Kitzbüheler Anzeiger

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Aktuell 2 Ausgabe 24 Vielleicht passiert etwas, vielleicht auch nicht – der Almsommer beginnt mit einem unguten Gefühl für die Schafbauern. Kössen, Jochberg, Bezirk | Leo Mühl- bergs erster und letzter Blick des Tages gilt seinem Handy. Wurde ein Wolf von den Wildkameras erfasst? Seit einem Monat hat der Schafbauer seine Tiere auf der Naringalm in Kössen. 7 7 eigene und fremde Schafe. Mühlberger bewirtschaftet die Alm zusam- men mit Anton Dagn. Neben den Schafen gibt es auf der Na- ringalm auch Mutterkuhhaltung. Seit ein Wolf im letzten Som- mer 24 Schafe gerissen hat, ist man auf der Hut. „Noch haben wir keine Sichtung gehabt. Aber es kann jeden Tag passieren – das ist ein sehr ungutes Gefühl für uns alle“, sagt Mühlberger. Letztes Jahr trieb der Land- wirt nach den nicht enden woll- enden Wolfsattacken seine Tiere am 27. Juli wieder ins Tal. „Das war einfach schrecklich. Zuzu- schauen, wie die Schafe qualvoll verenden. Viele Tiere beißt der Wolf ja nicht ganz tot. Da frag ich mich schon ganz laut - wo ist hier der Tierschutz? Wo bleibt der Aufschrei?“ Nach dem Ab- trieb der Schafe zog auch der Wolf wieder weiter. Herde mit Zaun schützen? „Praktisch nicht möglich“ So ein Gelände, wie man es a uf der Naringalm findet, vor dem Wolf zu schützen, s ei schwie- rig sagt Mühlberger: „Ich hab e mit Experten gesprochen. Eine Einzäunung würde 120.000 bis 130.000 Euro kosten – wenn es überhaupt möglich ist, denn das Gelände ist steil und uneben.“ Zudem verlaufen in dem Ge- biet Wanderwege. „Ich möchte nicht wissen, was dann los ist, wenn die Radler und Wande- rer vor Zäunen mit S tarkstrom stehen.“ Jochberger Bauern „mit Bauchweh“ auf die Alm Schauplatzwechsel: Florian Stanger und Hermann Fröh- lich aus Jochberg haben ihre Schafe im Sommer auf einer Alm in Bramberg im benach- barten Pinzgau. Am Samstag war der Auftrieb. „Letztes Jahr hatten wir keine Probleme, aber wir treiben die Tiere mit Bauch- weh auf “, sagt Stanger. Im na- hen Mittersill gab es bereits einen ersten Wolfs-Verdacht. Hoffen auf Halsbänder Die 65 Schafe von Stanger und Fröhlich sind auf einer Gemein- schaftsalm, wo bis zu 550 Tiere ihren Sommer verbringen. Eine Einzäunung ist in dem steilen Gelände p raktisch nicht umsetz- bar, erklärt F röhlich: „ Wir zie- hen alles Mögliche in B etracht, um unsere Tiere zu schützen. So entwickelt ein Osttiroler ge- rade Halsbänder, die b ei einem Biss dem Wolf einen starken Stromschlag versetzen.“ Die Stromschlag-Halsbänder b e- finden sich derzeit aber noch in der Testphase. Ernüchterung Von der Politik fühlen sich alle drei Bauern ein wenig im Stich gelassen. „Eigentlich ist seit dem letzten Sommer nichts passiert, es hat sich nichts ge- ändert. I ch habe seitdem auch nichts mehr von der Politik ge- hört“, beschreibt Leo Mühlber- ger seine Situation. Im Notfall wird er seine Tiere wieder von der Alm heruntertreiben, denn zuschauen wie eines nach dem anderen getötet wird, will er nicht mehr. Florian Stanger und Hermann Fröhlich s ehen die Situation ähn- lich: „Wenn es nicht anders geht, müssen wir unsere Herde dahin- gehend reduzieren, dass sie im Tal bleiben kann.“ Die drei Bauern betonen, dass der Wolf keinen Platz auf den bewirtschafteten Almen hat. „Es gibt andere Gebiete, wo er ungestört sein kann. Ich hoffe nicht, dass zuerst einem Men- schen etwas passieren muss, wenn die Wölfe immer näher kommen“, sagt etwa Hermann Fröhlich. A uf die Brennerauto- bahn hatte sich vor kurzem be- reits ein Wolf verirrt. Johanna Monitzer Letztes Jahr wurden im Bezirk Kitzbühel insgesamt 43 Schafe und Ziegen von einem Wolf getötet Mit mulmigem Gefühl auf die A lm Daten & Fakt en Der Wolf kam 2009 nach Tirol Bezirk | In Tirol wurde 2009 der erste Wolf genetisch nachgewie- sen. Danach gab es Jahre mit Nachweisen, genauso aber auch Jahre ohne Nachweise. Bislang gibt es in Tirol keine Rudelbil- dung, es handelt sich um ein- zelne Tiere. Laut EU-Recht ist der Wolf geschützt Drei bis vier Kilo Fleisch Der Wolf jagt bevorzugt Rehe, Wildschweine und Hirsche. Wölfe erbeuten a uch Haustiere, besonders Schafe und Ziegen. Tötungen mehrerer T iere sind zu beobachten, wenn Beutetiere nicht flüchten, wie z.B S chafe. Der mittlere Nahrungsbedarf ei- nes Wolfes beträgt etwa drei b is vier Kilogramm Fleisch. Der Bezirk Kitzbühel ist k ein klassischer Platz für S chaf- und Ziegenherden. Letztes Jahr gab es rund 3.500 Schafe und 1.350 Zie- gen (Vergleich Rinder: 32.000). Quellen: Land Tirol, LK „Das war letztes Jahr einfach schreck- lich zu sehen wie die Tiere qualvoll ver- enden“, erinnert sich Leo Mühlberger. 24 Schafe wurden letztes Jahr auf der Naringalm in Kössen v on einem Wolf getö- tet. Der Almsommer beginnt mit einem unguten Gefühl. Fotos: Archiv (ZOOM.Tirol) Wenn Tiere nicht flüchten, dann tötet ein Wolf mehr als er fressen kann. Im Bild: Rissbild eines Schafes auf der Naringalm. Foto: Archiv (ZOOM.Tirol)
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