Kitzbüheler Anzeiger

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Aktuell 4 Ausgabe 28 Ralf Wiestner, Margit Luxner und Sonja Föger Kalchschmied fordern die P olitik zum Handeln auf – die Situation der Mit- arbeiter im Pflegebereich soll endlich verbessert werden. Foto: Pöll Ausgeklatscht – anstelle von Applaus sollen endlich Reformen im Pflegebereich kommen Es ist Zeit für V eränderungen „Es ist an der Zeit, dass Taten folgen“, stellt der ÖGB k lar und fordert Verbesserungen für das Pflegepersonal. Neben einer Senkung der Arbeits- zeit bei vollem Lohnaus- gleich braucht es aber auch Veränderungen in den Strukturen, um den Arbeitsalltag für die Pfle- gekräfte zu erleichtern. Kitzbühel | „Die Bedeutung der Pflegekräfte wurde während der Corona-Krise mehr als deutlich. Von der Bevölkerung wurden sie als Helden gefeiert und von den Balkonen beklatscht, nur die Politik hat es immer noch nicht begriffen. Wir wollen jetzt die Unterstützung“, sagt M argit Luxner und verweist auch auf die demografische Entwicklun- gen und das fehlende Personal im Pflegebereich. Um diesem Personalmangel entgegenzu- wirken braucht es aber bessere Arbeitsbedingungen, um Leute für diese Arbeit gewinnen und Aussteiger wieder zurückge- winnen zu können. Klare Veränderungen werden gefordert Die Vorsitzende des Tiroler Wirtschaftsbereichs für G e- sundheit, soziale Dienstleis- tungen, Kinder- und Jugend- wohlfahrt in der GPA-djp und Betriebsratsvorsitzende des Al- tenwohnheims Kitzbühel, Mar- git Luxner, fordert mit der Ge- werkschaft Veränderungen in den Strukturen. Die Langzeit- forderung der Reduzierung der Arbeitszeit auf 35 Stunden bei gleicher Entlohnung soll end- lich umgesetzt werden. „Die Be- lastung im Beruf ist groß, da- her braucht es die verringerte Arbeitszeit, damit die Leute nicht in andere Branchen ab- wandern“, sagt Luxner. Luxner spricht sich für eine klare Strukturveränderung a us. Mehr Berufssparten sollten in die Aufgaben der Heime ein- gebunden werden, um so eine Entlastung für die P flegekräfte zu schaffen. Neben einer psy- chologischen Betreuung braucht es auch Ergotherapien, Logo- pädie, P sychotherapien und Physiotherapien, um die Pfle- gekräfte zu entlasten, die zu- dem oft auch als Reinigungs- kräfte zum Einsatz k ommen. Auch dabei sieht Margit einen Bedarf in den Heimen. „Bis jetzt lastet all das auf den Pfle- gekräften, es b raucht daher eine Strukturveränderung und auch der Pflegeschüssel gehört überdacht und v erändert. Satt, sauber und warm allein reicht nicht“, sagt Luxner. KV-Abschluss der Vernunft Bevor die Corona-Krise eintrat, befand man sich mitten in den Kollektivverhandlungen. Um die Forderung nach einer Ver- ringerung der Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich durch- zusetzen, ging man sogar auf die Straße und demonstrierte. Ein Instrument, das man im Pflegebereich nicht gerne an- wendet, denn man will seine Klienten nicht im Stich lassen und ihnen trotz solcher Maß- nahmen auch die volle Betreu- ung gewährleisten. „ Wir waren auf einem guten Weg. Wir ha- ben auch bei den zuständigen Politikern in Tirol vorgespro- chen und die Landesräte Fi- scher und Tilg zeigten Verständ- nis für unsere Anliegen. Von all dem ist nichts übriggeblieben“, geht Sonja Föger-Kalchschmied, Betriebsratvorsitzende der Le- benshilfe Tirol hart mit der Po- litik ins Gericht: „Wir haben in der Krise bewiesen, dass wir sie meistern können. Die P oli- tik hat uns viel versprochen, je- doch nehmen sie uns in keinster Weise ernst. Jetzt sollen endlich Zeichen folgen und unsere For- derungen gehört und umgesetzt werden.“ Luxner ergänzt dazu, dass die Politik endlich mit den Mitarbeitern im Sozial- und Pflegebereich reden soll und nicht nur mit den Betreibern der Einrichtungen, damit auch Ergebnisse erzielt werden. „Ich lade gerne jeden Politiker ein, eine Woche bei uns im Haus mitzuarbeiten, damit sie einen Einblick in die Arbeit der Pfle- gekräfte b ekommen“, sagt Wolf- gang Zeileis, Leiter des Alten- wohnheims Kitzbühel. In der Corona-Krise wurden die Kollektivvertragsverhand- lungen abgeschlossen. Mit we- nig Erfolg: Eine Stunde Arbeits- zeit weniger, die Umsetzung erfolgt innerhalb von drei Jah- ren. „Das ist keine Lösung für das ursprüngliche P roblem“, sagt Föger-Kalchschmied. Für R alf Wiestner, betreuen- der Sekretär der Gewerkschaft GPA-djp Tirol, war der KV-Ab- schluss nur ein Abschluss der Vernunft, damit die Mitarbei- ter zumindest eine Gehaltser- höhung bekommen. „In den So- zial- und Pflegeberufen gibt es nicht wie in anderen Branchen eine KV-Überbezahlung. D aher muss diese Arbeit anders be- wertet werden“, sagt Wiestner: „Wir werden trotz des KV-Ab- schlusses weiter fordern. Die Planung läuft und im H erbst werden wir starten.“ Durch die Belastung arbeiten viele im Sozial- und Pflegebe- reich nur Teilzeit. „80 Prozent der Mitarbeiter arbeiten zwi- schen 20 und 27,5 Stunden in der Woche“, sagt Luxner. Im Bereich der Lebenshilfe ist zum Teil eine Vollzeitbeschäftigung aufgrund der Betreuungszei- ten gar nicht möglich, g ibt Fö- ger-Kalchschmied zu beden- ken. Aufgrund der geringeren Arbeitszeit sinkt auch das Ein- kommen, wodurch viele einen Zweitjob annehmen. „Wir for- dern genügend Erholungszei- ten, damit die Arbeit wieder Spaß macht und ein Auskom- men mit dem Einkommen“, formuliert Margit Luxner die Forderungen aus. Elisabeth M. Pöll
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