Kitzbüheler Anzeiger
02.05.2023
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15 Jahre für Almbauern gekämpft

Dass die Almwirtschaft in Tirol nach wie vor so einen wichtigen Stellenwert hat, ist auch Josef Lanzinger zu verdanken. Jetzt hat sich der langjährige Obmann des Tiroler Almwirtschaftsvereins in die Pension verabschiedet.

Itter | Besonders im Bezirk Kitzbühel hat die Almwirtschaft eine lange Tradition, jetzt dauert es auch nicht mehr lange, bis auf den rund 450 Almen in der Region wieder reges Leben herrscht. Einer freut sich heuer ganz besonders auf den Almsommer – der Itterer Schusterbauer Josef Lanzinger. Nach 15 Jahren an der Spitze des Tiroler Almwirtschaftsvereins, aber auch als Bezirksstellenleiter der Landwirtschaftskammer Kufstein, hat er sich jetzt in den Ruhestand verabschiedet und hat im kommenden Sommer endlich die Zeit zur Bewirtschaftung seiner Grundriedalm in Söll.

Seit seinem „Amtsantritt“ als Obmann des Vereins im Jahr 2008 hat sich vieles geändert, erklärt Lanzinger. Damals war weder die Rede von Wolf noch Bär, auch Probleme mit Wanderern waren kaum Thema. „Nach den Vorfällen mit den zwei Todesfällen u.a. im Pinnistal, hat sich sehr vieles geändert. Es ist uns gelungen, dass solche Vorfälle inzwischen von der Versicherung abgedeckt sind. Auch die Bauern tun alles, damit so etwas nicht noch einmal passiert“, betont Lanzinger. Für die Almbauern ist das natürlich eine Erleichterung. Wenn man den Tieren mit Vernunft und Hausverstand begegnet, sollte ja nichts passieren, ist er überzeugt. Auch die ausgearbeiteten Empfehlungen für Wanderer haben gefruchtet. Die Folder sollten auf jedem Frühstückstisch liegen.
Kritisch sieht er vor allem auch das Thema Wolf und Bär. Die „Großraubtiere“, betreffend, habe sich die Gesetzeslage wesentlich gebessert, wie er erklärt. Dank der Verordnung des Landes, die den Abschuss ermöglicht, ist es leichter geworden. Von einem Gesetz mit „Hausverstand“ spricht Lanzinger, „wir wissen ja, dass Zäune nicht helfen.“ Wichtig sei für ihn auch, dass der Name des Jägers anonym bleibt, um diesen vor militanten Tierschützern zu schützen.

Trotz Abschussbescheid Schafe weiter gefährdet
Trotzdem sei die Gefahr auf den Hochalmen mit Schafen weiterhin gegeben. Denn hier werden Wölfe immer wieder zuschlagen. Da brauche es noch eine Lösung.
Wichtig war Josef Lanzinger aber über die Jahre vor allem überhaupt die Erhaltung der Almwirtschaft. Allein im Bezirk Kitzbühel werden mehr Milchkühe gealpt, als im gesamten Bundesland Salzburg. In Hopfgarten sind zum Beispiel jährlich mehr Kühe auf der Alm, als vergleichsweise in den Bundesländern Steiermark oder Kärnten. „Bei uns war der Rückgang der Almwirtschaft viel geringer, als in anderen Bundesländern“, betont der begeisterte Landwirt. Ein Grund dafür ist die vom Land Tirol ausgelobte Förderung für die Bealpung durch die Milchkühe.

Pro aufgetriebener Kuh gibt es seit 2019 eine Prämie vom Land. Für viele Landwirte naturgemäß ein Anstoß, ihre Almen weiter zu bewirtschaften. „Es hat einfach viele Vorteile. Wird eine Alm bewirtschaftet, ist auch immer ein Mensch da. Wenn etwa ein Wanderer verunfallt, dann gibt es schneller Hilfe“, so Lanzinger. Weniger Muren und Lawinen gäbe es ebenfalls und auch die Skigebietsbetreiber profitierten von der Almwirtschaft. „Dadurch, dass wir die Almen abgrasen lassen, sind nur rund 20 Zentimeter Kunstschneeauflage notwendig, um Skifahren zu können. In Kanada etwa, wo es keine Almwirtschaft gibt, braucht es fünf Mal soviel Kunstschnee für eine Piste“, weiß der Itterer.
Gewünscht hat sich Josef Lanzinger auch eine Art Gütesiegel für die Almmilch – ähnlich dem Heumilchprädikat.

Almmilch-Gütesiegel vorerst in der Lade
Er habe hier viel probiert und mit seinen Kollegen in ganz Österreich viel zusammengearbeitet, sagt er. Leider habe die AMA (Agrarmarketing Austria) das Projekt vorerst eingestellt. Ein Grund dafür war der Anspruch der Molkereien – diese wollen Milchprodukte das ganze Jahr über vermarkten können. Bei der Almmilch, die es nur im Sommer gibt, ist das nicht möglich und daher ist eine solche Produktlinie nicht interessant. Er bedauert die Entwicklung, hofft aber, dass das Projekt in der heuer neu angelaufenen AMA-Förderperiode doch wieder aufgenommen wird.
Jetzt aber freut sich Josef Lanzinger erst einmal auf seinen Almsommer auf der Grundriedalm, für die er in den letzten Jahren nie viel Zeit hatte. Margret Klausner

Bild: Josef Lanzinger (3. von rechts) bei seinem Abschied als Obmann des Tiroler Almwirtschaftsvereins mit dem neuen Vorstand sowie LH-Stv. Josef Geisler (links) und Kammerpräsident Josef Hechenberger (rechts). Foto: Johann Jenewein

 
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