Kitzbüheler Anzeiger

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Aktuell 25. März 2021 5 Die Durchimpfungsrate in den Altenwohnheimen ist durchwegs hoch, die Co- rona-Schutzmaßnahmen bleiben hingegen unver- ändert r estriktiv. Rufe nach Lockerungsschritten werden zunehmend lauter. Kitzbühel, F ieberbrunn, Westen- dorf | Betagte Menschen, die ihre Familien schmerzvoll ver- missen; Angehörige, die unter den stark eingeschränkten B e- suchsmöglichkeiten leiden und ein Pflegepersonal, das seit ei- nem Jahr am Anschlag und unter verschärften B edingun- gen arbeitet. Das ist noch im- mer die bittere Realität in den Altenwohn- und Pflegehei- men – trotz mittlerweile ho- her Durchimpfungsraten, so- wohl unter den Bewohnern als auch unter ihren Pflegern und Betreuern. „Es ist tragisch“, er- klärt der W estendorfer Heim- leiter Joachim Wurzrainer auf Nachfrage. „Die Impfung hat uns in den Heimen die erhoffte Normalität nicht zurückge- bracht. Wir sehen leider noch immer kein Licht am Ende des Tunnels.“ Dabei hat die Corona-Schutz- impfung durchaus hohen Zu- spruch erhalten, das ergab eine Anfrage des Kitzbühe- ler Anzeigers: In Westendorf sind 99  der Bewohner und 75  des Personals geimpft, ähnlich ist die L age in den Al- tenwohnheimen Fieberbrunn (99  Bewohner, 75  Mitar- beiter) und Kitzbühel (80  B e- wohner, 73  Mitarbeiter). In den weiteren Heimen dürften die Zahlen ähnlich a usfallen. „Maskenpflicht und Tests sind belastend“ Dass die geimpften Pfleger noch immer FFP2-Masken tragen und sich alle zwei Tage einem Co- ronatest unterziehen müssen, ist für die b efragten Heimleiter „nicht nachvollziehbar“. Diese restriktiven Schutzmaßnahmen seien „enorm belastend“, sagt auch Sven Kolozs-Haid, Leiter des Altenwohnheimes Kitzbü- hel, „zumal wir seit einem Jahr ohnehin am Limit arbeiten“. Ganz besonders aber leiden die Bewohner unter der Situ- ation, da sie seit dem Pande- mie-Ausbruch mehr oder we- niger abgeschottet sind. Auf das totale Besuchsverbot im Vor- jahr folgten nur geringfügige Lockerungsschritte. „Die Enkel seit einem Jahr nicht umarmt“ Seit wenigen Wochen sind pro Bewohner nur zwei Besuche pro Woche mit jeweils höchs- tens zwei Personen zugelassen - unter Einhaltung des bestehen- den Präventionskonzeptes. „ Das bedeutet für unsere Bewohner, dass sie ihre Angehörigen seit einem Jahr nicht mehr in den Arm nehmen konnten. Viele leiden sehr darunter“, schil- dert Andrea Kranz, stv. Pflege- dienstleiterin in Fieberbrunn, betroffen. „Wir versuchen mit allen Kräften, vieles zu k om- pensieren. Den Sohn, die Toch- ter oder die Enkelkinder kön- nen wir freilich nicht ersetzen.“ Trotz aller Bemühungen, den Alltag im Heim für die S enio- ren so normal wie möglich zu gestalten, stoße man a n seine Grenzen, schildert Kolozs-Haid. Sei es, weil sich die Bewohner verschiedener Stockwerke nicht treffen dürfen, o der etwa, weil die Testpflicht für F riseurbesu- che auch für G eimpfte aufrecht ist. „Wie aber soll ich einem De- menzkranken erklären, dass er trotz der Impfung auch noch ei- nen Hals-Nasen-Abstrich benö- tigt, um sich die Haare schnei- den zu lassen“, fragt Joachim Wurzrainer empört. PVÖ T irol fordert „humanere Regelungen“ In den Heimen hofft man jetzt um so mehr auf bal- dige gesetzliche Entschärfun- gen. Unterstützung k ommt vom Pensionistenverband, der die aktuelle Besuchsregelung als „unmenschlich“ bezeich- net: „Die Impfungen wirken, verbunden mit den zusätzli- chen Schutzmaßnahmen er- gibt sich ein Fünffachschutz von Heimbewohnern, Per- sonal und Besuchern“, so der Tiroler PVÖ-Landespräsident Herbert Striegl.„Viele Men- schen in den Alten- und Pfle- geheimen leben von Besuch zu Besuch. Tägliche B esuche, auch von mehreren Angehö- rigen, zum Beispiel der Toch- ter mit den Enkerln, bedeuten für die b etagten Menschen un- glaubliche Lebensfreude und sind auch für deren psychische Gesundheit von unschätzba- rer Bedeutung.“ Alexandra Fusser Trotz Impfung: Schutzmaßnahmen beherrschen den A lltag in Altenwohn- und Pflegeheimen In Heimen wächst Unverständnis Die Corona-Impfung zeigt Wirkung in den Altenwohn- und Pflegeheimen, deshalb wird eine Entschärfung der noch im- mer stark eingeschränkten Besuchsmöglichkeiten gefordert. Foto: Adobe Stock/ zinkevych Welche Regelungen gelten? Aktuelle Besuchsregeln Pro Heimbewohner höchstens zwei Besuche mit maximal zwei Personen pro Woche erlaubt (nicht am selben Tag); jeder Be- sucher muss ein aktuelles Co- vid-19-Testergebnis vorweisen; während der B esuchszeit ist das Tragen der FFP2-Maske (auch bei Spaziergängen) v erpflich- tend; es gelten Abstands- und Hygieneregeln, Anmelde- und Registrierungspflicht. Schutzregeln für P ersonal Das Tragen der FFP2-Maske sowie ein Hals-Nasen-Abstrich jeden zweiten Tag sind ver- pflichtend. (Stand 23. März)
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