Kitzbüheler Anzeiger

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Se1te? Kitzbühel-er Anzeiger Samstag, 21. September 1957 sich in die Bibliothek des Ot.takriilg:er Volksbildungsvereines ein. 10 Heller war der Beitrag im Monat.. Er dichtete damals schon. Was ihm tagsüber beim Ziegelsciiupfen, vor der Stanzmaschine.. während der Boten- gänge einfiel, schrieb er abends, am Fensterbrett sitzend oder am wackeli- gen Küchentisch. auf dem die Mutter gerade bügelt, nieder. Es sind noch un- gelenke Ve rs.e. Aber aus einem Reclani - buch lernt er die Metrik, untecheidet bald zwischen Jambus, und Trochäus, hört von innen her die Rhythmik des Hexameters und des Pentanleters und bald ist er ein „richtiger" Dcht:er. Er behandelte soziale Themen, gestaltet Bal- laden r.evolutinnären Inhaltes, spürt in gesegneten Stunden, wie d.e Quellen (JS Volksliedes in ihm aufspringen Noch bei Lebzeiten der Mutter trat er der (sozialistischen) Otta.kringer Ju gendorganisatinn bei und trug im Ju- genda rbeite.rv ,r in eigene Gedichte vor. Es waren Verse gegen die T'yra ii ni s, gegen den Kapitalismus, zu denen ihn Herwegh imcl Freiligr.a.t.h anregten.. Seine persönliche. Lage war verzwei- felt. Die Mutter starb. Die Monatei und Jahre, die folgten, gehörten zu den schwersten, zu den erschütterndsten, die ein menschliches Leben in der soge- nannten ‚‚guten alten Zeit" jemals durch- kämpfen mußte. Es war ieiii grauenvol- Ins Ölbergdas'e:in, der aufreibende Kampf eines zwanzigjährigen Menschen gegen den Abgrund, gegen den völligen Zu- samuicnhruch. Wochenlang arbeitslos, oft ahriej Obdach in einem strengen. Win- ter, sucht Petzold Zuflucht in einem Massenquartier, flüchtet vor der peinin- genden Kälte in das: Freihotel zum, „Gn1 denen Ratzen", in den Samflelkanal des Wi:enf lus:ses. In, dieser entsetzlichen Zeit überfällt ihn die Krankheit, diel schon seitt Jahren in ihm steckt: die Tuberkulose. }hn Blutsturz wirft ihn nieder; er kommt ins Spital; wird, kaum genesen, nach El nase geschickt zu einer braven •Ar- beiterfa.milie., bei der er ein Btt in der Küche: neben dem Fenster hat. Die eue pflegen ihn halbwegs gesund. Petzold muß wieder roboten um 10 Kronen, Wo- chenlohn. Wieder stürzt Blut aus der kranken Brust. Betäubt lieg CC tagelang Filmtheater Kitzbühel 21. u. 22. Sept..: Zwei Bayern in Afrika 23. Sept.: Achtung! Autobahnmord! 24. u. 25.: Das Mädchen: ohne Pyjama Sept..: Das Mädchen Marion Sept. Zwischen zwei Feuern Filmtheater St. Johann L T. 20. u. 21.: Vor Gott u den Menschen 22. U. 23. Sept: Du bist Musik 24. Sept.: Menschenraub 25. Sept.: Die Fisc,he:rin vom Bodensee 26. Sept.: B anditen der Autobahn 27. u. 28. Sept.: Ball in der Botschaft in seinem Bett in der Arbeiterküche. „Und da merkte ich" - sbhrieb er in seinem. Bekenntnisbuch „daß eine große Wandlung in mir geschehen war. Ich fühlte mich frei und froh. Kein Haß krampfte mehr seinei Faust um mein Herz, Licht, war es geworden vor mei- nen Augen und die Lebensfreude sang mir unverständliche Hymnen der Lust.." Diese Wandlung ist ihm immer ein Rät- sel geblieben, aber fortan heißt Alfons Petzolds Leitspruch: „Suche in jedem auch noch so armen, häßlichen Ding die Schönheit. die Liebe und die Güte." Wohlgesinnte Menschenfreunde wer- den auf den sterbenskranken Dichtei aufmerksam. Ei kommt in die Lungen- heilanstalt Alland (bei Wien). Gönner ermöglichen ihm einen Genesungsurlaub in der herrlichen Bozener Landschaft. Damals: setzte sich der gesundende Pet- zold auch als Dichter durch und er hei- ratet Johanna, das; „Köstlichste, was ihm das Leben geschenkt". Die geLebte Frau, gleich ihm tuberkulos, wird ihm aber jäh entrissen. Gcdichtbä.nde erscheinen in rascher Folge. Dazwischen immer wieder ein Prosaabend. Im Juni 1914 wird Pet.zold mit dem Bauernfeld-Preis ausgezeichnet., ei erhält eine Ehrengabe der Schillr- stiftung und 1917 einen Ehrensold der Gemeinde Wien Der Proleta.re, hat ehe dunklen Ölbergstunden senes kämp- ferischen Daseins überwunden. Er gehört zur literarischen und geistigen Elite Österreichs. mi ersten Kriegsjahr hat 5ich Petzod An 13. September 1957 wurde im Rat- haus dci Stade Kitzbühel unter dem Vor- sitz von Bürgermeister Dr. Ca,millo v. B u s e h m a n die: 17. Geme,in:d:eratssit._ ziing abgehalten. Erstmals nahm an ei- ner Gerneinderatss tz ung der Ersatz- mann der ‚‚Jungen Front'', eher Maurer Johann 1 essenlechne.r jun., teil. Das Protokoll der außerordentlichen G e.rneincleratssitzung vorn 9. August er- fuhr na,eili Einspruch durch Vizebürger- meister Hermann Re:isch und Gemein- derat Walter Hirnsherger einige Ergän- zungen und zwar: nicht nur de Stadtwerke, sondern eins gesamte Stadtamt kann sich einer „hervorragend" geführten Verwaltung rühmen; es war nie davon die Rede, daß der neue. Weg zum „Me'inl.Hof" zwei- spurig angelegt werden sollte; im Protokoll fehlt der Beschluß über die Tb'erlassung des Trafo-Grund- stückes am Unterleitenweg an. den Be- sitzer des Hotels S'onnenhof' Willi Tuchi; das Schreiben des Verkehrsverei nes Kitzbühel betreffs Verbauungsplan „Oberleiten" und ‚.G-oing" wurde erst wieder verheiratet; diesmal mit einer ges'unden Frau, die ihm' drei Kinder schenkt. Nach vorübergehenden Aufent- halten in Südtirol und in der Umgebung von Wien läßt sich der Dichter mit sei- ner Familie in Kitzbühel nieder. Da. ge- sicherte Fam ilienleben, die prachtvolle Gebirgslandschaft. regen Seine Schaffens- kraft ungemein an. Fast täglich entsteht ein Gedicht, alle namhaften österreichi- schen und deutschen Zeitungen und Zet- schriften veröffentlichen seine Verse, seine gehaltvollen Prosadichtungen. An- strengende Vortragsreisen jagen den Dichter durch die Alpenstijelte. durch Deutschland, vermehren den Ruhm, brin- gen neue Freunde; und (vermutlich) auch Geld. Von der letzten Fahrt im Spät- herbst 1922 kehrt Petzold schwerkrank heim nach Kitzbühel. Er ist von einer Grippe befahlen, die das geschwächte Herz und die Lunge nicht aushalten. Am 26. Jä,nne:r 1923 starb Petzold. ‚Er wurde nicht viel älter als 40 Jahre. An dein sozialen Aufstieg der Arhiei- terklasse hat Petzold einen wesentlichen Anteil. Als „stummer, wehrloser Lohn- empfäng er kämpfte ei den pro!et.ari- sehen Kampf um das nackte Leben.. Er- bereitete r bereitete dein sozialen Aufbruch vom Geistigen her den Weg, weil er aus Not und Leiden ein Menschheitsdichter geworden war, der Seher und Verkünder einer besseren Zukunft. So ist Petzold noch immer eine geistige: und künstleri- sehe Komponente unserer Epoche. F. E.. Gruhe;r, Wien. auf Verlangen verschiedener Ge:meinde räte verlesen; in Sachen des V:erbauungsplanes Pöck. aus dem' Gutshof Going', ist die Skiabfahrt durch das sogenannte Go:in- ger Talele im' Sinne des Beschlusses auch bei der Bauverhandlung zu wah- ren. (Das Protokoll zu dieser Sitzung umfaßte 30 Maschinseiten!) Vizebürgermei5tr Reisch stellte' wei- den. Antrag, die Tagesordnung durch die Punkte ‚ ‚Aufsichtsrat eher Bergbahn A. G." und „Neue' Ein,heits- werte für Grundstücke im Stadtgebiet" zu ergänzen. Der Bürgermeister setzte den Gemein- derat von einem Schreiben der Bezirks- hauptmannscha.ft in Kenntnis, mit wel- chem das Ansuchen des bisherigen: e- me.inderate,s und früheren Vizebürger- meisters Oskar Eben auf Enthebung als Gerne in derat wegen Wechsel des Ar- beitsplatzes r- be.itsplat.zes genehmigt wurde. An sei- ner Stelle wurde der Angestellte Josef P0 i d 1, SPÖ, berufen. Auf Antrag von Stadtrat Johann Hechenberger sprach der Genieind::rat, einstimmig Oskar Eben für seine, bisher geleistete Tätigkeit im Gemeinderat. den Dank aus. Ebert war Rege Utigifeit im it3büeIer Rnt!au6 Ron ber 17. 0eMeinberaidfi4ung
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