
Debatte über Bau des Plöckentunnels flammt wieder auf
Das Bauvorhaben Plöckentunnel ist kein Relikt aus der Vergangenheit, sondern offenbar aktueller denn je – davon zeugten in den vergangenen Tagen zahlreiche Medienberichte in Kärnten und Osttirol.
Scheiteltunnel wird gefordert
Vertreter der Wirtschaft sowie der Bezirks- und Landespolitik dies- und jenseits des Plöckenpasses fordern demnach einen vier Kilometer langen Scheiteltunnel als Lösung für eine sichere Straßenverbindung von Kärnten nach Italien, das geht aus einem Bericht der Kleinen Zeitung vom 29. Juli 2025 hervor. Erst vor wenigen Tagen fand auf dem Plöckenpass ein grenzüberschreitendes Treffen unter dem Titel „The Big European Picture“ statt – gedacht als Auftakt für eine Reihe von Folgeveranstaltungen in Friaul-Julisch Venetien und Kärnten.
Protestaktionen vor 40 Jahren
Besonders im Tiroler Unterland ließ das Thema Plöckentunnel schon vor 40 Jahren namhafte Politiker,Verkehrsexperten und große Teile der Bevölkerung auf die Barrikaden gehen. In den Bezirken Kitzbühel und Kufstein war der drohende Ausbau der Transitroute München–Triest über Pass Thurn, Felbertauern und den geplanten Plöckentunnel ein Schreckgespenst, das man in den 1980er-Jahren mit zahlreichen spektakulären Protestaktionen zu verhindern suchte. Aufgrund des geplanten Plöcken-Ausbaues wurde eine massive Verkehrslawine und, damit einhergehend, die Zerstörung der beiden Tourismusbezirke befürchtet.
Anfang der 1990er-Jahre wurden die Verhandlungen zwischen Wien und Rom, Klagenfurt und Innsbruck auf Eis gelegt. Der Bau des Plöckentunnels schien über Jahrzehnte kein Thema mehr zu sein, bis im Dezember 2023 ein massiver Felssturz auf der italienischen Seite der kurvenreichen Plöckenpass-Straße niederging, was eine 17 Monate dauernde Straßensperre zur Folge hatte. Nach aufwändigen Sanierungs- und Sicherheitsmaßnahmen sind Experten beider Länder um die Schaffung einer langfristigen Lösung bemüht, das geht aus den aktuellen Medienberichten deutlich hervor.
Der Kitzbüheler Anzeiger griff das beherrschende Thema der 1980er-Jahre erst vor Kurzem wieder auf – sowohl in seiner Jubiläumsausgabe „75 Jahre Kitzbüheler Anzeiger“ als auch im Rahmen des dazugehörigen Jubiläumsfestes. Die erklärten Plöckentunnel- und Alpentransitgegner von damals, darunter die Kitzbüheler Josef Schroll, Jörg Meise, Harald Herbert und Georg Hechenberger, setzten sich in einer Gesprächsrunde im Rahmen des Festes mit den Geschehnissen vor 40 Jahren öffentlich auseinander und warnten sogar davor, dass das Bauvorhaben Plöckentunnel wieder an Brisanz gewinnen könnte.
Parallelen zur Vergangenheit
Zu Recht, wie sich nur zwei Wochen nach dem Anzeiger-Talk herausgestellt hat.
Laut einem Bericht des ORF Kärnten vom 31. Juli 2025 gilt ein vier Kilometer langer Scheiteltunnel als die derzeit wahrscheinlichste Variante als Lösung für die Plöckenpass-Straße. Demnach werde diese Variante von der Regierung in Friaul präferiert, während man sich in Kärnten derzeit in Zurückhaltung übe. Technisch sei das Projekt machbar und mit Unterstützung Europas problemlos finanzierbar, heißt es in der Kleinen Zeitung. Für einen Scheiteltunnel rechnet man mit etwa 500 Millionen Euro Baukosten, zu 85 Prozent finanziert von der Europäischen Investitionsbank (EIB), die mit Ex-Bundeskanzler Karl Nehammer ab 1. September einen neuen Vize-Präsidenten erhält. Für den Scheiteltunnel sei mit insgesamt zehn Jahren Bauzeit zu rechnen, so der ORF Kärnten.
Beim Kitzbüheler Georg Hechenberger schrillen angesichts dieser Berichterstattung nicht erst jetzt die Alarmglocken. Er habe die Vorgänge rund um einen Plöckentunnel nie ganz aus den Augen verloren und auch schon Bürgermeister aus dem Bezirk Kitzbühel über das drohende Szenario, nämlich der massiven Zunahme des Schwer- und Individualverkehrs infolge eines Plöckentunnels, unterrichtet, schildert er gegenüber dem Kitzbüheler Anzeiger. Bislang habe er jedoch wenig Gehör gefunden, bedauert Hechenberger.
Er sieht Parallelen zu den Ereignissen vor 40 Jahren. Auch damals waren die Informationen über den beabsichtigten Bau eines Plöckentunnels nur spärlich bis nach Nordtirol durchgedrungen. „Obwohl bei uns die Auswirkungen massiv wären“, ist Hechenberger empört. „Es wäre der gesamte Raum von Kufstein bis Jochberg betroffen.“
Ausweichroute zu Brenner und A 10
Er verweist auf die Blechlawinen, die sich schon heuer durch die beiden Bezirke bewegt haben, ausgelöst durch Baustellen auf Brenner- und Tauernautobahn. Diese Situation werde sich in den nächsten Jahren nicht verbessern, ist Hechenberger überzeugt. Die beiden Hauptverkehrsrouten seien in die Jahre gekommen und müssten Stück für Stück saniert werden. „Eine dritte Alpentransitstrecke über die Karnischen Alpen würde sich verkehrstechnisch geradezu anbieten, so Hechenberger, der festhält: „1985 war Österreich nicht bei der EU und konnte sich wehren. Jetzt muss es sich dem Druck aus Brüssel vermutlich beugen.“
Unser Bericht aus der Jubiläumsausgabe:
