Kitzbüheler Anzeiger

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Aktuell 16. Juli 2020 3 Auf einer Kamera hat man den Wolf in Kössen n un gesehen Ein Wolf im Bezirk ist bestätigt Am 26. Juni sind drei tote Schafe in Kössen gefunden worden, einen Tag danach hat Besitzer Leo Mühlber- ger ein weiteres tot ent- deckt. Die Bissverletzun- gen lassen auf einen Wolf schließen. Die B estätigung des Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Öko- logie in Wien fehlt noch. Mittlerweile gibt es aber Gewissheit, da der Wolf auf einer Kamera zu sehen ist. Kössen | Martin J anovsky vom Land Tirol war sich aufgrund der Bissmerkmale schon an- fangs sehr sicher: „Die Schafe weisen eindeutige Kehlbisse und Blutergüsse im B issbe- reich auf. Aufgrund des Riss- bildes ergibt sich ein konkre- ter Wolfsverdacht“, erklärte er via Presseaussendung. Seit vergangener Woche ist es fix - den Wolf hat man auf Video. Hinzu kommen noch weitere gerissene Schafe. Am Montag- nachmittag trafen sich Vertre- ter des Landes, Tourismus, Ge- meinde und betroffene Bauern, um über die w eitere Vorgehens- weise zu sprechen. Laut Bezirks- jägermeister M artin Antretter „eine sehr informative Veran- staltung, wo aber keine Maß- nahmen besprochen wurden.“ Klargestellt wurde einmal mehr der große S chutz des Wolfs. Laut EU-Recht ist der Wolf streng geschützt und dort gilt Her- denschutz vor Wolfsabschuss. Herdenschutz vor Wolfsabschuss Die Lage auf der Naringalm haben sich zwei Herdenschut- zexperten vom Land Tirol ver- gangene Woche angesehen. Auf dem Abschlussbericht war- tet nun Bauer Leo Mühlber- ger. Insgesamt hat er rund 60 Schafe auf der Alm, davon ge- hören ihm 40 S tück, die w ei- teren betreut er von anderen Bauern. Ganz aufgeben will Mühl- berger noch nicht, er übt sich im Zweckoptimismus: „Ich lass die Schafe oben, vielleicht zieht der Wolf ja ab“. So optimistisch sieht Antretter die Lage nicht: „Wir werden dem Wolf nicht mehr auskommen“, sagt der Bezirksjägermeister und ist sich sicher, dass dieser in den nächsten J ahren auch bei uns heimisch wird. Die Maßnah- men für den H erdenschutz sind schwierig umzusetzen, neben Zäunen und H unden muss an einer Behirtung der Tiere ge- dacht werden. Mensch braucht vom Wolf keine Angst haben Viele Wanderwege gehen durch das Gebiet im Kaiserwinkl. Vor dem Wolf braucht der Mensch keine Angst haben: „Es gibt keine Angriffe vom Wolf auf Menschen,“sagt Antretter. Der Anblick von den toten und ge- wilderten Schafen kann jedoch verstörend s ein. „Die Wan- derer brauchen danach einen Psychiater“, meint Mühlber- ger. Er selbst hat nun schon fünf S chafe verloren. Ein täg- liches Zählen der 60 S chafe ist für ihn unmöglich. Almwirtschaft mit Wolf ist schwierig Die Alm befindet sich im Dop- pelsitz. Aber nicht nur die Schafe, sondern auch Kühe sind dort auf Sommerfrische. Daraus ergibt sich ein weiteres Problem für die Bauern: „Wenn der Wolf in der Nacht wildert und eine Kuh patscht ab, dann kann mir das niemand ersetzen“. Die Tiere in der Nacht im Stall lassen? Kommt für ihn nicht infrage, da sich die Alm auf er Sonnen- seite befindet und es zu heiß f ür die Kühe ist, dass wäre wiede- rum nicht artgerecht. Eine verzwickte Situation, wo- bei eine befriedigende Lösung für die B auern wohl kaum zu finden ist. In Serfaus haben die Bauern nach erneuten Schafsris- sen am Dienstag die Reißleine für das heurige J ahr gezogen und alle Tiere ins Tal abgetrieben. In Zukunft ein Leben mit dem Wolf Der Wolf war fast ausgerottet, mittlerweile gibt es ständig stei- gende Zahlen in der Wolfspo- pulation, die Zuwachsrate liegt jährlich b ei 30 Prozent. Durch das hohe Wildvorkommen er- wartet den Wolf laut Bezirksjä- germeister Antretter ein reich gedeckter Tisch in unseren Wäldern mit Rehen, S cha- fen, Gämse, K älbern: „Jeden Tag bekommt er was neues zum Essen. Keine einfache Situation für die Bauern. Antretter vermu- tet, dass in den nächsten J ah- ren daher viele Almbauern das Handtuch werfen. Die Folgen für die g esamte Landschaft wäre fatal: „Die Almen wer- den nicht mehr bewirtschaf- tet und die Kulturlandschaft verwildert“. Verena Mühlbacher Die Idylle hoch über K össen trügt. Im Almgebiet der Naringalm ist ein Wolf unterwegs. Foto: ZOOM.TIROL Bauer Leo Mühlberger aus K össen sind fünf S chafe gerissen worden. Foto: ZOOM.TIROL „Der Wolf wird bei uns heimisch“, sagt Bezirksjägermeister Martin A ntretter. Foto: privat
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