Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 2 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 13. Oktober 1956 alles: Das derzeit wichtigste Kurmittel ist das Wasser aus dem Schwarzsee,. Der Schwarzsee ist, geologisch be - trachtet, ein in Mitteleuropa selten vor- kommendes Gewtiss'er. Ufer und Grund des Sees sind größtenteils Moorboden. Die Quellen kommen ebenfalls aus moo- riger Erde. Das Schwarzseewasser selbst könnte man mit einer ganz groben Ver- einfachung als einen natürlichen ‚Maor- extrakt" bezeichnen, denn es enthält chemisch zu einem grollen Teil dieselben Bestandteile wie die umgebenden Moor- lager. Ein solches Wasser nennt' man im medizinischen Sprachgebrauch Schwarzwasser und macht damit seit langem ausgezeichnete Erfahrungen. Männer in Kitzbühel waren schon eine Generation v 0 r u n s von der Heil- kraft 'des Sehwarzsee,wassers überzeugt und sio, ließ der damalige: Bürgermeister, Fr anz, Reis eh schon vor dem ersten Weltkrieg eine direkte Leitung vom Schwarzsee in das damals erbaute städ- tische Moorbad legen. Durch diese Lei- tung fließt auch heute noch das unver- änderte S'e'ewa,sser nach Kitzbühel hei- ein und wird im Moorbia,d für den Bade- gebrauch auf die erforderliche Tenp'eia- tur erwärmt. D':e Ba,dekur'en in Kitz- buhel bestehen im wesentlichen ans dem Baden im erwärmten Schwarzwasser und in der Anwendung von Packungen mit dem erwärmten Kitzbüh'ele.r Moor. Diese Kombination hat sich als außer- 'ordentlich gut bewährt und es; ist das Bestreben der Gemeinde - des damali- gen Gemeinderates von 1955 wie auch des jetzigen - sie durch moderne Ein- richtungen für Moorbreibäd,er zu ver- vollkommnen. Wenn dies; einmal gesche- hen ist, verfügt Kitzbuhel über unge- wöhnlich reich abgestufte. Behandlungs- möglichkeiten mit. Moor und Schwarz- wasser. Ist es gerechtfertigt, die Bedeutung der Bäderbehandlung so sehr in den Vordergrund zU stellen? Denn die Ent- wicklung und die ständig zunehmende Zahl chemotherapeutischier und anti- bi'otisch wirksamer Heilmittel wie Pe- nicillin, Streptomycin, Sulfonamide im Verein mit den modernen h'ormonellen Beh andlungsmeth'o den, denken wir an das Cortison, scheinen doch uns'er;e wich- t.ig;st'e'n therapeutischen Pr'obleme' zu lö- sen? Filmtheater KtzbüheI 13. u. 14. Okt.: Ihr K'orp'oral Okt.: Dieser Mann ist gefährlich. u. 17. Okt,.: Vergiß, wenn du khnns't! 18. Okt.: Ein Kind braucht Liebe. Filmtheater St. Johann L T. 13. u. 14. Okt.: Das 5. Gebot Okt.: Die Teuflischen X.: Der Theodor im Fußballtor u. 18. Okt.: 1000 Melodien 19. Okt.: Abenteuer in Algier Brauchen wir überhaupt Heilbäder? Es hat sich gerdde in, den letztem Jahren herausgestellt, daß weitvebrrei- tete Krankheiten durch die Anwendung von chemischen Heilmitteln wohl eine vorübergehende Besserung erfahren daß aber Dauererfolge: häufig nicht zu erzie- len sind. Von der möglichen Gefahr dieser Behandlungsarten soll hier nicht die Rede sein. Ganz anders steht es mit der Anwendung natürlicher Heilmittel, in unserem Falle die' Bäderbehandlung. Sie bessert nicht nur einen augenblick- lich bestehenden Krankhieitsz.ustand, sondern regt den Körper dazu an, aus sich selbst heraus Abwehrstoffe, zu bil- den und das Säftegleichgewicht wieder herzustellen. Nun noch zum Kapitel Kurmilieu Dessen Bedeutung wird in einem nega- tiven und einem positiven Beispiel auf- gezeigt: Ein Kitzbuheier Patient macht eine Moerbadrekur - ambulant, muß man sagen, denn er macht cl;ese ‚‚Kur" neben seinen beruflichen. Pflichten. Er badet zehn'- bis zwölfmal, 'erhält. seine Packungen und bekommt eine Art Bade- reaktion, denn 'es geht ihm womöglich schlechter wie zuvor - aber der Erfolg bleibt häufig aus! Die positive Beob- achtung: Ein 'Wiener oder Grazer kommt zur Moorbadekur nach Kitzbü- hei. Er nimmt dieselbe Zahl Bäder und Packungen, erlebt gleichfalls seine Ba- dere.aktion und er kommt zu seinem E r f 1 0: 19. 'Warum? Weil er, im Gegensatz zum Kitzbühe- 1er, Zeit für die Kur hat und für die Kur lebte. Lange Ruhepausen, ausrei- chenden Schlaf, Spaziergänger, ge'mäch- lieb eingenommene. Mahlzeiten. kurz, der Rhythmus; von Reiz und Entspannung in 'optimaler Folge hat hier den Aus:- schlag gegeben. Die mitgebrachten Sor- gen verblassen in der Schönheit der Natur, ein schonendes Reizklima, das gemütliche Leben in unserem, trauten Städtchen mit guter Luft und einer Sionne', 'die nicht durch Ruß' und Ne - b e 1 verdüstert ist, das Baden. im Schwarzsee (in Zukunft im Hallenbad!). Sportmöglichkeiten und Gelegenheit zur Unterhaltung, lohnende Ausflugsziele zu Fuß, per Auto, per Seilbahnen, und noch viele andere' günstige Eigenschaf- ten des Kurorteis, zusammen kurz K u r- m iii e' u genannt, haben den Kurerfhig ermöglicht.. Dieses Kurmi.lie.0 wirkt auf jeden 'ein, der als Sommer- oder Winter- gast hierherk'ommt, auch wenn er nicht moorhad'et. Eis bringt dem abgehetzten G roBs tädter die erhoffte Entspannung und Erholung, es ist weiterhin von un- bestrittener Bedeutung für den Rekon- vai'e's:zent'en, für den Erholungsuchenden schlechthin. Es war nicht immer so mit dem Kur- milieu. Heinrich von Langenst'ein be- schrieb. den Einzug einer Badegesell- schaft in Wiesbaden im 14. Jahrhundert wie folgt: „Zu ihm kommen sie von allen Seiten in Freude und Ausgelassen- he it, rn t Trompeten und Pfeifen, mit vielen Kasten und Flaschen, man bring: Lebensmittel und die leckersten Geträn- ke herbei, man nimmt Geld in Menge mit und besondere Kleider. Schon auf dem Wege wird gespielt, gesungen, ge- plaudert.. . Wenn man angekommen ist., werden Gastereien veranstaltet man sucht der Frauen Gesellschaft, man geht ins Bad, wäscht den Lib und be- fleckt die Seele." Dr. Siegfried Tiraßa: Eine Ba- dekultur kann man schon bis in die Frühzeit der Menschheit zurückverfol- gen. So fand man in.!: nahen Gasfein römische Münzen, was als 'ein guter Beweis für die frühzeitige Entwicklung dieses Naturwunders gilt.. Die Anwendung von heißem Moor, heißen M'oorbrei.en und Wasser ist also an eine weiter fortges'chrittene Entwick- lungsstufe gebunden. Man verwendet Moor seit etwa 150 Jahren und hat inzwischen die Indikation zu seiner An- w'endun,g genau umrissen. Die große und vrbreit,ete Gruppe der rheumatismchen Erkrankungen und die mit vielerlei Schmerzen einhergehenden entzündli- chen Frauenleiden re.agiel e'n besonders gut auf die Moorbadebeha.ndlung. Es ist erst wenige Jahre her, da.ß. das Hornron „C'ortis;on" in Substanz zur Ver- fügung steht und mit bestem Erfolg zur Behandlung von rheumatis;ehe.n Erkran- kungen verwendet wird. So groß die Freude über diese herrliche Entdeckung war, so fiel doch manch bitterer Trop- fen in den Wein der Rheumatiker, als sich herausstellte, daß bald nach Ab- setzen der Cortisontliera, in wieder die alten Krankheitserscheinungen auftra- ten. Aber der einmal besehritt'e'ne Weg hat zu weiteren Erkenntnissen geführt und eine der für uns wichtigsten ist, daß die Wirkung systematischer Badeanwen- dung darauf beruht, daß die darni,e:de,r- liegende Cortison-Produktion der kör- pereigenen Drüsen wieder in Schwung gebracht wird. Und gerade in diesel. Beziehung ist das M '00 r w a s s e r je- der anderen Badeanwendung überlegen, und weiters muß hervorgehoben wer- den, daß rheumatische Erkrankungen bei Frauen besonders gut auf Moorbe- handlung ansprechen. In den letzten Jahren hat die. Wissen- schaft viel altes Erfahrungsgut gesich- tet und Behandlungsmeth'oden als be- rechtigt anerkannt, die: im Laufe der stü.rn'ii sehen Entwicklung der modernen Medizin über Bord geworfen wurden. So winde noch vor wenigen Jahren eine s1ezifi.sehe Mo'orwirkung angezweifelt und behauptet, daß es; sieh nur um; eine Wärniewirkung handelt. Wieso kann 'es dann aber zu 53 günstigen Heileffekten auch mit kaltem Mo'orwasser kommen? Der moderne Mensch ist, obwohl von großen Fortschritten in der Hygiene ge- sprochen wird, noch weit davon ent- Fortsetzung auf Seite 6.
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