Kitzbüheler Anzeiger

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Aktuell 9. Juli 2020 3 Die Diskussionen rund um die deutsche Fleisch- industrie sorgen auch in Tirol für ein Umdenken. Zwar können die Metz- ger den Bedarf nicht mit Tiroler Tieren abdecken, aus Österreich k ommt das hierzulande verkaufte Fleisch aber in jedem Fall. Kitzbühel | Die Konsumenten machen sich nach dem Fleisch- skandal in Deutschland auch bei uns inzwischen Gedanken, wo denn das Fleisch überhaupt her- kommt. Und hier können die heimischen Metzger beruhigen - vieles kommt aus Tirol, in je- dem Fall aber aus Österreich. „Wir schlachten in etwa 20.000 bis 25.000 Tiere im Jahr, das ist in etwa soviel, wie das jetzt in Diskussion stehende Unternehmen Tönnies allein a n einem Vormittag schlachtet“, veranschaulicht Karl Huber vom gleichnamigen EU-Schlachthof in St. Johann. Verarbeitet wer- den bei Huber übrigens nur Rinder, Kälber und L ämmer. „Das liegt vor allem auch daran, dass es bei uns kaum Schweine gibt“, klärt der Metzger auf. Bei ihm werden vorwiegend Tiere aus bester Haltung geschlach- tet. Dass eine Fleischfabrik wie jene in Deutschland so viel bil- liger produzieren kann erklärt Huber mit höheren K osten. So sei hierzulande die Landwirt- schaft viel kleinstrukturierter, überdies w erden seine Mitar- beiter nach Kollektivvertrag bezahlt und sind daher teurer, aber auch besser ausgebildet. Der Handel bewirbt schon län- ger heimisches Fleisch, da die Qualität besser sei. Die Gastro- nomie hingegen wehre sich ge- gen die Herkunft sbezeichnung und kaufe oft billiger ausländi- sches Fleisch. „Dagegen kämp- fen wir schon lange an. Reden alleine ist zu wenig“, ist Huber überzeugt. Auch bei der Metzgerei Huber in Kitzbühel wird großer W ert auf Qualität gelegt. Zwischen zehn und 15 Tonnen Fleisch wer- den wöchentlich v eredelt und in den eigenen Filialen verkauft . Auch Josef Huber jun. weist da- rauf hin, dass es in der Region kaum Schweine gibt. Doch beim „Martlingermetzger“ ko mmt u.a. auch Schweinefl eisch zum Verkauf, das von acht Bauern in der Region gezüchtet wird und zwar unter der Qualitäts- bezeichnung „Hofschein“. 80 bis 100 Landwirte beliefern Huber übrigens mit ihrem Rindfl eisch – sie alle kennt Huber persön- lich. Darauf legt er auch gro- ßen W ert. Kunden werden immer sensibler Fritz Knauer von der gleichna- migen Metzgerei in Brixen weiß, „dass jene Leute, die zu uns kommen, auch von uns selber Produziertes haben möchten.“ Im Detailgeschäft ist der Um- satz in der Corona-Zeit gestie- gen. „Die Leute haben in dieser Zeit halt einfach mehr gekocht“, sagt Knauer. Auch er verkauft ausschließlich österreichisches Fleisch und sieht ein Problem. „Es ist nun einmal so, dass ein geschlachteter Jungstier, der 500 Kilo wiegt, gerade einmal fünf K ilo Filet hat. Davon be- kommt man in etwa 15 Steaks heraus und das ist das, was die Leute wollen.“ Dabei habe das Tier so viel mehr gute Teile, die verkocht werden können. H ier wünscht er sich mehr Sensibilität. Auch die Metzgerei Hornga- cher bietet in ihrem Geschäft in Fieberbrunn ausschließlich österreichisches F leisch an. „Der Trend geht immer mehr zu heimischen Produkten“, be- obachtet Stefan Horngacher. Er bemerke in seinem Betrieb überdies a uch, dass die Kun- den immer sensibler werden, gerade dann wenn wieder ne- gative Schlagzeilen zum Th ema Fleisch zu lesen sind. Er achte darauf, das Fleisch nur von nam- haft en Betrieben zu vertreiben, die auf eine tierschutzgerechte Haltung Wert legen und gleich- bleibende Qualität anbieten. Der oberste Bauernvertreter des Bezirks, LAbg. Josef Eden- hauser, kennt die Probleme sei- ner Landwirte und appelliert an die Kunden, ihr Fleisch beim örtlichen M etzger oder auch gleich beim Bauern selbst zu kaufen. Warum das regionale Fleisch oft teurer ist, als jenes im Supermarkt, wundert Eden- hauser nicht: „In der Massen- tierhaltung wird das Tier anders gemästet, wir lassen unseren Tieren aber Zeit zum Wach- sen. Sie brauchen länger, b is sie schlachtreif sind und sind da- rum teurer. Der Koch bzw. die Köchin merkt das a uch in der Pfanne, weil das Fleisch kein Wasser verliert“, betont Eden- hauser. Kauft man Fleisch im Supermarkt, sollte man auf das AMA-Gütesiegel achten. Edenhauser hadert damit, dass sich die Wirte gegen eine Herkunft sbezeichnung wehren „Es hat sich nämlich g ezeigt, dass jene Wirte, die auf unsere Produkte setzen, auch Erfolg haben.“ Er rät den K onsumen- ten im Restaurant nachzufra- gen, woher das Fleisch kommt. „Den Wirt kostet die Nutzung von heimischem Fleisch ge- rade einmal einen Euro mehr pro Portion“, weiß E denhauser, der hofft , das auch die Konsu- menten gerade in Zeiten wie diesen noch sensibler werden. Margret Klausner Skandal um Fleischfabriken sorgt für ein U mdenken in den heimischen Küchen Metzger setzen auf Tiroler Fleisch Ein gutes Stück F leisch von bester Qualität hat seinen P reis – die Metzger im Bezirk legen Wert darauf, dass hauptsäch- lich heimische Waren in ihren Fleischtheken zu fi nden sind. Foto: deFrancesco/Huber
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