Kitzbüheler Anzeiger

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Aktuell 17. Juni 2021 3 Kontroverse „Problemwölfe müssen w eg“ Herr Hechenberger, Sie setzen sich auf allen Ebenen, bis hi- nauf zur EU, für die S enkung des Schutzstatus von Wölfen ein – was sind die Eckpunkte Ihrer Forderungen? Grundsätzlich erwarte ich mir ein klares Signal der Politik in Richtung Landwirtschaft . Es gibt viele Almen, die nicht schützbar sind und es kann nicht sein, dass hier keine Lösung ge- funden wird. Der Wolfsbestand vermehrt sich ständig, weshalb der Wolf von der Weltnaturschutz- organisation IUCN mittlerweile auch als „nicht gefähr- det“ eingestuft ist. Daher muss es auch möglich sein, dass Wölfe entnommen wer- den können. Sie sprechen sich klar für A b- schüsse von „ Pro- blem-Wölfen“ aus - wann wird ein Wolf zum Problem? Letztes Jahr hat ein einziger Wolf im Unterland in kurzer Zeit über 40 N utztiere gerissen. Andere sind in unmittelba- rer Siedlungsnähe ohne Scheu unterwegs. Wenn also große Schäden entstehen o der die Tiere untypisches Verhalten an den Tag legen, muss ge- handelt werden. Müssen a uch die Bauern dazu verpfl ichtet werden, ihre Herden bestmöglich zu schützen? Es geht nicht nur um die Bauern, das ist ein Th ema, das den gesamten ländlichen Raum betrifft . Herdenschutz bedeutet enormen Aufwand und enorme Kosten, die von der Gesellschaft getragen wer- den müssen. Vielfach ist wolfssicherer Herdenschutz aber einfach nicht machbar – auch aus tou- ristischen Gründen. D eshalb braucht es endlich ein klares Signal für die L andwirtschaft und gegen den Wolf. Sonst werden sich viele Hof- türen f ür immer s chließen. „Abschuss ist keine Lösung“ Herr Pichler, warum braucht es den Wolf? Wölfe sind eine B ereiche- rung für unsere Natur und die „Gesundheitspolizei“ des Waldes. Sie halten den Wild- tierbestand gesund und in guter Kondition, weil sie vor al- lem schwache und kranke Tiere erbeu- ten. Sie ver- hindern die Ausbreitung von Krank- heiten und helfen, die viel zu hohe Zahl an Hir- schen, Rehen und Wildschweinen in Österreich zu senken, die zu massiven Ver- bissschäden in W äldern f ührt. Zudem hinterlassen Wölfe Beutereste als wichtige Nah- rungsquelle für a ndere Schlüs- selarten wie zum Beispiel Adler. Was spricht gegen einen Ab- schuss von Wölfen, die N utz- tiere reißen? Einerseits sind Wölfe euro- paweit und aus gutem Grund streng geschützt. Anderer- seits können sie nicht zwi- schen „erlaubter Beute“ wie Wildtieren und „verbotener Beute“ wie Nutztieren unter- scheiden, solange sie nicht durch Hirten, Elektrozäune oder Herdenschutzhunde ab- geschreckt werden. Abschüsse k önnen nicht v er- hindern, dass immer wieder Wölfe a us Nachbarländern mit weit größeren Wolfspopulatio- nen durch Österreich streifen, für die ungeschützte Herden eine leichte Beute darstellen. Nutztiere zu schützen ist viel eff ektiver als Wölfe zu s chie- ßen. D as beweist die jahrelange Herdenschutz-Erfahrung der Schweiz. Dort steigt die An- zahl der Wolfsrudel, aber es sinkt die Anzahl gerissener Schafe pro Wolf. Wie kann ein Miteinander von Almwirtschaft und Wolf funktionieren? Wir müssen das R ad nicht neu erfi nden, sondern die er- folgreichen Maßnahmen in den Nachbarländern überneh- men. Mehr Herdenschutz und vor allem die Wiederbelebung des traditionellen Hirtenwe- sens sind alternativlos. Dafür braucht die Almwirtschaft die volle Unterstützung der P oli- tik, statt weiter alleine im Re- gen stehen gelassen zu werden. Wölfe zu s chießen ist k eine Lösung, denn der nächste zieht nach und das Spiel beginnt von vorne. Jedes gerissene Schaf ist ein schmerzlicher Verlust und eines zu viel – das muss sich dringend ändern. Johanna Monitzer Josef Hechenberger, VP-Nationalratsab- geordneter, Präsident Landwirtschafts- kammer Tirol und Obmann Verein „Alm ohne Wolf“. Foto: Die Fotgrafen Christian Pichler, Wolfsexperte der Na- turschutzorganisation WWF Österreich. Foto: WWF Foto: Frank
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