicht mehr wohin und fanden dort eine Zuflucht. 2.490 Nächtigungen zählte das Mädchen- und Frauenberatungszentrum 2020 (Vergleich 2019: 1.924).

Existenzangst
Die Beratungen waren von der Corona-Pandemie gekennzeichnet. „Den statistischen Daten ist zu entnehmen, dass die Beratungen im Zusammenhang mit Themen wie Existenzsicherung und Arbeit massiv anstiegen“,  zeigt Obfrau Renate Magerle im Tätigkeitsbericht auf. 1.786 Kontakte insgesamt verzeichneten die Beraterinnen im Jahr 2020 (Vergleich 2019: 1.369 Kontakte).

Corona-Pandemie bisher gut bewältigt
Die höhere Zahl der Kontakte bei gleichzeitigen Einschränkungen durch die Corona-Pandemie waren durchaus fordernd. Penibel wurden Hygienemaßnahmen und Präventionskonzepte im Beratungszentrum sowie in den Übergangswohnungen befolgt, erzählt Magerle: „In unseren Wohnungen und im persönlichen Kontakt mit den Klientinnen wurde kein einziger Infektionsfall bekannt. Das Beratungszentrum blieb immer geöffnet, auch die telefonische Erreichbarkeit war zu keinem Zeitpunkt eingeschränkt.“

Ohne private Unterstützer unmöglich
Das Mädchen- und Frauenberatungszentrum wurde 2010 vom Soroptimist Club verwirklicht. Auch elf Jahre nach der Eröffnung werden beinahe zwei Drittel der Kosten aus privaten Quellen finanziert. „Die öffentliche Hand kommt ihrer Verpflichtung hier gemäß der „Istanbul Konvention“ des Europarats von 2013, Frauen vor Gewalt zu schützen bzw. diese zu verhindern nur unzureichend nach“, zeigt Magerle einmal mehr auf. Ohne private Unterstützer gäbe es das Mädchen- und Frauenberatungszentrum im Bezirk Kitzbühel nicht.
Informationen unter www.frauenberatung-stjohann.at. Unterstüzungskonto bei der Raiffeisenbank Kitzbühel-St. Johann (IBAN: AT78 3626 3000 0511 1380, BIC RZTIAT22263). Johanna Monitzer

Bild: Neuen Mut schöpfen und schwierige Situationen meistern – das Mädchen- und Frauenberatungszentrum Bezirk Kitzbühel bietet anonyme und kostenlose Beratungen in fast allen Lebensbereichen an. Symbolfoto: pixabay

Außerdem - Rolle der Frau in der Pandemie
Bezirk | In einer Aussendung anlässlich des Weltfrauentags macht Caritas Generalsekretärin Anna Parr auf die besondere Belastung der Pandemie für Frauen aufmerksam: „Frauen arbeiten mehrheitlich in systemrelevanten Berufen - als Pflegerinnen, Pädagoginnen oder im Lebensmittelhandel. In diesen Bereichen ist die Arbeitsbelastung besonders gestiegen und auch die Ansteckungsgefahr ist dort erhöht. Gleichzeitig halten größtenteils Frauen die Gesellschaft durch unbezahlte Arbeit am Laufen. Sie sind es, die die Kinderbetreuung und Pflege von Angehörigen in den meisten Fällen übernehmen“, sagt Parr.

Kontakte nehmen auch bei der Caritas zu
Die Schließung von Bildungseinrichtungen und das Home-Schooling verschärften den Balanceakt in der Vereinbarkeit von Beruf und Familie für viele Eltern - und oftmals speziell für Mütter – zusätzlich, sagt die Generalsekretärin: „Die Erstkontakte in unseren Sozial- und Familienberatungsstellen sind seit Beginn der Krise gestiegen. Verstärkt wenden sich jetzt Mütter oder Alleinerziehende an die Caritas“, so Parr. Neben den emotionalen Stressfaktoren stünden besonders viele Frauen auch unter großem finanziellen Druck, weil sie im letzten Jahr ihre Arbeit verloren haben, merkt Anna Parr an.
Diesen finanziellen Druck sowie das Gesamtbild, welches Parr zeichnet, bestätigt auch der Tätigkeitsbericht im Mädchen- und Frauenberatungszentrum Bezirk Kitzbühel. KA/jomo 

 
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