Kitzbüheler Anzeiger

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Aktuell 4 Ausgabe 39 1.369 Kontakte verzeich- nete das Mädchen- und Frauenberatungszentrum in St. Johann im letzten Jahr. Das bedeutet rein rechnerisch mindestens drei Kontakte pro Tag. Dennoch sehen einige die Notwendigkeit der Beratungsstelle auch nach zehn Jahren nicht. St. Johann | Das Telefon läutet ständig, als wir Renate Ma- gerle zum Gespräch treffen. Die ehrenamtliche Obfrau des Mädchen- und F rauenbera- tungszentrums Bezirk Kitzbü- hel organisiert gerade Reparatu- ren in einer der Notwohnungen für F rauen. Die Wohnungen für Krisenzeiten sind ständig b elegt. Mittlerweile sind zehn Jahre vergangen, seit das Mäd- chen-und Frauenberatungs- zentrum, aus einer privaten In- itiative, vom Soroptimist Club, verwirklicht wurde. Die Prob- leme, mit denen Frauen und Mädchen in die S ervicestelle kommen, haben sich kaum ge- ändert, erzählt Magerle: „Gewalt ist kein kulturelles, sondern ein strukturelles Problem. Es kom- men in erster Linie Frauen zu uns, über die M acht in verschie- densten Formen ausgeübt wird und die sich aus dieser Situa- tion befreien wollen.“ Magerle: „Viele wollen nicht hinschauen“ Obfrau Magerle kann über Schicksale im Bezirk berichten, die einem an die Nieren gehen. Dennoch sehen einige die Not- wendigkeit der Beratungsstelle nicht oder schätzen sie g ering ein. „Die wollen einfach nicht hinschauen, wollen nichts da- von wissen“, ärgert sich Magerle. 50 Euro Jahresförderung Die Politiker müssten es ei- gentlich wissen. Die Förderun- gen von Bund und Land fal- len jedoch nach wie vor eher mager aus. Auch die Gemein- den im Bezirk zeigen sich mit finanzieller Unterstützung f ür das Mädchen- und F rauen- beratungszentrum teils sehr zurückhaltend. Fünf der zwanzig G emein- den im Bezirk unterstützen die Beratungsstelle überhaupt nicht, von einigen gibt es Jah- resförderungen v on 50 oder 100 Euro. „Das ist nach wie vor unverständlich.Wir b e- treuen Frauen aus dem gan- zen Bezirk. Würden wir ih- nen nicht helfen, wären die einzelnen Gemeinden gefor- dert“, so Magerle. Dank an die vielen privaten Unterstützer Dass es auch anders gehen kann, zeigt etwa die Gemeinde St. Jo- hann, die das Mädchen- und Frauenberatungszentrum seit jeher großzügig unterstützt. Durch die Marktgemeinde wurde auch der Umzug 2019 in dringend benötigte g rößere Räumlichkeiten a m Schwimm- badweg 9 möglich. Auch ein paar andere Gemeinden zeigen sich großzügig. Eine wichtige Säule f ür das Beratungszentrum sind aber nach wie vor die privaten Un- terstützer – sie stemmen 30 Prozent der Kosten. „Ohne sie wäre ein Betrieb unmöglich. Man kann ihnen nicht genug danken“, betont Magerle. Ein Wunsch für die Z ukunft Für die Z ukunft wünscht sich Obfrau Magerle, dass das Be- ratungszentrum vom Bundes- ministerium als Frauenservice- stelle anerkannt wird: „Würden wir das schaffen, dann hätten wir das nötige Budget für die Beratungen, die gebraucht wer- den. Es liegt an der öffentlichen Hand.“ Mit der Klassifizierung würde der B und jährlich 5 0.000 Euro beisteuern. Die Klassifizierung wurde, wie im letzten Jahr berichtet, abge- lehnt, weil – und hier beißt sich die Katze in den Schwanz – als Klassifizierungs-Kriterium die Beratungsstelle schon jetzt min- destens 50.000 Euro von der öffentlichen H and bekommen müsste. K lingt unfair, ist es auch. Johanna Monitzer Vor 10 Jahren wurde das Mädchen- u nd Frauenberatungszentrum Bezirk Kitzbühel eröffnet Jeden Tag mindestens drei Kontakte Daten & Fakt en 1.369 Kontakte im Jahr 2019 St. Johann | Die vier angestellten Beraterinnen und zwei ehren- amtlichen Rechtsberaterinnen im Mädchen -und F rauenbera- tungszentrum verzeichneten 2019 insgesamt 1.369 Kontakte. Wer sucht warum Hilfe? Psychische Überlastung, b elas- tende Lebensumstände, Woh- nungsprobleme, finanzielle Probleme und Gewalt sind die häufigsten Themen, zu de- nen kostenlos beraten wird. Die meisten Frauen sind zwi- schen 30 und 49 Jahre alt. Sie kommen fast überwiegend a us Österreich. Völkerrechtlicher Vertrag wird erfüllt 2019 fanden in den Notwohnun- gen des Mädchen- und F rauen- beratungszentrums 15 Frauen sowie 11 Kinder kurzfristig Un- terkunft. Damit wird im Bezirk Kitzbühel der „Istanbul K onven- tion“, einem völkerrechtlichen Vertrag, der in Österreich 2 014 in Kraft getreten ist, Folge ge- leistet. In dessen Artikel 23/135 heißt es: „Im A bschlussbericht der Task Force des Europarats zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häusliche Gewalt wird eine sichere Un- terkunft für F rauen in Frauen- häusern empfohlen, die a uf alle Regionen verteilt sind und eine Familie pro 10.000 Einwohner aufnehmen können.“ Im Moment beherbergt das Mädchen -und F rauenbera- tungszentrum sechs Frauen mit insgesamt vier Kindern“. „Wir kommen im Bezirk Kitzbü- hel mit etwas mehr als 60.000 Einwohnern also dieser Emp- fehlung nach - und zwar auf- grund einer privaten Initiative und nicht, wie vorgesehen, als öffentliche V erpflichtung“, ver- anschaulicht Obfrau Renate Ma- gerle. jomo Quelle: Jahresbericht Mädchen- und Frauenberatungszentrum Das Mädchen- und F rauenberatungszentrum Bezirk Kitzbühel in St. Johann würde es ohne private Unterstützer nicht geben. Foto: Mädchen- und F rauenberatung
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