Kitzbüheler Anzeiger

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Aktuell 27. Februar 2020 3 Aus meiner Sicht Höchste Z eit zum Umdenken Es erschüttert und macht t rau- rig: das Video des Vereins ge- gen Tierfabriken (VGT), das den Weg von heimischen Käl- bern in den Libanon und dort ihren Tod zeigt. Mehr als 21 Stunden sind die zwei bis vier Wochen alten Kälber im T rans- porter zusammengepfercht – eine Versorgung der Tiere gibt es nicht, denn ein entsprechen- des Tränke system fehlt. Für ei- nige der Kälber ist S panien die Endstation, viele werden aber verschifft und kommen in den Libanon, wo sie bei vollem Be- wusstsein geschächtet w erden. Es ist ein kurzes, aber vor al- lem trauriges Leben, das diese Kälber haben. N ach der Ge- burt gleich von ihrer Mutter getrennt, geht es in den siche- ren, qualvollen Tod. Woher die Kälber k ommen, ist zweitrangig. Schockierend ist der Umgang der Menschheit mit anderen Lebewesen. Tiere werden nur als Ware gesehen, dementsprechend grob wird oft mit ihnen umgegangen. Es ist höchste Z eit, dass auch Tiere, die auf unseren Tellern landen, vom Gesetz her als Lebenwe- sen eingestuft und auch wie solche behandelt werden. Art- und tiergerechte Haltung sowie ein Abschied von den Tierfab- riken mehr als wünschenswert. Ein positiver Nebeneffekt da- bei wäre, dass es keinen Eti- kettenschwindel bei Eiern wie in Oberösterreich mehr g eben würde und der K onsument den Aufschriften auf den Verpa- ckungen mehr trauen könnte. Apropos Beschriftungen: Viel- leicht bräuchte es S chockbil- der über die T ierhaltung auf den Verpackungen von Billig- fleisch, um die Menschheit für ein mehr an Tierwohl zu sen- sibilisieren. Billig ist nicht im- mer gut – einen Verlierer gibt es dabei immer. Elisabeth M. Pöll poell@kitzanzeiger.at Für blankes Entsetzen sorgte vor Kurzem das Videomaterial, mit dem der „Verein gegen Tierfab- riken“ (VGT) das qualvolle Ende österreichischer Käl- ber im Libanon aufzeigte. Eines der Tiere stammte ursprünglich aus dem Bezirk. Bezirk | Es sind Bilder, die ihre Wirkung nicht verfehlen: Das vom VGT dokumentierte Tier- leid schlug in Österreich hohe Wellen. Die Tierschutzaktivis- ten hatten den Weg dreier hei- mischer Kälber – eines dav on aus dem Bezirk Kitzbühel – über den tausende Kilometer langen Transport nach Spanien bis hin zur barbarischen Schlach- tung im Libanon aufgezeigt. Tobias Giesinger vom VGT macht die Struktur der heutigen Milchwirtschaft für die drama- tischen Folgen verantwortlich: „Der Import von Futtermit- teln, der Export von Milch- produkten und das Schick- sal der Milchkälber zeigt k lar, dass sich die kleinbäuerliche Landwirtschaft in Österreich zu einer globalisierten Industrie entwickelt hat. Je mehr Milch produziert wird, desto mehr Kälber m üssen g eboren wer- den. Eine konsequente System- änderung ist deshalb dringend notwendig, um diese Transporte zu beenden.“ „Heimischen Markt stärken“ Tirols Landwirtschaftskam- merpräsident und U nterländer NR-Abgeordneter Josef Hechen- berger betont gegenüber dem Kitzbüheler Anzeiger: „Jedem Bauern geht es sehr schlecht da- mit, wenn er diese Bilder sieht – es läuft einem kalt über den B u- ckel. Denn wenn du kein Herz für T iere hast, beschäftigst d u dich schließlich nicht mit ih- rer Aufzucht.“ Die Praxis sehe so aus, dass der einzelne Land- wirt seine Tiere an einen Zwi- schenhändler v erkauft, der sie wiederum weiter vermarktet. Hechenberger setzt sich da- für ein, dass der heimische Absatzmarkt gestärkt wird. So könne man v erhindern, dass die Kälber überhaupt woan- dershin gehen. „Über 70 Pro- zent des in Tirol konsumier- ten Kalbfleisches kommt aus dem Ausland“, beklagt er. Hei- mische Landwirte müssen a uf dem Markt gegen Fleisch aus industrialisierter Mast beste- hen. Die Aufzucht unter ho- hen Standards in den hiesigen Kleinstrukturen „schaffen wir zu diesem Preis nicht und da- mit wollen wir auch gar nicht konkurrieren.“ Dieses Gefälle bedingt eine groteske Schief- lage am Markt. Daher wolle man in Tirol sichtbar machen, woher das Fleisch stammt und das Be- wusstsein stärken. „ Mich ärgert es, dass wir diese Importe nicht abstellen: wir wollen in Tirol veredeln und in Tirol servie- ren.“ Die Nachfrage sei durch- aus gegeben, wie Hechenber- ger betont. Gerade hier zeige sich auch wieder die Macht des Konsumenten: „Wichtig ist, dass ich im Geschäft hei- misch einkaufe und in der Gas- tronomie kritisch hinterfrage“, ergänzt der LK-Präsident. In diesem Zusammenhang ver- weist er einmal mehr auf ein wichtiges Anliegen der Tiro- ler Landwirtschaft, die transpa- rente Herkunftskennzeichnung. In Bezug auf die derzeit beste- hende Problematik fordert He- chenberger – im Einklang mit Ministerin Elisabeth Köstinger – ein Verbot des Transports von Lebendschlachtrindern in Dritt- staaten. Sozialminister Rudi Anschober hat in einer ersten Reaktion auf die jüngsten V er- öffentlichungen v on Berich- ten über Milchkälber-Exporte über S panien in den Libanon einen „Tierschutz-Gipfel“ ange- kündigt. Dieser wurde n un für den 17. März fixiert. Anschober dazu: „Tierschutz darf nicht an Österreichs Außengrenzen en- den. Daher muss auch das EU- Recht dringend überprüft und reformiert werden.“ Gemein- sam wolle man sich auf EU- Ebene für v erbesserte Rege- lungen einsetzen. Das Anliegen des VGT fasst Tobias Giesin- ger nochmals zusammen: „Wir fordern, dass die EU-Verord- nung konsequent eingehalten wird, was direkte Transporte in Drittstaaten von heute auf morgen beenden würde. Z u- sätzlich kein Transport von nicht-entwöhnten T ieren, so wären die drei Rinder a us Ös- terreich gar nicht erst im Liba- non gelandet.“ Elisabeth Galehr Tierschützer u nd Landwirtschaft fordern Exportstopp in Drittstaaten Kälbertransporte rütteln auf 27 Millionen Tiere wurden im Jahr 2017 zur Mast oder zur Schlachtung aus dem Ursprungsland Österreich lebend exportiert. Foto: VGT
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