Kitzbüheler Anzeiger

Archiv Viewer

Ausgabe im Vollbild öffnen
Zurück zur Übersicht
Aktuell 2 Ausgabe 37 Fast genau sechs Monate ist es her, dass die Regie- rung den rigorosen „Shut- down“ verfügt hat. Die Folgen der Corona-Pan- demie schlugen sich im Bezirk dramatisch auf den Arbeitsmarkt nieder. Der Kitzbüheler A nzeiger bat AMS-Bezirksleiter Man- fred Dag um eine kleine Zwischenbilanz. Wie gestaltete sich der Ar- beitsmarkt während d er ver- gangenen sechs Monate? Gab es auch Monate, in denen es wieder bergauf ging? Das heurige Jahr geht auf jeden Fall in die Geschichts- bücher ein. Einen derartigen Wirtschaftseinbruch hat es we- der bei uns noch europa- oder weltweit seit dem Zweiten Welt- krieg gegeben. In den vergan- genen Jahren waren wir, wenn wir das Revue passieren lassen, fast schon ein wenig „verwöhnt“ von guten Arbeitsmarktdaten. Wir kamen somit von einem Extrem ins andere. Bis Ende Februar und Anfang März war wirklich Hochsaison. Von den Wirtschaftsforschungsinstituten zeigte sich zwar ein ganz leich- ter Rückgang. A ber was dann kam, hat alles übertroffen, was man sich irgendwo hätte v or- stellen können. Die A uswirkun- gen der Corona-Pandemie ha- ben im Frühjahr a lles verändert. Dadurch, dass wir ein stark saisonlastiger Bezirk sind, hat sich die Schließung der B etriebe, Seilbahnen etc. Mitte März a m stärksten a usgewirkt. Die Sai- son-Bezirke insgesamt waren in diesem Halbjahr am stärksten betroffen. Das hat in Tirol zur Folge gehabt, dass der Saison- schluss früher erfolgte und viel umfassender war als jemals zu- vor. Es war Unsicherheit spür- bar: wie geht es weiter? Ist Tou- rismus in dieser Form wieder möglich? B innen zwei Wochen haben sich im Bezirk Kitzbühel damals mehr als 4.500 Perso- nen arbeitslos gemeldet. Also in einer geballten Form, wie wir es noch nie erlebt haben. Gab es in dieser Zeit auch Hoffnungsschimmer? Man konnte alle Lockerungs- maßnahmen b eobachten. Mitte April konnten die kleinen Ge- schäfte wieder ö ffnen, und mit jeder Erleichterungs-Maß- nahme, die verordnet wurde, konnten wieder mehr Leute an- fangen. Das konnte man sehr deutlich sehen. Stark spürbar auch bei den Arbeitslosenzah- len und von den Betrieben her war eine Besserung bei uns aber erst mit Saisonstart zum Feri- enbeginn. Erst da fühlte es sich richtig wie „Saison“ an. Wie geht es dem Tourismus? Ganz auffällig war zu Saison- start die Verunsicherung darü- ber, wie die Saison laufen wird. Man wusste nicht: Gibt es po- sitiv Getestete, was unter Um- ständen – wie man a m Beispiel St. Wolfgang ganz gut gesehen hat – hohe Wellen schlägt. Die Saison lief allerdings doch recht gut. Bei der Gastronomie zeigte sich fast schon wieder die Be- schäftigtenzahl v om Vorjahr. Im Beherbergungsbereich ha- ben wir schon deutlich weniger Beschäftigte gehabt. D a gibt es einen Unterschied. In der Be- herbergung waren es immer- hin 708 Beschäftigte w eniger als letztes Jahr. In der Gastrono- mie 56 weniger als im Vorjahr. Für den W inter gehen wir von einem normalen Saisons- tart aus. Es hängt natürlich von den Rahmenbedingungen ab. Im Winter spielt sich viel mehr in den Innenräumen a b. Da muss man vorsichtiger sein. Ich gehe schon davon aus, dass weiterhin Winterurlaub in gu- tem Ausmaß stattfinden wird. Vielleicht nicht auf dem Vorjah- resniveau. Man hat ja auch im Sommer gesehen: Leute wollen Urlaub machen, sie wollen den Tapetenwechsel. Wir punkten mit dem Naturerlebnis. Das heißt nach w ie vor ist der Tourismus ein starker Beschäftigungsmotor? Ja, bei unserer Wirtschafts- struktur wirkt sich das nach wie vor stark sowohl auf die Beschäftigten- als a uch auf die Arbeitslosenzahlen aus. Deswe- gen war der Bezirk Kitzbühel ja auch bei jenen Regionen dabei, die österreichweit am stärksten von den Auswirkungen der Pan- demie betroffen waren – spezi- ell im Frühjahr. Thema Kurzarbeit: Wurde das Ziel erreicht, die Arbeits- losigkeit damit auszubremsen? Kurzarbeit hat sich – trotz al- ler Schwierigkeiten, die es am Anfang gegeben hat – sicher bewährt. W enn man weiß, dass Ende April österreichweit r und eine Million Menschen in Kurz- arbeit und eine halbe Million Menschen arbeitslos war, dann weiß man, was es b edeutet. 38 Prozent aller österreichischen Erwerbstätigen waren entwe- der in Kurzarbeit oder arbeits- los. Hätte es das nicht g egeben, wäre die Arbeitslosigkeit deut- lich stärker g estiegen. Mit Stand von Mitte August hatten wir im Bezirk Kitzbühel immer noch 369 Betriebe (jene, die hier ih- ren Firmensitz haben) in Kurz- arbeit, mit 1.874 betroffenen Arbeitnehmern. Wobei man merkt, dass die Ausfallstun- den mit Fortdauer der Kurz- arbeits-Zeit weniger gewor- den sind. Ab Oktober gilt das neue Modell, da entscheidet sich dann, wie viele tatsäch- lich um Verlängerung ansu- chen werden. Ich gehe davon aus, dass es viel weniger sein werden. Einige, bei denen die Entwicklung noch unsicher ist, werden vielleicht vorsichtshal- ber nochmals anmelden. Gab es beim AMS Kitz- bühel Hinweise auf Kurzarbeit-Sünder? Natürlich hat es einige Hin- weise gegeben. Wir haben uns das angeschaut und entspre- chend – wenn nach der ersten Prüfung p lausibel war, dass da etwas daran sein könnte – a n die Finanzpolizei bzw. Betrugs- abteilung der Polizei gemeldet. Das war nicht die Masse, es gab vereinzelte Meldungen an uns. Wir beim AMS Kitzbühel waren aber nicht hauptsächlich damit Sechs Monate nach dem rigorosen Corona-Shutdown ist zwar nichts wie vorher, dennoch geht „Das heurige Jahr geht auf jeden Den Arbeitsmarkt während der sechs Monate nach dem „Shutdown“ analysiert Manfred Dag. Foto: Galehr
< Page 1 | Page 3 >
 
Kontakt
Tel.: +43 (0) 5356 6976
Fax: +43 (0) 5356 6976 22
E-Mail: info@kitzanzeiger.at
Virtuelle Tour
Rundblick - Virtual Reality
Werbung
 
Zurück Aktuelle Gemeinde Archiv Suchen