Kitzbüheler Anzeiger

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Aktuell 4 Ausgabe 32 Über 20 t ote Schafe auf der Naringalm – bäuerliche Vertreter luden zum Lokalaugenschein Es braucht eine schnelle Lösung LAbg. Josef Edenhauser, Bürgermeister Reinhard F lörl, BLK-Obmann Josef Heim, P eter Rainer (Bauer aus Walchsee), Helga Brunschmid (LK-Vizepräsidentin), Alm- bauer Leonhard Mühlberger, Stephanie Hörfarter (Landesleiterin Tiroler Jungbauernschaft/Landjugend), Anton Dagn (Alm-Mitbesitzer) und Bezirksjägermeister Martin Antretter (v.l.). Foto: Pöll Es ist nicht die Angst, welche die Bauern ver- zweifeln lässt, sondern die Ohnmacht, nichts gegen den Wolf unternehmen zu können, außer die Tiere von den Almen ins Tal zu holen. Und auch das ist keine dauerhafte Lösung: Verbuschung und eine erhöhte Lawinengefahr wären die F olge. Ein Her- denschutz durch Einzäun- ung ist auf Almen nur sehr schwer umsetzbar. Kössen | „Eine Woche bevor hier auf der Naringalm die ersten Schafe gerissen wurden, war der Wolf in Walchsee unterwegs und tötete dort Schafe. Am 26. Juni riss der Wolf in Kössen die ers- ten drei Schafe. Durch Wildka- meras hatten wir dann Sichtun- gen und zwei Bilder des Wolfes“, erzählt Leonhard Mühlberger über den Anfang der W olfsat- tacken auf der Naringalm, die ihm und Anton Dagn gehört. Der Wolf kam wieder und riss Schafe. Der traurige Höhepunkt wurde in der Nacht vom 22. auf 23. Juli erreicht. Der Bauer fand auf dem gesamten Alm- gebiet mit einem Ausmaß von 90 Hektar 14 gerissene Schafe, aber nicht alle waren tot. „Hin- ter der Alm stand ein Schaf mit einem riesigen Riss. Ich musste das Tier gleich erschießen“, er- zählt Mühlberger, der b erech- tigt fragt: „wo bleibt hier der Tierschutz, wenn ein Schaf so leiden muss?“ DNA-Analyse bestätigt Wolf im Unterland Just an jenem Tag, an dem die Bauernvertreter mit den Be- troffenen zu einem Lokalau- genschein luden, bestätigte das Land, dass die DNA-Analyse der Risse einen Wolf bestätigen. In Summe wurden seit An- fang Juni im Tiroler Unterland 26 Schafe und elf Ziegen tot aufgefunden. „Bei den Schafs- rissen im Gemeindegebiet von Kössen a m 26. Juni, in Walch- see am 19. Juni sowie bei den toten Ziegen im Gemeindege- biet von Kirchdorf am 3. Juni wurde jeweils ein und dasselbe Individuum nachgewiesen. Es handelt sich um einen männ- lichen Wolf, der aus Südosten, aus der dinarischen Population, stammt“, informierte Martin Janovsky, Experte des Landes für g roße B eutegreifer. Auswertung der Tests dauert zu lange Erst einen Monat nach den ers- ten Rissen liegen die Tester- gebnisse vor, das kritisierte der Bezirksobmann der LK Josef Heim: „Das kann es nicht sein, auch in Walchsee gab es Risse, wahrscheinlich hat ein und der- selbe Wolf in dieser Zeit über 30 Schafe getötet. Somit ist er aus unserer Sicht klar als Problem- wolf zu definieren und zu ent- nehmen. Wenn aber die Aus- wertung der Proben so lange dauert, wird es nie zu einer Ent- nahme kommen, da der Wolf dann eventuell schon wieder in einem anderen Bezirk und somit Zuständigkeitsbereich wütet.“ Für H eim gilt es, auch den Schutzstatus des Wolfes zu über- denken, denn seiner Ansicht nach ist der Bestand in Eu- ropa nicht mehr gefährdet. Er könnte sich a uch gut vorstel- len, dass der Wolf im Unter- land entnommen wird und in einem nicht besiedelten Gebiet ausgesetzt wird: „Der Staat ist der größte Grundbesitzer, da wird sich schon ein geeignetes Gebiet finden lassen“, so Heim. Wolf-Problematik trifft nicht nur die Bauern Die Wiederansiedelung von Wölfen ist nicht n ur ein Pro- blem für die b äuerliche W elt, sondern weit darüber hinaus. Deshalb wurde kürzlich der „Verein zum Schutz und Erhalt der Land- und Almwirtschaft in Tirol“ gegründet. „Es s oll auf- gezeigt werden, wie die Reali- tät f ür die B äuerinnen und B au- ern aussieht, wie es ist, wenn sie ihre Tiere zerbissen auf den Al- men zusammensuchen müssen. Damit muss auf EU-Ebene ein Bewusstsein für ihre Situation geschaffen werden, damit der strenge Schutzstatus des Wol- fes gesenkt wird,“ sagt LK-Vize- präsidentin H elga Brunschmid. Basis für T ourismus „Tirol ist touristisch nur des- halb so erfolgreich, weil es eine wunderschöne, gepflegte K ul- turlandschaft in Kombination mit hervorragender Infrastruk- tur anbietet. Dazu zählen a uch beste Lebensmittel, Service- qualität usw.“, ergänzte J osef Edenhauser. Das alles werde durch die Wiederansiedelung der Wölfe a ufs Spiel gesetzt. „Unser Ziel muss es sein, Tirol als Region auszuweisen, die auf- grund ihrer landwirtschaftlichen Struktur und der Tradition der Almwirtschaft einen besonde- ren Schutzstatus genießt. B is wir soweit sind, lassen wir die Bäuerinnen und B auern na- türlich nicht mit den P roble- men alleine. Gerade finanzielle Aufwendungen zum Schutz der Tiere müssen s elbstverständlich entschädigt w erden!“ „Es geht nicht gegen die Wölfe, das w ollen wir ganz klar festhalten, sondern da- rum, eine für alle B etroffenen vertretbare Lösung zu finden“, hält Kössens Bürgermeister Reinhard Flörl f est. Elisabeth M. Pöll
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