Kitzbüheler Anzeiger

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Aktuell 4 Ausgabe 19 Aus einer Tonne Speise- reste können bis zu 350 Kilowattstunden Strom erzeugt werden. Durch die geschlossene Gastronomie und Hotellerie blieben die Biomülltonnen leer. Ein Blick auf die Auswirkungen. Bezirk, Erpfendorf | Die halbauf- gegessenen Spaghetti auf der Skihütte, der übrig gebliebene Salat vom Buff et – Speise- reste aus 17 Gemeinden im Bezirk werden in der Kläran- lage in Erpfendorf zu Substrat verarbeitet. Das Substrat wie- derum dient den Kläranlagen zur Stromerzeugung. Eigentlich ein genialer Kreis- lauf – der diesen Winter durch die Corona-Pandemie aber ins Strudeln gekommen ist. „In der Kläranlagen wurde nicht ein- mal die Hälft e der sonst übli- chen Menge an Speiseresten zu Strom verarbeitet“, berich- tet Geschäft sführer des A bfall- wirtschaft sverbandes Bezirk Kitzbühel, G erd Tengg. Normaler Jänner bringt rund 300 Tonnen Biomüll Aus einer Tonne Biomüll kann man bis zu 350 Kilowatt Strom gewinnen. In einem normalen Jänner w erden in Erpfendorf rund 300 Tonnen davon aus Gewerbe und Haushalt an- geliefert und zu Strom verar- beitet. Im Jänner 2021 waren es mit 140 Tonnen nicht ein- mal die Hälft e der normalen Mengen. „Die Klärwerke sind im Normalfall stromautonom. Jetzt müssen wir S trom zu- kaufen“, veranschaulicht Ge- schäft sführer des A bwasser- verbandes Großache Nord Johann Seiwald. Mehrkosten anstelle von Erträgen Die Mehrkosten durch den Speisereste-Ausfall zu benen- nen ist schwierig. „Wir hoff en, dass es im Sommer wieder besser ausschaut, aber wahr- scheinlich werden wir 2021 rund 60.000 Euro an Strom- aufwand haben, wo wir früher 100.000 Euro an Ertrag hatten.“ Weniger Müll gleiche Entsorger-Route Was bedeutet das für den End- verbraucher? Im Moment noch gar nichts, sagt Abfall- wirtschaft sverbands-Obmann Hans Schweigkofl er: „Im Ver- band hat es noch keine Auswir- kung. Anders könnte es bei den Gemeinden ausschauen, wenn die Situation so bleibt.“ Die Hauptkosten für die G e- meinden stellen die Sammel- kosten durch die Entsorger dar, wie Schweigkofl er am Beispiel Oberndorf erklärt: „Die Rou te ist für die Entsorger g leich, aber bei der Gastronomie und den Hotels fahren sie vorbei. Wenn nicht mehr soviel gesammelt wird, wird es pro Kilo teurer.“ Man geht aber davon aus, dass sich die Lage wieder nor- malisieren wird, wenn jedoch die nächste W intersaison wie- der ausfallen würde, wäre das nicht gut: „Dann gibt es nur zwei Möglichkeiten, entweder w ir er- höhen die G ebühren o der wir streichen irgendetwas.“ Kläranlage Erpfendorf Seit 2015 ist die biogene Auf- bereitungsanlage zur Stromer- zeugung in der Kläranlage in Erpfendorf in Vollbetrieb. 17 Ge- meinden im Bezirk (ohne Kitz- bühel, A urach und Jochberg) lie- fern ihren Biomüll. Gemeinden motivieren dazu, dass viel Biomüll g esammelt wird. „Je besser die Sammel- quote ist, umso besser ist es für das Klärwerk – und a uch für die Umwelt. Entsorgt man Speise- reste im Kanal richtet das ei- nen enormen Schaden an, wel- cher sich auch auf die Gebühren auswirkt. Vielen ist das nicht be- wusst“, betont Seiwald. Dass ihre halbaufgegessenen Spaghetti zu Strom werden – auch das gehört mehr ins Bewusstsein gerückt. Johanna Monitzer Um mehr als die Hälft e weniger Speisereste wurden in diesem Winter gesammelt Dem Stromnetz fehlt der Winter Außerdem Das Abwasser ist zu kühl Erpfendorf | Die Abwassermenge hat sich seit der Corona-Pan- demie in der Kläranlage in Erpfendorf verändert. Man merkt das Ausblei- ben der Urlauber. Nicht der geringere Zulauf, sondern der geringere Anteil an Warmwasser stellt die He- rausforderung im Win- ter dar. Dass alle großen W ellness- anlagen und Schwimmbä- der geschlos- sen waren, merkte man vor allem in der Tempe- ratur des Abwassers. „Das Wasser kam im Winter 1,5 Grad kühler a n. Das macht in der Bio- logie der Bakterien schon etwas aus. Die Bakterien brauchen eine gewisse Anzahl an Graden, da- mit sie arbeiten. Die Fahrweise in der Kläranlage m usste an- gepasst werden, damit die Rei- nigungsleistung gewährleistet bleibt“, erklärt G eschäft sführer Johann Seiwald. Probleme mit der Wasserquali- tät in den Fließgewässern gab es aber aufgrund dessen nirgends im Bezirk. „Alle Kläranlage– Mitarbeiter sind extremst gut ausgebildet, für sie ist das k ein Problem“, sagt Seiwald. jomo Nicht nur den Touristikern fehlten die Urlauber – auch dem Klärwerk. Hans S chweigkofl er, Johann Seiwald und Gerd Tengg (v.li.) im Gespräch mit dem K itzbüheler A nzeiger. Foto: Monitzer
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