badgebadge
Job AnzeigerImpulsTrendig MagazinServus
Kitzbüheler Anzeiger
schulstart_37_2025_Land Tirol.webp
Bildungslandesrätin Hagele beim Besuch des Kindergartens in Kirchberg.

Wie gut sind unsere Kinder betreut?

Wie berichtet, hat die Sommertour von Bildungslandesrätin Cornelia Hagele auch im Bezirk Kitzbühel Halt gemacht. Im Mittelpunkt standen Themen wie Personal, Infrastruktur und die betriebliche Kinderbetreuung. Auf dem Papier klingt Vieles positiv: Über 2.500 Kinder werden im Bezirk in Kindergärten, Krippen und Horten betreut, fast 480 Pädagogen und Assistenzkräfte sind dafür im Einsatz. Doch bei genauerem Blick wird klar: Zeit zum Ausruhen bleibt nicht.

Personal und Platz als Knackpunkte
Das aktuelle Stimmungsbild zeigt: Die Suche nach Fachkräften wird immer schwieriger. Zwar ergaben die Recherchen für das beginnende Kindergartenjahr keine offenen Leitungsstellen, doch der Bedarf an Fach- und Assistenzkräften bleibt hoch. Der Oberndorfer Bürgermeister Hans Schweigkofler erklärt: „In unserer Gemeinde gibt es für alle drei Einrichtungen – Krippe, Hort und Kindergarten – denselben Betreiber. Das schafft Synergien. So kann im Bedarfsfall jemand aus dem Hort im Kindergarten einspringen und umgekehrt.“

Auch die Platznot bringt Herausforderungen. „Mit dem Bau des KIMs haben wir in St. Johann schon vor ein paar Jahren deutlich aufgestockt“, erzählt Bürgermeister Stefan Seiwald. „Trotzdem steigt die Nachfrage weiter. Mit dem neuen Haus der Generationen wollen wir bis 26/27 Platz für vier weitere Gruppen schaffen.“

Hohe Kosten für Gemeinden
Die Gemeinden bemühen sich, moderne Einrichtungen zu schaffen. Doch die Kosten dafür sind enorm, wie auch Kirchbergs Bürgermeister Helmut Berger erzählt. Dennoch ist man auch in Kirchberg bereits am planen : „Es laufen Gespräche darüber, unsere Einrichtungen künftig auf maximal zwei Standorte zu konzentrieren. Damit könnten wir auch den Verkehr im Ort entlasten.“

Stadt Kitzbühel mit Vorreiterrolle
Etwas leichter tut sich die Bezirkshauptstadt: „Wir haben seit vielen Jahren bestmögliche Voraussetzungen geschaffen, um eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu garantieren“, betont Kitzbühels Bürgermeister Klaus Winkler. Dass die Einrichtungen in Kitzbühel auch nahezu das ganze Jahr geöffnet sind, bedeutet für berufstätige Eltern: Betreuung auch in den Ferienzeiten und verlässliche Ganztagesangebote – eine Entlastung, die kleinere Gemeinden so natürlich nicht immer bieten können. Positiv wird auch die betriebliche Kinderbetreuung im Bezirk gesehen.

„In der Stadt Kitzbühel gibt es nur eine einzige Schließwoche im Sommer.“

Klaus Winkler, Bürgermeister Kitzbühel

Dass vier dieser fünf Einrichtungen (Krippe und Kindergarten der Pletzer Gruppe in Hopfgarten sowie Krippe und Kindergarten bei Eurotours in Kitzbühel) auch für Externe geöffnet sind, hilft, Engpässe abzufedern. „Dem Betriebskindergarten des Bezirkskrankenhauses St. Johann fehlt es hier leider an Platz“, erklärt Bürgermeister Seiwald.

Hoffnung auf digitale Plattform
Ab 2026 soll eine vom Land organisierte digitale Vermittlungsplattform starten. Ebenso sind Koordinationsstellen geplant, die die Gemeinden bei der Organisation und Planung unterstützen sollen. Auch gemeindeübergreifend. „Das hilft beispielsweise enorm, wenn man sonst wegen zwei Kindern eine neue Gruppe eröffnen müsste“, erklärt Schweigkofler die Idee dahinter.

Zwischen Fortschritt und Alltagssorgen
Unterm Strich zeigt sich: Es bewegt sich was, und die Gemeinden arbeiten mit großem Einsatz an Verbesserungen. Trotzdem bleiben die Probleme spürbar – Personalengpässe, steigende Kosten und die immer größer werdende Nachfrage.

„Wir dürfen uns nicht ausruhen“, ist man sich überall einig. Denn entscheidend ist, dass Familien im Bezirk Kitzbühel auch künftig einen Platz für die Betreuung ihrer Sprösslinge in den Gemeinden finden – und zwar einen, den sie sich leisten können.

Kritik aus der Opposition

Auf Landesebene ortet die Opposition weiter große Lücken bei der Kinderbetreuung. NEOS-Klubobfrau Birgit Obermüller etwa wirft den Grünen „Scheinheiligkeit“ vor: „Wer neun Jahre in Tirol in der Regierung, und fast sechs Jahre im Bund mit am Ruder saß, könne heute nicht als Kritiker auftreten. Gerade in Tirol wäre genügend Zeit gewesen, echte Verbesserungen auf den Weg zu bringen.“ so Obermüller.

Liste Fritz-Parteiobfrau Andrea Haslwanter-Schneider verweist auf die Lohnschere zwischen Männern und Frauen in Tirol. „Noch immer verdienen Frauen 40 Prozent weniger als Männer“ kritisiert sie und ergänzt: „Ein zentraler Punkt für die strukturelle Benachteiligung von Frauen ist die unzureichende Kinderbetreuung in Tirol. Wer wirklich will, dass Frauen beruflich Fuß fassen und Karriere machen können, muss die Voraussetzung dafür schaffen. Dazu gehört eine verlässliche, flächendeckende und leistbare Kinderbetreuung“, so Haselwanter-Schneider.

Maria Sevignani
Ferien vorbei - Eltern am Ende

Ob Kindergarten, Krabbelstube oder Schule: Eltern stehen oft vor Betreuungslücken, die mit dem Arbeitsalltag schwer vereinbar sind. Politische Initiativen reichen bisher nicht aus, um Entlastung zu bringen.

Suche