
Kampf gegen Transit: Nein zu Plöckentunnel
Ende der 1970er-Jahre begannen die ersten Informationen hinsichtlich des geplanten Baues eines Plöckentunnels in den Bezirken Kitzbühel und Kufstein durchzusickern, das bezeugt die Berichterstattung des Kitzbüheler Anzeigers zu jener Zeit. Namhafte Politiker und Verkehrsexperten des Tiroler Unterlandes, darunter der Kitzbüheler ÖVP-Bürgermeister und LA Hans Brettauer, aber auch der freiheitliche Kufsteiner Bürgermeister und LA Siegfried Dillersberger, setzten sich gemeinsam mit der ins Leben gerufenen Bürgerinitiative „NEIN zum Plöckentunnel“ sowie dem „Verein zum Schutz der Landschaft und heimischen Wirtschaft“ (Schutzverband) zur Wehr und nützten den Kitzbüheler Anzeiger von da ab dauerhaft als Sprachrohr, um die Bevölkerung über die Vorgänge und Planungen, die teils nicht bis Tirol vordrangen, zu informieren – alles nachzulesen in den alten Ausgaben des Kitzbüheler Anzeigers.
Neues Tor in den Süden
Die Ausgangslage: Mit dem Felbertauerntunnel, der als einzige direkte Verkehrsverbindung von Nord- und Osttirol 1967 für den Verkehr freigegeben wurde, war der Plöckenpass als Tor zum Süden rascher erreichbar geworden. Man ersparte sich plötzlich einen Umweg von 150 Kilometern, um über Lienz nach Italien und in das damalige Jugoslawien zu gelangen.
Durch den Ausbau der Inntal- und Brennerautobahn war das Inntal schon zu jener Zeit „zum Durchhaus Europas“ geworden. Mit dem acht Kilometer langen Plöckentunnel habe Italien die kürzeste Verbindung aus den EG-Staaten zum neuen Container-Großhafen Triest schaffen wollen, berichtete damals der Kitzbüheler Anzeiger.

Schwerverkehr der EG bis zum Hafen Triest
In den Bezirken Kitzbühel und Kufstein stand die Befürchtung im Raum, dass mit der Schaffung einer neuen Alpentransitroute über den Plöcken „neben einem enormen Reiseverkehr auch der Güterschwerverkehr Tag und Nacht mitten durch unseren Lebensraum donnern würde“, so Hofrat Paul Kirchmayer, der als pensionierter Beamter der Abteilung der Tiroler Landesregierung dem sogenannten „Schutzverein“ als Obmann vorstand.
„Der Bau des Plöckentunnels wird vom Land Kärnten und Osttiroler Politikern forciert. Sie erwarten sich eine leichtere Erreichbarkeit aus den Regionen Friaul und Venetien und damit eine Belebung des Fremdenverkehrs aus Italien. Einen Großteil der Finanzierung will Italien übernehmmen“, hieß es damals weiter in Kirchmayers Ausführungen im Kitzbüheler Anzeiger.
In Kitzbühel hatte der Ausbau der Pass-Thurn-Passstraße die Aufmerksamkeit von Sepp Schroll geweckt.
Zubringertrasse und Mautstationen im Bau
„Es waren gigantische Erdbewegungen im Gange. Dann bekam ich durch Zufall einen Zeitungsartikel aus Kärnten in die Hände, in dem der Bau des Plöckentunnels forciert wurde“, schildert der Kitzbüheler Goldschmiedemeister und Juwelier.
Schroll setzte sich mit Andreas Obernauer kurzentschlossen ins Auto und fuhr zum Plöcken. „Dort haben wir mit Schrecken festgestellt, dass eine Zubringertrasse auf italienischer Seite samt Mautstationen bereits im Entstehen war. Uns wurde sofort klar: Dagegen müssen wir ankämpfen.“
In dem Kitzbüheler Architekten Jörg Meise und vielen weiteren besorgten Kitzbühelern fand Schroll rasch Mitstreiter. „Wir haben alle Bürgermeister von Jochberg bis Kufstein abgeklappert, informiert und aufgerüttelt. Von den Ausbauplänen war zu jener Zeit kaum etwas bekannt.“
Die erste große Demonstration mit 1.000 Teilnehmern, initiiert von der Bürgerinitiative, fand im Mai 1986 statt und gipfelte in der Totalsperre der Passstraße in Jochbergwald. „Die Kundgebung war bei der BH angemeldet, wir organisierten Busse für die Teilnehmer und ließen Plakate drucken“, schildern Schroll und Meise. Diese Kundgebung mit 1.000 Demonstranten und zahlreichen Rednern blieb in dieser Dimension einzigartig im Bezirk.
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