Kitzbüheler Anzeiger

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anitaq, 21. Oeptember 1957 prei 80 Ornicben, 35.-- S 8. 3urganq, 2r. 38 21. YTlaUljöu c.. so., 22. 3Ttauritiu Yflo., 23. ef)1a M., 24 Ruert )TtL 25. [eofa n., 26. 3jnian 9r., 27. SZO£-MCliJ u. Dani. JtfonPeenib ur rinncrung 1itteHunqcn bcr 23olPdjoctjfc[jute Stit5 bilbei Sprachkurse: im Rahmen der Volkshochschule finden auch in diesem Eerbst WIE im Vorjahr ab 1. Oktober zwei doppestündig'e Sprachkurse in eng- lisch und italienisch statt. Jeden Dienstag Englisch für Fortg- sehrittene: jeden Donnerstag Italienisch für Anfänger, jeweils von 8-10 Uhr abends in der Volksschule, I. Stock. Zimmer 7. Kinderkurse in englisch nach Verein - barung. erein- barung. Anmeldungen zu allen Kursen bei Frau Crista Maria E g g e r, Kitzbühel, Malinggasse 8, Tel. 2103, oder in der Buchhandlung Schiestl. V o r s c h a u: Dienstag, 1. Oktober: Farblichtbildervortrag van Dr. Lilly 5: a ii t e r, Innsbruck, Institut francas, über: „Grundlage der modernen franzö- sischen Malerei". - Dienstag, 15. Ok- tober Fa.rblichtbildervo'rtra.g Dr. Erich K r ö r e r, Wien, über: „Die tausend- jährige Mönchsrepublik auf dem, Berg Athos". - Montag, 4. November Farb- lichtbildervortrag von Prof. Wilhelm M a t t h e 1 s e n, Nanzan- Universität of Nagoya, über: „Japan, das Land der aufgehenden Sonne". - Dienstag, 26. November Dichterles.un.g von Gita v. C z e z k - M ü 11 e r, Kitzbühel, ausWer- ken von Anton Wildgans. Auch Heini II a r r e r steht,' auf dem Programm. jedoch kann der Vortrag 'erst nach dessen Rückkehr aus Afrika, wo er gegenwärtig weilt. bekanntgege- ben werde n. prominente Odfie in büeI Schloß Lebenberg GeneralIirektor der Meinl-Werke Graf 8 p ii u r und Gräfin Hilde. l.andhaus Ganzer Musikpofess:or Ignancy T i e g er - m a n n aus Kairo. 1-laus Spiegel Musikpiofessor Stefan A s k e n a. a e aus Belgien. Alfons Petziild, der [lauer am 24. Sep- tember 75 Jahre alt geworden wäre, wenn ihn nicht sichon am 26. Jänner 1923 der Tod in seinem Kitz,büheler Hein; ereilt hätte, ist bewundernswert als Mensch und als Dichter. Man könn- te: fast saen, er ist eiin tröstendes und aufmunterndes Vermächtnis des gen an an das jam:mervoll'e, entbehrungs- reiche Tecli'en, ein großer, herrlicher und im Leisten beglückender Sieg der Menschenliebe, und der Lebensfreude. Man verm:ag es lauln zu glauben: die- ser ausgemergelte Hilfsarbeiter, dieser schwertuburkulose Proletarier. dIeser „Landsknecht des Elends" (wie 'er sich einmal nennt), 1er die Kräfte eines Simson herbeisehat, um die Paläste der Reicöen einz:ur:eiifien und das Gesch'echt der Ausbeuter zu vernichten ‚. dieser Alfoie Perz'old, Mensch von Gottes Gnaden, verlor wie durch ein Wunder die Bitternis'. Die Güte: nahm von, ihm Be:si:z. und schenkte ihm das fr:oh' Welt- schauen und Weltverstehen. Seine Dich- tung, die im Anfang ein Aufbäumen, eine Revolution war, die auf den Tlarri kaden stand 'und auf die Barrikaden rief, sie: wurde M'enschheitsdichtung, abge- klärt., weise und gilüg, erfüllt von den ewigen ilinge'ri dies deutschen Wunder- horns. Der Arheit:erdichte:r ist zuniVolks- dichter geworden. Er ist 'einer der gröfi- ten Österreichs Lud steht neben Rose:g ger: dieser aus än Bäuerlicher, jener aus den- Arbeiterstand komrnenL. Das Trrumphale in Petz:oids Wesen, die fiberwindung des, Inferno und der schipferische Aufbruch 'einer gequälten Seele, ist m:ütt, erlich:ea Erbe. Der Vater Petz:old war aus einem: andre Holz gesc linitzt, aus eineno' brennbaren und l:eichtgelor'echiicher:e:n. Dias Leben d:l Eltern ist aufregend und spannend wie ein Roman. Bald 'sind sie oben, bald unten, bald handelt der Vater ieo Thö.- rincn, woher er stammt, mit Käse, haie. mir Zigarren. In Hamburg schließt er seinem 'Zigarr:enladen ein Aktienbüro an, spekuliert glücklich, wird wohiha- be'ni.. iber Nacht verliert er alles. Schließlich konuiien die. Pet.zold nach Wien. Hier wird am: 24. Se:temher 1882 Alfons geboren. Bald 'nach Seiner Ge- burt bricht den Vater 'eine unheilbare Krankheit nieder. Sieben Jahre siecht er dahin. Alfons', kommt zu den Schul- brüdern ins Konvikt. Es s ml traurige Jahre. Kaum aus der Schule«ent],assen, mußte: Alfons eine B:eschäftgung 'ergrei- fen. Er wurde Handlaugei auf einem Neubau für ein Taggeld voll 1 Krone 80 Heller. Die schwere oft zwölfstündi- ge Arbeit überanstrengte dc Kräfte sei- nes leicht rhachitischen Körpers. Al- fons kommt in eine Lehre.' Bei einem Metalldreher fängt er an. Der schickte ihn aber gleich wieder fc ii mit dem gut gemeinten Rat, die Mutter möge ihn noch zwei Jahre gut mit Knödel füttern, bevor sie ihn als Lehrling ir- gendwohin gäbe. Alfons verlor aber den Mut nicht und versuchte es bei einem Spengler, dann bei einem Drechsler, ei- nem Tischler, le'Lnem Hut:erer- und Haf- nermeist:er. Auch das Bäcke:r:eigewerhie hätte er nicht verschmäht. Aber überall hieß es: der Bub Sei zu schwach. Im ‚‚A.hkrctzkamnnerl" eineS Wener Spitals' starb der Vater. Mut:er und Sohn waren der größten Not preisgegeben. Die Mutter ging Waschen, sie :ieh die: Fuß- böden der Nachbarn auf. Der Sohn lief sich die, Füße wund nach Arbeit. Es gibt kaum einen Beruf, de'n Alfons Pci- z:old in den nächsten vier Jahren bis zum: Tode der Mutter, nicht :ergre:ifti. Dar Taglohn betrug 2 Kronen. Davon mußten zwei Menschen leben, wenn die gebrechliche Mutter nichts verdienen konnte. Und doch: trotz. aller Not, trotz Rak- kern und Schuften, trotzdem der Magen knurrte, die geistige: Nahrung war dem heranwachsenden P:etzold vielleicht noch wichtiger als: die körperliche. Ohne ein gutes Buch vermochte: er nlcht,zu leben. Die Klassiker, die grollen Erzähler der deutschen Literatur und der Weitlite ratur waren ihm unentbehrliche Trost- spender. Um' die Dramen Schillers und Goethes lesen zu können, schrieb er
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